Die Helden des Radsports fahren gerade zum Cormet de Roselend auf knapp 2000m hoch, an einem sehr regnerischen Tag, und nicht nur in den französischen Alpen regnet es, auch hier in Saarbrücken schüttet es den ganzen Tag wie aus Eimern. Anfang Juli hatte ich eigentlich auf besseres Wetter gehofft, die Radlerprofis bei der Tour de France 2021 sicher auch, aber im Gegensatz zum Hochenergie-Gel, das die Sportler während ihrer Quälerei den Berg hoch essen, trinke ich lieber beim Zuschauen auf der Couch ein gemütliches Bier, für das Wetter passt ein dunkler Doppelbock einfach gut, und der Ayinger Celebrator Doppelbock lag schon eine ganze Weile in Kühlung bei mir – manchmal muss man die Chance ergreifen, die sich bietet!
Es ist, wie gesagt, ein trüber Tag, darum kann ich das Bier kaum ins Gegenlicht halten, um zu prüfen, ob die schwarzbraune, dicke Flüssigkeit auch da keinerlei Durchschaubarkeit bietet. Ein bisschen Rubinrot schimmert durch. Der Schaum ist dünn, cremafarben, bedeckt nur wenig der Bieroberfläche. Die Nase gefällt dem Starkbierfreund durch dunkle Malztöne, röstig, kräftig, nussig. Ein bisschen Holzkohle, leichte Rauchigkeit, ohne dabei speckig zu werden. Ein Anflug von Hopfen bietet aufhellende Frische, dezente Frucht, doch die Stoßrichtung des Celebrators ist klar – eine schwarze Seele liegt da im Glas.
Süßlich, nussig, röstig mit milden Kaffeearomen, man sieht, der Gaumen bestätigt die vorherigern Eindrücke. Eine grandios schwere Textur legt sich auf den gesamten Mundinnenraum, prickelt da leicht beim Ablaufen, die Süßlichkeit wird komplementiert durch eine deftige, aber grundsätzlich gut integrierte Bittere. Im Verlauf wird das Bier sogar immer herber, kaffeelastiger, hier meint man zwischendurch auch immer wieder, eine helle Zitrus- und Aprikosennote rauszuschmecken; jedenfalls ist trotz der dunklen Eindrücke der Bock durch eine hübsche Säure immer frisch und rezent. Der Abgang ist mittellang, rundet sich hier dann, fügt all die gesammelten unterschiedlichen Aromen und Effekte zusammen, und endet schließlich süßbitter, erhält dabei die Gaumeneffekte der Bittere und Säure lange aufrecht im Nachhall.
Ein wuchtiger Doppelbock, da steckt in dem kleinen 33cl-Fläschchen ein echter Kerl, ohne dabei zum Krawallbruder zu mutieren – eine sehr gelungene Komposition, die uns das Traditionsbrauhaus Ayinger da serviert. Nicht für jeden Tag, sicher, aber nach der Anstrengung der Bergankunft an einem so feuchtkalten Tag eine lohnenswerte Belohnung für den Couchsportler.