Ich habe mein erstes Bier mit 18 oder so getrunken. Und viele Jahre danach konnte ich dem bitteren Gerstensaft auch weiterhin nichts abgewinnen, ich war schon lange von der schwäbischen Alb weg, als ich anfing, mich für Bier näher zu interessieren. Entsprechend habe ich die lokalen Biere rund um mein Elternhaus nie richtig kennengelernt – was ich aktuell versuche, nachzuholen. Die Getränkemärkte im Ostalbkreis mit ihrer Grenzgängermischung aus bayerischen und schwäbischen Produkten sind entsprechend wahre Schatzkammern für mich, und das Königsbräu Halbe ist eine dieser Funde, bei denen ich mir denke, na, vielleicht hab ich doch was verpasst, damals. Nun, trinke ich es halt jetzt!
Ein guter erster optischer Eindruck hat durchaus seine Wichtigkeit, finde ich – und das Königsbräu Halbe gibt sich hier schonmal keine Blöße. Goldgelb, strahlend, kristallklar und mit schöner, aktiver Perlage. Der Schaum setzt sich aus feinem Flaum mit großblasigen Inseln zusammen; genau so stelle ich mir ein hübsches Helles vor. Auch in der Nase fühle ich mich direkt wohl, getreidig, leicht hefig, mit mildem Bitterhopfencharakter. Nicht so metallisch wie manch anderes Helles, leicht marmeladig-fruchtig, ohne eine Komponente zu überbetonen. Stiltypisch erwarte ich nichts dramatisches im Geruch, und das passt so.
Im Mund werden genau diese Fruchtmarmelade-Eindrücke am Antrunk wieder aufgegriffen, eine herrliche Süßsauer-Balance sorgt für ein tolles, volles und angenehm cremiges Mundgefühl. Frisch, leicht, aber dennoch unterschwellig aromatisch, leicht hefig, mit Jasminblumigkeit von Anfang bis Ende. Die Bittere ist sehr effektiv, und sorgt im Gesamtbild für eine Reinheit und Klarheit, die man schon im optischen Eindruck erwartet hatte, mit ein Grund, warum ich diesen Bierstil so mag. Der Abgang ist kurz, weiterhin beherrscht von Jasmin und Bitterhopfen. Der Gaumen bleibt sauber, hat vielleicht etwas leicht minzig-mentholisches, was der Erfrischung natürlich nicht schadet, im Gegenteil. Mit 5,2% Alkoholgehalt bewegen wir uns im sehr üblichen Rahmen.
Ein wirklich extrem süffiges, rundum angenehmes und handwerklich top eingebrautes Helles, ohne jede Sperenzchen. Ich versuche ja immer, neue lokale Biere zu finden und immer was neues auszuprobieren – zwei, drei Flaschen des Königsbräu Halben landen trotzdem ohne jedes Zögern zusätzlich im Kasten, wenn ich in der alten Heimat bin. Einfach weil es so unkompliziert und gut ist.