In letzter Zeit habe ich mich gefühlt etwas von superaromatischen, starkgehopften Bieren abgewendet, naja, das ist übertrieben, aber ich hatte doch eher Interesse an leichteren Bieren, klassisch gebraut, ohne übermäßige Hopfung und Blabla, was heutzutage scheinbar auch bei traditionellen Brauereien dazugehört. Es fällt mir dabei immer deutlicher auf, dass die Grenze zwischen Bierstilen doch fließend ist. So habe ich mit dem Hops Brewing Franzmann’s No. 1 Lager ein deutlich gehopftes und gemalztes Lagerbier vor mir, das nicht ins typische Schema passt. Mit Pilsner-, Cara– und Münchner Malz als Basis sowie den Hopfensorten Perle, Saphir, Simcoe und Cascade als Aromahopfung hat dieses Bier nur noch wenig zu tun mit einem eher dünnfeinen Pale Lager, was die meisten wahrscheinlich mit diesem Stil verbinden.
Farblich ein gut getrübter Bernstein. Wie so oft sieht man hier schöner Schaum beim Eingießen, der aber danach ziemlich schnell weg ist. Kaum Perlage. Der eingesetzte Hopfen kommt sensorisch voll zum Tragen, sehr hopfenfruchtig, das Lager riecht wie ein Pale Ale. Johannisbeeren, Ananas, Pfirsich.
Auch beim Geschmack denkt man zunächst: Pale Ale. Die Cremigkeit, der Körper, die Fruchtigkeit, die Bitterkeit – alles ist da. Mittlere Rezenz, gute Frische. Knackige Bittere mit 30 IBU. Leichter Fehlton nach Weichspüler. Gute Relation von zurückhaltender Süße und dominanter Säure. 5,9% Alkoholgehalt sind für den Stil üppig und geben Körper. Erst im durchaus langen Abgang kommt dann eine trockene, klare, frische Komponente dazu, die sich abhebt. Leichte Rauchigkeit, ein vorsichtiges Gefühl von Menthol. Eine Säuregefühl verbleibt.
Das Franzmann’s No. 1 ist für mich ein sehr spannendes Lagerbier, das ich gern in einer Verkostungsreihe mit anderen Lagerstilen probieren würde (hier natürlich am aromatischen Ende, im krassen Kontrast zu einem typischen Pale Lager beispielsweise), rein um die Breite dieser Ausprägung der Bierbrauerkunst zu demonstrieren.