Tequila darf nur so heißen, wenn er in einer der Regionen hergestellt wird, die das CRT dafür vorgesehen hat. Alle anderen Regionen, wie zum Beispiel Zacatecas, aus der der Miel de Tierra Mezcal Reposado stammt, dürfen zwar ähnliche Produkte herstellen, sie jedoch nicht „Tequila“ nennen – man greift dann vielleicht auf die gröbere Bezeichnung „Mezcal“ zurück, selbst wenn sie produktionstechnisch und aromatisch sehr ähnlich zu Tequila sind.
Der unterjährig gereifte Mezcal hat etwas Farbe angenommen im Vergleich zu seinem ungereiften Verwandten, dem Miel de Tierra Mezcal Joven, den ich neulich besprochen hatte, aber nicht so sehr, dass es einem auf den ersten Blick direkt anspringt. Im Glas ist nur leichte Öligkeit erkennbar, eine Kante bleibt beim Schwenken, aus der die Beinchen langsam ablaufen.
Das Ausgangsmaterial für diesen Mezcal ist die blaue Weber-Agave – daher sind sensorische Ähnlichkeiten zu Tequila kein Wunder (der ja ausschließlich aus dieser Agavenart hergestellt werden darf). Erdig, mineralisch, deutliche Agavenwürze, mildsüßlich, leicht fruchtig. Leichte Vanillenoten aus der Eichenholzfassreifung. Ein paar Alkoholspitzen, bei einer handwerklichen Spirituose mit 40% eher überraschend. Im Mund beginnt der Reposado süß, weich, erkennbar agavig. Im Verlauf nimmt er an Würze zu, wird pfeffrig, heiß, ohne den errochenen Alkohol dabei aber in den Vordergrund zu stellen. Insgesamt bleibt er aromatisch dezent, und während er eine fette, voluminöse Breite aufweist, fehlt es ihm an Tiefe und Ausdauer. Der Abgang ist daher eher kurz, sehr warm, bittersüß und voll, aber gleichzeitig irgendwie flach und nur vom Effekt am Gaumen, der eine ganze Weile nachglüht. Schöne, sehr blumige Jasminnoten hängen dabei am Ende lange im Raum. Insgesamt sehr angenehm trinkbar und rund, ohne in eine Richtung auszubrechen. Gerade der Jasmin am Ende ist dann aber superattraktiv.
Mir als Tequilaliebhaber kommt diese Art von Mezcal natürlich sehr entgegen, und sie zeigt letztlich, dass die namentliche Trennung dieser Spirituosen eine doch etwas willkürliche ist. Ich will diesbezüglich aber dennoch hoffen, dass Mezcal den Knall gehört hat, den die beinahe totale Industrialisierung von Tequila ertönen hat lassen – und es anders macht.
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