Imperial Stout und Tequila, zwei meiner Lieblingsgetränke. Wenn die zusammen gebracht werden, das kann ja nur ein Fest für die Sinne werden, oder? Das BrauKunstKeller Imperial Stout Single Barrel Aged Tequila Limited Edition versucht das – ein Bier, gereift in einem Tequilafass. Nur wenige Flaschen wurden hergestellt, und zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels wird es wohl seit sehr langem schon ausverkauft sein, und die Flaschen in Kellern von Bier- und Tequilafreunden lagern, um zu gegebenem Anlass geköpft zu werden. Ich habe meine Flasche nun geöffnet – hier meine Eindrücke dazu.
Bei einem komplexen Produkt wie diesem Bier sammle ich zunächst mal die Fakten zusammen – selten muss man das in dieser Art für Bier tun. 2013 wurde es gebraut, unter Verwendung der Hopfensorten Perle, Chinook und P. Jade und 8 Schokoladen-, Karamell- und Röstmalzen. 10,9% Alkoholgehalt stellen klar, dass wir hier wirklich ein Imperial Stout vor uns haben. Bis 2014 wurde es dann im Ex-Tequila-Fass gelagert. Ein letztes Datum – bis 2024 ist es mindestens haltbar, kein allzu ungewöhnlicher Wert für ein derartiges Bier. So, nun aber genug der Zahlen und Daten, probieren wir das Bier im Glas.
Optisch könnten wir auch Schweröl vor uns haben – Tiefstdunkles Braun, fast schon blauschwarz wie Tinte. Dickflüssig, blickdicht, keine erkennbare Perlage. Nur wenige Schaumbläschen; am Glasrand bleibt ein Ring wie eine Corona bei Sonnenfinsternis. Geruchlich sehr schokoladig, man könnte es für Milchkakao halten. Milde Tropfenfrucht. Sahne. Vielleicht etwas Seife. Ein minimalster Anklang von Rauch und Rotwein. Insgesamt eher dezent.
Das ändert sich schnell: Ultracremig, dick und schwer ist das BrauKunstKeller Imperial Stout Single Barrel Aged Tequila im Mund. Nicht besonders rezent oder frisch, eher dumpf. Sehr süß und wuchtig. Der Tequila ist mehr ein Beiaroma als ein definierendes Element; er ist aber erkennbar. Leichte Rotweinaromen, etwas Röstung und Honig komplettieren das Bild. Holz ist geschmacklich zunächst kaum erkennbar… aber im Abgang fährt das Fass seine Urgewalt aus. Hier kommen Holzeffekte plötzlich deutlichst zum tragen. Sehr trocken und sehr adstringierend, ohne aber die starke Süße dabei aufzugeben. Sehr lang. Milchkakaoaromen bleiben am Gaumen, sehr spät springen die Röstmalze nochmal hoch und geben einen sehr würzig-aromatischen Ausklang.
Der genaue Gegenentwurf zu einem Imperial Stout wie dem Brewbaker Berliner Nacht – beides Imperial Stouts, beide jedoch am exakten Gegenpol dieses Bierstils, soweit voneinander entfernt, dass man es kaum glauben will, dass hier derselbe Bierstil vorliegt.
Die Präsentation passt sich der aufwändigen Herstellung an. Die 0,33l-Flasche ist mit silbernem Wachs versiegelt, weist einen riesigen, aufgeklebten Holzbesatz auf, auf dem der Produkt- und Herstellernamen als Brandzeichen prangt. Dazu kommt ein hübsch designter Kartonumhänger, der ein paar Werbesprüche enthält. Das ganze wirkt schon etwas übertrieben und nicht elegant, sondern plump.
Ist es den exorbitanten Preis von 15€ wert? Da bin ich sehr zwiegespalten. Einerseits gestehe ich den kleinen Brauereien, die bei solchen Bieren enorm viel investieren und Aufwand betreiben, gern einen Preiszuschuss zu, da diskutiere ich nicht. Bei diesem Preisleistungsverhältnis allerdings fällt es mir schwer, hier nicht etwas zu grummeln anzufangen. Es gibt viele Imperial Stouts, die mir deutlich besser schmecken, die nur ein Viertel kosten. So überlasse ich es dem Genießer, sich dieses Bier zuzulegen, für einen besonderen Anlass. Freunde gereifter Bierspezialitäten? Ja, für die ist es sicherlich einen Versuch wert. Wenn sie es noch bekommen können.