Amerikanisches Bier hat das Image des geschmacksneutralen Sprudelwassers abgelegt, es ist in manchen Belangen dem deutschen Bier, seinem Vorbild, klar enteilt. Die Welle der Begeisterung für modernes Bier, das sich vom Fernsehwerbungsbiereinerlei, das Deutschland immer noch flächig beherrscht, schwappt nun zurück über den großen Teich: Stone Brewing hat vor einiger Zeit eine Brauerei und Abfüllanlage in Berlin gebaut und braut dort die klassischen Biere für den deutschen Markt nach, die den Hersteller in den USA so groß gemacht haben. Das vielleicht präsenteste Beispiel dafür ist das Stone Brewing Arrogant Bastard Ale, obergärig, mit ordentlichen 7,2% Alkoholgehalt abgefüllt in eine auffallend gestaltete Halbliterdose.
Die Farbe ist ein vergleichsweise unspektakuläres, dumpfes Braun. Ich mag diese Farbe an Bieren nicht, das ist aber eine persönliche Marotte. Schöne orangegoldene Reflexe hellen das triste Braun immerhin etwas auf. Der cremefarbene Schaum ist fein und langlebig. Der Geruch wabert schwer und malzig, mit leichter Auflockerung durch hopfige Fruchtnoten: Ananas und Mango, würde ich sagen. Aber auch eine würzige Komponente, nach Ketchup und BBQ-Sauce. Dazu minimaler Rauch, eine sehr attraktive Kombination.
Im Mundgefühl kommt der arrogante Bastard zunächst weich und fluffig daher, doch sonst ist nichts weich an diesem Bier: würzig, sehr bitter, stark malzig, nur leicht hopfig. Grapefruit. Holz. Röstaromen, gemahlener Kaffee, schwarze Schokolade. Im Abgang steigert sich das noch, dieser wird sehr salzig, mit Eindrücken von Lakritz, Sojasauce und Rauch. Sehr trocken und bitter. Mehr ein Effekt und Gefühl als ein Geschmack von Grapefruit bleibt lange am Gaumen.
Man merkt, das gefällt mir ausgesprochen – es könnte ganz sicher eines meiner Lieblingsbiere werden. Ein hartes, unkompromissloses Bier, wie das Etikett schon ankündigt: wer auf deftig-bitteres Zeug steht, kommt hier auf seine Kosten. So brutal, wie Etikett und Illustration andeuten, ist es dann aber ehrlicherweise doch nicht, also keine Angst, hier werden keine Gaumen verätzt oder Geschmacksnerven abgebrannt.
Die Aufmachung ist natürlich alles Attitüde. Ich bin mir nicht sicher, dass mir das wirklich gefällt, denn das Bier hat es nicht nötig. „You’re not worthy“ lockt dann genau eben die an, die es eben nicht zu würdigen wissen, die nur darauf aus sind, sich vor anderen zu beweisen. Der Dämon allerdings gefällt mir; er erinnert mich ein bisschen an den Troll Grimmzahn (Grimtooth im Original), der mit seinen Fallen die eine oder andere Rollenspielsession im Chaos enden ließ (wer erinnert sich?). Der Illustrations-Stil weckt diese Reminiszenzen an den Zeichner Paul Bonner und frühe Rollenspiel-Tage. Allein das ist das regelmäßige Trinken des Arrogant Bastard Ales für mich schon wert.
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