Die „X“-Reihe aus dem Münchner Brauhaus Crew Republic ist deren Experimentalschiene; hier können die Brauer Einmalbiere, die nicht dauerhaft im Sortiment verbleiben sollen, einfach so mal spaßeshalber brauen, ohne sich Sorgen um Reproduzierbarkeit zu machen. Wenn sich jemand wundert, warum ich nun ein Bier bespreche, das so gar nicht mehr im Handel erhältlich ist – die lange Haltbarkeit eines derartigen Biers (hier noch bis Ende 2019) sorgt dafür, dass ich das Crew Republic X 2.1 Barley Wine, das ich irgendwann 2015 oder so kaufte, jetzt erst trinke.
Die Farbe ist stiltypisch kakaobraun, blickdicht, mit nur sehr schwacher Perlage – beim Eingießen hatte ich sogar den Eindruck, dass dieses Bier überhaupt nicht karbonisiert ist, was sich aber kurz darauf etwas relativierte. Dennoch ist praktisch kein Schaum da.
Ich rieche Erdbeermarmelade, Orange, etwas reife Banane, Ananas. Recht fruchtig, dennoch mit starkem Malzcharakter. Toffee, Milchschokolade. Auch im Mund dominiert die Fruchtsüße: Ananas, Zwetschgen, Toffee, Malz. Schwer und dicht – die praktisch nicht vorhandene Karbonisierung wirkt sich für mich persönlich etwas störend aus, da das Bier so etwas schal und unrezent daherkommt. 60 IBU sind erst im Abgang erkennbar, wenn sich die Süße legt. 9,5% Alkoholgehalt, für ein Bier eine echte Hausmarke, gehen im Gesamtbild schön auf. Der Abgang ist lang, trocken und ganz leicht adstringierend. Die Süße pappt etwas am Gaumen.
Die Hopfensorten sind klassisch gehalten (Herkules, Fuggles und East Kent Golding) und lassen die amerikanischen Ultraaromahopfen mal außen vor; Pilsener und Crystal wurden als Malze verwendet.
Nun, das ist ein Bierstil, den man eh nicht oft vorgesetzt bekommt – entsprechend sehe ich es als Experiment für mich, so wie es eins für die Brauer von Crew Republic war, wenn man der Story auf dem Rücketikett glauben darf, die ich anfangs zitierte. Persönlich empfinde ich diesen Barley Wine als zu süß konzipiert, etwas mehr Frische könnte ihm auch guttun.
Hab neulich eins von diesem Jahr gekauft und konnt mich nicht beherrschen, es direkt zu probieren. Irgendwie nicht so rund. Engländer und Amerikaner können das irgendwie besser.
Wir haben wirklich recht ähnliche Geschmäcker bei Bier!