The Girl from Ipanema goes drinking – Velho Barreiro Gold Cachaça Adoçada

Brasilien liebe ich vor allem für zwei Dinge, die das Land der Welt gegeben hat: Bossa Nova und Cachaça. Leider sind beide von der modernen Gesellschaft etwas missbraucht worden; der herrliche Bossa-Song Garota de Ipanema wurde trotz der herrlichen englischsprachigen Interpretation der unglaublich wunderschönen Astrud Gilberto zur Fahrstuhlmusik degradiert, die Cachaça zur Zutat nur zu einem einzigen Cocktail.

Wenn ich den Aussagen von Kennern glauben darf, bekommt man in Europa praktisch keine nicht-industriell, handwerklich hergestellte Cachaça. Die Reise nach Brasilien ist relativ aufwändig; bis es mal soweit ist, greife ich erstmal zu verfügbaren Produkten, die mir zumindest den Eindruck von Qualität vermitteln: zum Beispiel zu Velho Barreiro Gold Cachaça Adoçada. Die Verwandschaft zu rhum agricole von den französischen Antillen ist schon in der Herstellungsart deutlich: Beide werden aus frisch gepresstem Zuckerrohrsaft hergestellt.

Velho Barreiro Gold Cachaça Adoçada

Die Flasche ist unauffällig und vergleichsweise standardisiert, das Etikett in den Hauptfarben schwarzgold passt sich dem Inhalt der Flasche an. Wenn mir jemand erklären kann, wer der alte langbärtige Mann auf dem Etikett ist, würde ich mich über einen Kommentar diesbezüglich freuen. Leider enthält die Flasche auch einen dieser unsäglichen Nachfüllstops, die einem das Dosieren echt schwer machen.

Das erste, was mir beim Geruchstest nach dem Bewundern der strohgoldenen Farbe einfällt, ist Malz. Ich denke an Genever. Nur ein leichter Anflug von Alkohol, stattdessen eine Eukalyptusnote. Etwas holziges, grasiges deutet auf die Verwandschaft mit rhum agricole hin.

velhobarreiro-cachaca-etikettAuf der Zunge kommt erstmal die Süße deutlich in den Vordergrund. Je länger man den goldenen Velho Barreiro dann aber im Mund hat, umso mehr kommen die würzigen Komponenten zum Vorschein. Ganz klar Malz, eine leichte Salzigkeit, Pfefferminze. Im Abgang ist dann spannenderweise nichts mehr von der Süße da, hier schlägt die Fassreifung von ordentlichen 3 Jahren voll durch und präsentiert einem eine ganz andere Spirituose, als die, die man zuerst im Mund hatte. Sehr trocken, sehr würzig und bitter bleibt diese Cachaça für respektable Zeit am Gaumen. Es fehlt vielleicht etwas an Körper. Ganz spät am Ende dann wieder etwas Zucker, zu klebrig, den Gesamteindruck leicht störend.

Auf ein Wörtchen, das vielleicht in all dem brasilianisch-charmanten Vokalgewusel untergeht, möchte ich gesondert hinweisen: Es ist das unauffällige Wort „adoçada“, zu deutsch „gesüßt“. Für Cachaça sind die Regeln klar, sie darf gesüßt werden, dies muss dann aber ab 6g/L auf dem Etikett kundgetan werden. Das ist eine Vorgehensweise, die ich mir auch für Rum wünschen würde; viele Hersteller süßen ihren Rum, verstecken dies aber vor dem Verbraucher. Ich fordere kein Verbot der Süßung von Rum, sondern, dass dies klar auf dem Etikett angegeben wird, so dass man selbst entscheiden kann, ob man Rum oder eine gesüßte Spirituose auf Rumbasis trinken will.

Was Cocktails angeht ist Cachaça, wie schon in der Einleitung angesprochen, leider stark in eine Ecke gedrängt – jeder denkt sofort an die Caipirinha. Da diese Rezeptur so beliebt ist, vor allem auf Festen im Sommer, kriegt man unglaublich viele unglaublich schlechte Caipirinhas vorgesetzt. Ein Jammer. Richtig und gut gemacht ist dieser Drink wirklich wunderbar, und er ist flexibel: So sollte man neben dem Standardrezept auch mal kleine Variationen ausprobieren, wie zum Beispiel die Peach Caipirinha.

peachcaipirinha-cocktail


Peach Caipirinha
1 halben Pfirsich aus der Dose kleinschneiden und mit
¾ oz Limettensaft muddeln
1 Barlöffel Sirup aus der Dose dazugeben

2½ oz Velho Barreiro Gold Cachaça Adoçada
½ Limette, in 4 Stücke geschnitten
Auf Eis shaken und ungefiltert in ein Glas schütten


Im Originalrezept kommt noch Zucker dazu; da diese Cachaça aber gesüßt ist, und im Dosenpfirsich schon genug Zucker drin ist, lasse ich ihn mal weg. Er fehlt mir dann auch nicht.

Wer bisher Cachaça als reine Mixzutat kannte, könnte sich hier eines besseren belehren lassen: Die Velho Barreiro Gold Cachaça Adoçada kann man überraschend gut auch pur genießen. Wer rhum agricole mag, wird sich eh wie zu Hause fühlen, muss sich aber vielleicht an die leicht klebrige Zuckernote im Abgang gewöhnen. Wer nur die brasilianischen Feuerwässer wie Pitú kennt, sollte sich mal auch eine gereifte Cachaça zu Gemüte führen. Es gibt also für alle Voraussetzungen Gründe, zuzugreifen!

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

4 Kommentare zu „The Girl from Ipanema goes drinking – Velho Barreiro Gold Cachaça Adoçada

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