Die Sonne des Südpazifiks – Cargo Cult Banana Spiced Rum

Cargo Cult Banana Spiced Rum Titel

Ein Spiced Rum ohne nachträglich zugesetzten Zucker. Klingt erstmal nach einer Utopie. Dabei ist das nichts komplett Neues, schon 2015 hatte ich Kontakt mit dem Meermaid Infused Rum, der eher auf einen starken, aromatischen Rum und kaltmazerierte Kräuter setzte und mich bis heute begeistert. Doch vor und nach diesem Positivbeispiel waren die Spiced Rums, die ich probierte, eigentlich fast alle pappsüß und fühlten sich eher wie Liköre an. Dabei muss man sich klar werden – Spiced Rum ist keine geschützte Bezeichnung, es gibt keine gesetzlichen Regelungen, wie der hergestellt und zusammengesetzt sein muss, da kann jeder machen, was er oder sie will. Und die meisten Hersteller denken wohl, dass den Konsumenten kindliche Süße wichtiger ist als ein erwachsenes, klareres Aroma; und die, die den modernen Trinker, der durchaus gerne gewürzte, aber nicht gesüßte Rums mal probieren würde, ernst nehmen, sind rar gesät.

Hier kommt dann die Firma Cargo Cult ins Spiel. Ihr Ansatzpunkt ist seit 2014 genau das – hochwertige Rumsorten aus Papua Neuguinea und Fiji, gebrannt aus Südpazifik-Zuckerrohr, gereift in den Tropen, geblendet und weiterverarbeitet in Australien. Echte Gewürze wie Ingwer, Kardamom und Nelken werden für ihren Dry Spiced Rum eingesetzt, aber kein zusätzlicher Zucker oder künstliche Aromen. Ein spannendes Erlebnis, muss ich sagen – doch man kann dem noch eins draufsetzen. Der Cargo Cult Banana Spiced Rum verwendet als Basis den eben erwähnten Dry Spiced Rum, und man legt dann darin Bananen aus North Queensland ein, auch hier also Zutaten aus der Südpazifik-Region. Erneut, keine Aromen oder so, sondern einfach nur Bananen. Das ganze erfolgt in kleinem Maßstab, und auch wenn „small batch“ heutzutage bei vielen Spirituosenkategorien wie Bourbon gar nichts mehr bedeutet, ist das für kleinere Produzenten wie Cargo Cult noch eine Phrase mit Aussage. Ich habe hier nun eine Flasche des Batch No. 3 vor mir stehen, es scheint also anzukommen bei den Genießern der Welt, dass ein dritter Lauf erfolgen konnte. Rein ins Glas damit.

Cargo Cult Banana Spiced Rum

Ein blasses Maisgold sieht man schon in der Flasche, im Glas wirkt es noch etwas blasser. Eine passende Farbe, die die Bananen wiederspiegelt, ohne künstliche Dramatisierung. Viskosität zeigt sich beim Drehen des Glases, mit sehr ordentlichen Resten, die dabei hängen bleiben und dann fett ablaufen.

Reife Bananen. Nun, was soll ich sonst sagen bei diesem Produkt, doch es ist sehr beeindruckend, wie konsequent das hier durchgezogen wird: eine sehr natürliche Bananigkeit, gar nicht künstlich, ich war vorhin im Supermarkt an einem Stand voller Bananen, und da hat es auch so gerochen. Etwas Vanille ist dabei, Orangenblütenwasser, und sogar etwas Marzipaniges, aber nur unterschwellig. Insgesamt hat das etwas sehr angenehm Parfümiertes an sich, nur im positiven Sinn gesprochen natürlich. Der Basisrum kommt, exploriert man etwas tiefer, dann zum Vorschein, mit einer ansprechenden Fiji-Typizität. Also, rein von der Nase her will ich eigentlich gar nicht aufhören, daran zu schnuppern, das macht so richtig Spaß.

Cargo Cult Banana Spiced Rum Glas

Irgendwann muss ich aber doch den ersten Schluck nehmen. Und man ist erstmal überrascht, dass es gar nicht so süß daher kommt, wie man vielleicht bei einem Spiced Rum vermuten würde. Natürlich ist da ordentlich schwere Bananensüße, die wirkt aber gut eingebettet und gar nicht aufgesetzt. Ziemlich zügig schmeckt man dann einen durchaus schon esterigen, recht würzigen Rum darunter, die zwei gehen echt gut zusammen, da passt kein Blatt dazwischen. Orangenblütenwasser, Kokosblütenzucker, Sternanis und etwas Süßholz geben eine völlig nicht zu erwartende Eleganz in diesen Rum, während er im Verlauf dann trockener und wärmer wird, mit feiner Bittere, die die Süße ausgleicht. Am Ende prickelt die Zunge etwas, der ganze Mundraum ist mit Banane und Vanille ausgefüllt, kein bisschen Zuckerklebrigkeit oder Alkoholizität (38% Alkoholgehalt sind wohl gewählt) stört den langen Nachhall.

Ist das die neue Generation von Spiced Rums, die nicht einfach erstmal ein Pfund Zucker in die Flasche kippen und das ganze dann mit künstlichen Aromen zukleistern? Mir kommt es so vor. Wer von Spiced Rum bisher Abstand genommen hat, weil er zu einfach strukturiert, süß und oberflächlich war, sollte hier nochmal seine Vorurteile überdenken: Der Cargo Cult Banana Spiced ist ein Beispiel dafür, wie gut gemacht diese Kategorie sein kann und alle Mängel der Vergangenheit ausgleicht.


Das Rezept des Banana Drama II, das mit Bananen aromatiertes Blue Curaçao verwendet, habe ich leicht abgewandelt und stattdessen den Cargo Cult Banana Spiced Rum eingesetzt. Klingt das Rezept meines Banana Drama III arg süß? Da täuscht man sich, denn es ist wunderbar ausbalanciert und neigt sogar eher zur Säure als zur Süße, während der Cargo Cult die Banane wirklich super rübertransportiert. Ein echt guter Drink!

Banana Drama III Cocktail

Banana Drama III
2oz / 60ml Bananen-Spiced-Rum
1oz / 30ml Zitronensaft
¾oz / 23ml Blue Curaçao
½oz / 15ml Apfellikör
1 Eiweiß
Auf Eis shaken.

[Rezept adaptiert nach speakeasieruk’s Banana Drama II]


Die Aufmachung der Flasche soll an Militärgüter des Zweiten Weltkriegs erinnern; von der Schablonenschrift über die grundsätzliche Farbwahl (gelb und dunkelgrün) bis hin zu den holzschnittartigen Illustrationen eines G.I.s auf dem Rücketikett und der Flaschenhalsbanderole. Durchgängig, cool, unterhaltsam, da hat sich jemand Gedanken gemacht. Die Anspielung auf die speziellen religiösen Bewegungen in Melanesien, die den im Krieg über den Inseln breitflächig abgeworfenen Industriegütern der westlichen Nationen eine göttliche Herkunft nachsagten und sie als Künder einer millenaristischen, glückseligen Zukunft sahen, ist gelungen, man sieht ja den Fallschirm mit Kiste daran auf jedem Etikett der Reihe. Ich hoffe jetzt einfach mal, man hat auch die moderne Verwendung der Phrase „Cargokult“ mitberücksichtigt und diesen selbstironisch aufgenommen. Es würde die Marke nur noch sympathischer machen.

Cargo Cult Portfolio

Während meines letzten Aufenthalts als Juror für den Spirituosenwettbewerb ISW in Neustadt/Weinstraße hatte Solveig Gerz, die den Import für die Cargo-Cult-Produktreihe nach Deutschland übernimmt, die drei verfügbaren Rumsorten mitgebracht, und ich fand es toll, diese abends in lockerer Runde dann probieren zu dürfen: Neben dem hier vorgestellten Bananenrum auch noch den unaromatisierten Navy Strength Rum und den Dry Spiced Rum. Ich empfehle alle drei bedingungslos!

Offenlegung: Ich danke FFL Rum Brands für die kosten- und bedingungslose Zusendung einer Flasche dieses Rums.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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