Kurz vor Weihnachten war ich bei meinem Freund Dimitri in Belgien eingeladen. Wir kennen uns seit 6 Jahren, sehen uns jedes Jahr als Juroren bei Spirits Selection by Concours Mondial de Bruxelles, haben es aber nie geschafft, das schon seit langem gewünschte private Treffen außerhalb des Wettbewerbs auch mal durchzuführen – bis eben diesmal, und es war ein langer, toller Abend mit vielen Spirituosen, Zigarren, Gesprächen und Bier. Von diesem Tag in Belgien brachte ich ein großzügiges Geschenk von Dimitri mit: eine ganze Kiste voll mit belgischen Bieren, rund 30 Flaschen unterschiedlicher Marken. Stück für Stück trinke ich die nun gemütlich weg. Ich fange an mit dem Val-Dieu Bière d’Abbaye Triple. Das Bier ist ein echtes Abteibier, das in der Brasserie de l’abbaye du Val-Dieu in Aubel also tatsächlich noch in der Zisterzienserabtei gebraut wird, mit Flaschengärung und 9% Alkoholgehalt.
Deutlich trüb, mit klar erkennbaren Hefepartikeln, die im Bier schweben. Safrangelb, mit feinem Schaum, der als dünne Schicht lange erhalten bleibt, und mit kleinen Blaseninseln gefällt. Perlage ist nur in einzelnen Bläschen sichtbar. Die Nase ist sehr malzig und getreidig, mit einem leichten Eisenton, und nur Anflügen von Hopfenfrucht. Pfirsich vielleicht, aber wie gesagt, nur höchst dezent, das Getreide dominiert klar.
Im Mund wirkt es viel süßer, als man das vermutet hätte, mit einem sehr cremigen, superfluffigen Mundgefühl. Hier ist dann auch viel deutlicher Frucht vorhanden, Pfirsich, ja, und getrocknete Aprikosen, und auch etwas Backgewürz. Das wirkt im Vergleich zur Nase sehr aromatisch und voll, wartet dabei gleichzeitig mit knackiger Säure auf, die die Süße im Verlauf dann etwas kontert und für angenehme Rezenz sorgt. Im Nachhall wechselt es zu leicht blumigen Noten, mit Jasmin und Veilchen, während ein kühles, frisches Gefühl lange am Gaumen bleibt und deftige Bittere am Ende übernimmt.
Ein wohlgestaltetes Bier, mit vollem Körper und gleichzeitig Eleganz, schöner Frische und wunderbarer Aromatik. Großartig gemacht, komplex und vielschichtig, erneut ein Beispiel dafür, warum ich belgische Biere so liebe.