Der freundliche Elefant ist ein starkes Markenzeichen – die Biere der belgischen Brouwerij Huyghe fallen auf, selbst in einem gut gefüllten Spezialbierregal. Dazu trägt natürlich auch die Abfüllung in Keramikflaschen bei, und die Gestaltung, die den rosa Elefanten in unterschiedlichen Farbumgebungen zeigt, die auf die beinhalteten Biere anspielt. Gönnen wir uns einfach mal das dreifache Delirium, das Delirium Tremens, Argentum und Nocturnum, zumindest wissen wir danach, dass die rosa Elefanten, die wir sehen, nicht einem Bierrausch entstammen!
Das erste der Reihe ist das Delirium Tremens Strong Blond Beer, mit 8,5% Alkoholgehalt schonmal geeignet, erste Rauschzustände zu induzieren. Farblich ist es blond und blassgold, leicht trüb und dabei opalisiernd, wodurch man die Perlage gut sieht, die in einzelnen Strängen den Schaum speist, der zunächst dick ist, nach einigen Minuten aber auf einen halben Zentimeter feinblasigen Flaums reduziert ist. Die Nase weist eine angenehme Mischung aus Hopfen und Malz auf, deutlich getreidig, dabei mit Anflügen von Zitrusfrucht versehen. Eine leichte Blumigkeit sorgt für Eleganz und Abwechslung – das ist kein aufregend riechendes Bier, aber ein sehr angenehm duftendes.
Im Mund findet sich zu Beginn eine schöne Süßsauer-Balance, mittlere Textur und direkt schon eine sehr angenehme Frische, die durch den Hopfen noch verstärkt wird. Im Verlauf kommt eine sehr deutliche Bittere zum Vorschein, immer stärker werdend, bis sie im Abgang alles beherrscht. Leicht fruchtig, leicht blumig, hier werden die Eindrücke der Nase wieder aufgenommen. Gegen Ende wird das Bier etwas kratzig und verliert an Volumen, die 8,5% Alkoholgehalt spürt und schmeckt man dann etwas. Im Abgang kommt zunächst Getreide, später Jasmin hervor und diese lassen das Bier ausklingen. Ja, das trinkt sich süffig und gut, ein kleines bisschen unrund, aber frisch und frech – unterhaltsam, ohne großen Anspruch anzumelden.
In den gleichen Flaschentyp abgefüllt, hier aber mit Silberfolie beschlagen und mit einem Etikett versehen, das den rosa Elefanten vor silbernem Hintergrund zeigt, kommt das Delirium Argentum Hopped Amber IPA daher, gebraut zum 25. Jubiläum der Marke Delirium (nicht der Brauerei, die ist bereits mehr als zehnmal so alt). Die Stilbezeichnung ist Amber IPA, das passt vom optischen Eindruck jedenfalls – bernsteinfarben und mit dem für Flaschengärung typischen dicken Schaum steht es im Glas. Man sieht bei Gegenlicht eine deutliche Trübung, und viele kleine Bläschen sorgen für hübschen Mousseux. Den Hopfen (die genauen Sorten werden nicht auf dem Etikett genannt) erschnuppert man sofort, eine wahre Fruchtbombe ist das, voller Birne, Pfirsich, Mango, Banane und Grapefruit, sogar bei der niedrigen Trinktemperatur setzt sich das durch, ohne dass die Nase gekratzt wird, wie das bei manch anderem IPA durchaus der Fall sein kann. Ein leichter metallischer Geruch ist noch mit dabei.
Das initiale Mundgefühl ist sehr weich und cremig, doch nur Sekunden danach entsteht schon eine herbe Bittere und Apfelsäure, die sich im Verlauf weiter steigert. Grapefruit und Birne sind aromatisch definierend, und erstgenannte Zitrusfrucht steuert auch den Gaumeneffekt bei, leicht kitzelnd, etwas astringierend, minimal anästhesierend. Die fruchtigen Hopfenaromen beherrschen den gesamten Geschmacksverlauf, da ist sonst nicht viel anderes, was das Bier etwas eindimensional macht – gegen Ende wird die zunächst vorhandene Rezenz auch durch ein leicht schales Gefühl gemindert. 7,0% sind für ein belgisches Bier nicht ungewöhnlich. Der Abgang bleibt fruchtig, etwas schal, wie gesagt, und mit nachhängender Grapefruit. Nun, das ist ein einfaches IPA, ohne viel Charakter oder Spannung, gut trinkbar. Nichts, was mich vom Hocker haut.
Kommen wir zum letzten des Triptychons, dem Delirium Nocturnum Strong Dark Beer. Man könnte es im Glas für einen Kaffee halten, die Farbe der Flüssigkeit und des Schaums passen genau auf diese Beschreibung. Blickdicht, mit nur einzelnen Lichtstrahlen, die durchdringen, macht es seinem Namen auch alle Ehre, ohne ganz schwarz zu werden wie manche Imperial Stouts. Der Schaum ist stabil und hauptsächlich feinblasig. Die Nase bietet sowohl hopfige, leicht fruchtige Frische, als auch darunter dunklere, malzige Töne, wobei ersteres dominiert. Nur minimal sind Röstaromen da, ein Anflug von Kaffee, aber die Aprikose, Orange und Grapefruit überdecken diese deutlich, ohne in die IPA-Fruchtkorb-Richtung zu gehen – eine schöne Melange aus diesen Aromen.
Auch im Mund fühlt sich das Nocturnum gar nicht dunkel an, hätte ich die Farbe nicht gesehen, würde ich blind sagen, das ist ein helleres Bier, jedenfalls belgisch, aber nicht so dunkel. Schnell bilden sich milde Fruchtaromen heraus, die sich dann aber ziemlich zügig ins blütig-kräuterige wandeln, mit extrem starken Eindrücken von Wintergrünöl und Jasmin, das geht fast ins Artifizielle über und lässt mich an diese bunten Menthos-Fruchtkaudragees und Zuckerwatte denken. Nicht unangenehm, aber irgendwie künstlich halt. Die Struktur ist fein, klar sauerbitter, dabei nicht kratzig. Die ordentliche Karbonisierung sorgt für Rezenz, die Säure mit limettigem Geschmack und die gegen Ende eintretende milde Trockenheit mit leichter Astringenz unterstützen das – mit 8,5% Alkoholgehalt hat man hier einen starken Erfrischer vor sich, dem es im Gesamtbild dann aber doch etwas an Körper und Tiefe fehlt.
Alle drei sind retrospektiv keine Knüller, eher durchaus vernünftige Biere mit hoher Drinkability, ohne jedoch gesondert Komplexität oder interessante Spannung aufbauen oder die Oberflächlichkeit überwinden zu können. Ein belgisches Bier für Zwischendurch, bei dem man nicht nachdenken muss – das hat für den kopflastigen, immer sofort zur Analyse neigenden Bierfreund wie mich auch seine Vorteile. Es gibt auch noch ein Fruchtbier aus der Reihe, das werde ich sicherlich auch noch probieren irgendwann.