Exotische Biere, da mag man an Südamerika und Fernost denken, doch für mich viel exotischer als das ist ein Bier aus Russland. Von Mexiko über Argentinien bis China und Australien habe ich schon Gerstensaft im Glas gehabt, aber ein russisches Bier? Das ist mir bisher komplett entgangen. Das Zhiguli Barnoe Pshenichnoe (Жигули Барное Пшеничное) von der Moskovskaya Pivovarennaya Kompaniya (Moskauer Bierbrauerei), der laut eigener Aussage modernsten Bierbrauerei Russlands, soll diesen Mangel beheben. Es handelt sich dabei, wie der Name schon sagt, um ein obergäriges Weizenbier. Das Zhiguli scheint ein „legendäres“ Restaurant bzw. eine Bierhalle in Moskau zu sein – ich habe es durch Zufall auch hierzulande in Flaschen mit Drehverschluss gefunden, man kann sich also leicht davon überzeugen, ob sich ein Bierabstecher nach Russland lohnen könnte.
Optisch weiß es zu überzeugen – ein hübsches, volltrübes weil unfiltriertes Ocker sitzt im Glas, mit einem attraktiven Schaum, der aus sehr feinen Bläschen besteht, mit einzelnen sehr großen dazwischen. Nur vereinzelt sieht man Perlage aufsteigen. In der Nase wirkt das Bier sehr getreidig, mit einer seltsamen, leicht dumpfen Eiersalatnote, so seltsam es klingt. Durchaus ein Braufehler, finde ich, und ich bin sehr zaghaft, so etwas zu sagen. Hefe ist ebenso vorhanden.
Im Mund wirkt das Zhiguli Barnoe Pshenichnoe zunächst überraschend sauer, fast schon zitronig oder an Waldmeisterbrause erinnernd – jedenfalls ein sehr deutlicher Unterschied zu den Hefeweizen deutscher Brauart, die ich kenne. Diese Eiernote, die nun fast schon in Plastik übergeht, ist auch geschmacklich vorhanden, es ist irgendwie schwer definierbar, inzwischen bin ich sicher, dass das ein Mangel ist. Die Textur ist zwar fett, dennoch wirkt das Bier leichtkörperig und luftig, ist für ein Weizenbier vergleichsweise trocken und herb (11 IBU). Die ausgeprägte Säure und deutliche Karbonisierung sorgen für angenehme Rezenz, zusammen mit den 4,9% Alkoholgehalt ist das für mich ein sehr frisches Sommerbier. Der Abgang ist extrem blumig, voller Jasmin und dennoch zitrusfrisch wie zu Beginn. Sehr kurz, weiterhin getreidig und ohne viel Tiefe klingt das Bier aus.
Ungewöhnlich, aber, und das muss ich sagen – daran kann man sich gewöhnen, wenn dieser Eiersalat nicht wäre. Eine zweite Flasche, einen Monat später gekauft, hatte dasselbe Aroma, es ist also nicht nur eine Flasche, die mangelhaft gewesen wäre. Ich für meinen Teil werde die anderen Biersorten, die es in dem neuen russisch-slawischen Supermarkt, der bei mir um die Ecke geöffnet hat, dennoch sicherlich auch noch ausprobieren. Der Trockenfisch, den ich beim letzten Besuch mit dem Zhiguli Barnoe Pshenichnoe gekauft habe, war jedenfalls spitze, so dass ich sicher wieder dorthin kommen werde.