Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Artikels weilte ich gerade in Brüssel und verkostete für den Spirituosenwettbewerb Spirits Selection by Concours Mondial de Bruxelles Schnäpse im Dutzend. Und das eine oder andere belgische Bier rann dabei abends sicher auch meine Kehle hinunter – ich liebe das Land für seine eigenständige, extrem lebendige Bierkultur. Trappistenbiere sind dabei ein wichtiger Bestandteil. Als ich neulich in einem Supermarkt in Saarbrücken mit dem Westmalle Extra ein mir noch unbekanntes Familienmitglied dieser Bierfamilie sah, dachte ich, das ist eine guter Anlass, die ganze Serie Westmalle Trappist Extra, Dubbel und Tripel zu besprechen.
Beginnen wir auch direkt mit dem auch mir neuen Westmalle Trappist Extra. Was ich rein von außen, bei Betrachtung der Etiketten, schonmal gut finde: das Abfülldatum ist auf der Flasche angegeben; für Bierfreunde eine wertvolle Information. Der Alkoholgehalt ist mit 4,8% für ein belgisches Bier erstmal niedrig angesetzt. Ein außergewöhnlich schöner Schaum entsteht beim Eingießen – eine herrlich hübsche Blume aus feinblasigem Schaum, die auch nach einigen Minuten nicht zusammenfällt und auf dem Bier stehen bleibt. Sie wird durch sehr ausgeprägte Perlage gespeist, man sieht wirklich Milliarden und Abermilliarden von feinsten Bläschen, die fast schon eine Fläche bilden, und dadurch das eh schon naturtrübe Blassgold noch dichter machen.
Die Nase ist getreidig, fast schon holzig, würde ich sagen, mit leichter Erdigkeit und deutlicher Hopfenbittere – da ist kaum Aromahopfen drin, ein klassischer Biergeruch. Etwas milde Frucht liegt trotzdem drin, aber nur in Mikrodosierung. Die Nase ist, insbesondere bei guter Kühlung, damit unauffällig. Der Geschmack punktet dagegen direkt sehr, hier findet sich auch eine getreidige Würze, die an ein Helles erinnert: klar, sauber, ohne allzuviele Beigeschmäcker. Ein sehr direktes Bier, das trotz der Sauberkeit ein volles Mundgefühl hat, und eine hin und wieder gefühlte Süße mit knackiger, frischer Säure überspielt. Sowohl dadurch, als auch durch die schon angesprochene Perlage, ist das Westmalle Extra sehr rezent. Am Ende kommt eine effektive, kräftige Hopfenbittere auf.
Ein sehr schönes Bier, unkompliziert, frisch und leicht, das sich extrem süffig trinkt; und dabei trotzdem eher in die Kategorie „Genussbier“ fällt. Ideal für den heißen Sommer (wenn er dann nächstes Jahr kommen sollte)!
Das Westmalle Trappist Dubbel fällt dann rein optisch in eine ganz andere Kategorie – da ist schwarzbraune Blickdichte angesagt, und eine schön feinblasige Crema darauf, die sich einige Minuten gut hält. Geruchlich ist der Unterschied nicht ganz so deutlich, das Bier hält sich zurück, was Aromen angeht, eine leicht metallische Note, etwas Malz, ein Anflug von Hopfen, der minimale Fruchtigkeit mitbringt.
Im Mund dagegen zeigt sich das dunkle Dubbel weniger zahm, direkt ist da eine kräftige Säure, die zusammen mit leichten Röstaromen den Gaumen aufmischt. Die Textur ist voll und schwer, doch durch die Säure und die sehr hohe Karbonisierung wirkt das Bier dennoch sehr frisch und trotz der Farbe auch irgendwie helltönig. Hier kommt auch eine milde Blumigkeit zum Vorschein, die paradoxerweise zur sehr ausgeprägten Trockenheit passt, die sich im Abgang dann noch zeigt. Mit 7% Alkoholgehalt haben wir hier schon etwas, was man am Ende des Biers dann spürt.
Das Westmalle Trappist Dubbel ist für mich ein klassisches Go-To-Bier, das ich immer mitnehme, wenn ich es irgendwo sehe. Es macht mir richtig viel Vergnügen: Einer meiner Lieblingsbelgier.
Kommen wir zum Stärksten des Trios – im Westmalle Trappist Tripel sind immerhin ordentliche 9,5% Alkohol eingebaut. Auch hier ist die optische Erscheinung über jeden Zweifel erhaben, eine leuchtende eidottergelbe Farbe, naturtrüb, mit explosiver Schaumentwicklung beim Eingießen. In der Nase machen wir eher einen Sprung zurück zum Extra, getreidig, metallisch, feuchter Kies, milde Bitterhopfentöne.
Wenn man sich durch den Schaum gekämpft hat, liegt eine sehr satte Textur im Mund. Rund, voll, mit initialer Süße wirkt das sehr attraktiv. Schnell holt aber Säure und Bittere das ein, bringt Komplexität im Eindruck, wenn auch nicht in der Aromatik: Es ist festzuhalten, dass alle drei Westmalles eher Texturbiere denn Geschmacksbiere sind. Dennoch ist das für mich ausgesprochen gut gemacht. Im Verlauf zeigt sich doch noch Aroma, eine sehr schöne Jasminblumigkeit entsteht und diese hängt im Abgang dann auch sehr lange nach. Sehr rezent ist das Tripel von Anfang bis Ende, bei der Frische muss man aufpassen, dass man nicht zuviel davon trinkt, gerade in der Sonne, wo so ein Bier herrlich wirkt, knallt das dann ganz gewaltig durch die Alkoholstärke, die man kaum spürt.
Im Endeffekt bin ich unendlich froh, dass ich an diese drei belgischen Trappisten hier bei mir so leicht herankomme – der Edeka in der Mainzer Straße hat sie oft vorrätig, neben vielen anderen Bierspezereien aus aller Welt. Aber, wie schon oben mal erwähnt: Westmalle landet bei aller Experimentierfreudigkeit immer wieder ohne jedes Nachdenken im Warenkorb bei mir. Tolle Biere, kurz und knapp gesagt.