Neue alte Weinbrandgebiete – Ararat Akhtamar Aged 10 Years Armenian Brandy

Ararat Akhtamar Aged 10 Years Titel

Ich kam gerade von meiner Reise nach Bulgarien zurück, und hatte dort diverse interessante bulgarische Weinbrände kennengelernt. Als ich mich im Nachhinein noch etwas schlauer darüber machen und Bezugsquellen recherchieren wollte, stellte ich fest, dass es neben Bulgarien noch eine weitere Region gibt, die traditionell Weinbrand herstellt, und die ich bisher völlig übersehen hatte – Armenien.  Wie in Bulgarien auch hat Weinanbau in Armenien eine extrem lang zurückreichende Geschichte, länger als manch ein westeuropäisch denkender Weinfreund es vermutet.

Armenischer Weinbrand ist gesetzlich reguliert und geschützt. Nur Trauben aus armenischem Anbau dürfen für den Wein, der dann destilliert wird, eingesetzt werden, und nur die Rebsorten Rkaziteli, Mskhali, Garan Dmak, Kangu und Voskehat sind erlaubt. Lange Zeit ging ein Großteil der Produktion in die sowjetische Nachbarschaft, nach dem Umbruch ist Russland aber immer noch wohl der größte Abnehmer. Kein Wunder, dass man hierzulande eher selten davon hört – dem will ich etwas Abhilfe schaffen. Ein interessantes erstes Verkostungsobjekt schien mir der Ararat Akhtamar Aged 10 Years Armenian Brandy zu sein. Ich will ihn nicht direkt mit Cognac oder spanischem Brandy vergleichen, sondern einfach schauen, was er unabhängig von seinen großen Vorbildern zu leisten im Stande ist.

Ararat Akhtamar Aged 10 Years

Als erstes fällt die dunkle Farbe auf – Pariser Rot mit rotgoldenen Reflexen. Färbung ist bei armenischem Brandy scheinbar erlaubt (zumindest gibt es Produkte, die gefärbt sind), man darf wahrscheinlich davon ausgehen, dass auch hier E150a enthalten ist. Die Beweglichkeit im Glas ist sehr hoch, kaum Öligkeit ist erkennbar. Am Glasrand entsteht beim Schwenken zunächst mehr ein geriffeltes Muster als wirklich einzelne Beinchen.

Die Nase nimmt zunächst eine nussige, an Sherry erinnernde Note wahr. Dazu kommt etwas milder Essig, leichte Weinigkeit und Vanille. Eine dezente Fruchtigkeit fängt die erkennbare Alkoholkomponente ab. Insgesamt eine doch zurückhaltende Aromatik, man muss schon tief Luft holen, um differenziertere Gerüche auszumachen – seltsam für einen Weinbrand, eine Kategorie, bei der ich normalerweise immer hauptsächlich das tolle Geruchsbild lobe.

Auch im Mund ist der Antrunk des Akhtamar zunächst vergleichsweise neutral. Süß, mild, cremig. Erst im Verlauf entsteht ein brandytypischer Geschmack nach Rosinen, Dörrobst und Pflaumen. Eine Erinnerung an Wintergrünöl. Die Vanille aus der Reifung überdeckt vieles, was das Destillat vielleicht an Aromatik noch haben könnte. Die Süße ist durchgängig vorhanden, ohne dabei aber pappig oder unangenehm zu werden.

Ararat Akhtamar Glas

Der Abgang wird würzig, warm und endlich kommt so etwas wie Charakter auf. Leider ist er auch metallisch und kurz und kippt gegen Ende dann wieder in die Belanglosigkeit zurück. Der Nachhall ist einerseits holzig und überraschend floral, Rosenblätter und ganz extrem Jasmin, tatsächlich vielleicht das Schönste, auf jeden Fall aber das Überraschendste an diesem Brandy.

Das Fazit zu formulieren fällt mir schwer. Einerseits ist das ein echter Easy-Drinking-Brandy, der mit dieser wirklich schönen Blumigkeit endet, andererseits hat er sonst aber auch nichts, was mich dazu bringt, ihn zu loben. Was sucht man in einem Weinbrand? Ist es eine Unauffälligkeit und Rundheit? Dann würde ich empfehlen, den Ararat Akhtamar mal zu probieren. Ist es Charakter und Stärke? Nun, dann eher eben nicht.

Ich habe es riskiert, im Late Night statt eines Williams-Birnenbrands die Moor-Birne von Scheibel einzusetzen. Einfach, um dem Cocktail ein bisschen süße Rauchbasis mitzugeben, die sich mit dem armenischen Brandy schön verbinden sollte. In einer derartigen Kombination zeigt sich die Blumigkeit des Ararat Akhtamar dann tatsächlich auch von seiner besten Seite.

Late Night


Late Night
1¾ oz Brandy
¾ oz Birnenbrand
½ oz Oloroso Sherry
3 Tropfen Bitters
Auf Eis rühren.
[Rezept adaptiert nach Claudio Agliano]


Noch kurz zur Präsentation – Die durchaus hübsche kleine 50cl-Flasche hat einen Echtkorken mit Plastiktop, ein dezentes, aber sehr attraktives Etikett, das eine Bergkette zeigt. Auf dem Rücketikett ist die Legende, die dem Brandy den Namen gab, in Superkurzform abgedruckt. Dazu kommt die Flasche in einem Karton, was das ganze dann in eine sehr geschenktaugliche Form bringt. Auch wenn das Fazit etwas mäßig ausfällt, man kann sehr viel schlimmere Geschenke machen, und für einen Spirituosenfreund, der sich für Weinbrand interessiert und vielleicht sogar Armenien als traditionelle Wein- und Weinbrandregion noch gar nicht auf dem Schirm hat, ist es garantiert etwas, worüber man sich freuen kann. Ich würde es tun.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.