Dreifach gereift hält besser – Ron Santisima Trinidad de Cuba 15 Años

Ron Santisima Trinidad de Cuba 15 Años Titel

„Rum hat keine Regeln“, das ist ein beliebter Satz, den man immer wieder hört. Tatsächlich gibt es keine globale Regelung von „Rum“. Andererseits gibt es auch keine globale Regelung für „Whisky“. Es gibt aber sehr strenge Regeln für „Bourbon“ und „Scotch Whisky“, und ähnlich muss man das auch bei Rum sehen – neben den Gesetzen, die in der EU-Spirituosenverordnung niedergelegt sind, die nur als minimal geltende Grundlage für die gesamte Kategorie dienen, haben eigentlich alle rumherstellenden Länder jeweils eigene Gesetze dafür, was dort als Rum gelten darf und was nicht. Manche sind strenger, manche lascher; manche ausgefeilt, manche eher lose formuliert; manche stehen in Widerspruch zu Details in der EU-Verordnung, manche fügen zusätzliche Rahmenbedingungen hinzu.

Kuba beispielsweise präsentiert ein langes Traktat, das beschreibt, wie Rum, der als solcher verkauft werden soll, hergestellt werden darf, mit vielen Vorschriften, die in anderen Ländern nicht gelten. Darin ist auch festgelegt, wie die Reifung auszusehen hat. Die dreifache Reifung, die als „triple añejamiento“ auf dem Etikett des Ron Santisima Trinidad de Cuba 15 Años ausgewiesen wird, ist ein Beispiel dafür. In der kubanischen Regelung ist vorgesehen, dass eine (optionale) dritte Reifungsstufe dem bis dahin in Ex-Bourbon-Fässern dahindümpelnden Destillat wieder frischen Sauerstoff zufügt – durch einen Blending-Zwischenschritt und das Umfüllen in andere Fässer. Diese sollten allerdings alt und aromatisch neutral sein. Dieser Schritt soll laut eigener Aussage dafür sorgen, den Geschmack und das Aroma zu optimieren. Schmeckt man einen Unterschied zwischen einem „doble añejamiento“ wie beim Ron Santisima Trinidad de Cuba 7 Años und einem Blend, der diesen dritten Schritt auch noch gemacht hat? Ganz sicher tut man das, wie dieser Rum beweist.

Ron Santisima Trinidad de Cuba 15 Años

Farblich ist der 15 Jahre alte Kubaner (über die eigene Art, wie auf Kuba das Alter von Rum berechnet wird, hatte ich schon beim 7-jährigen Verwandten dieses Rums berichtet) sehr dunkelbraun, geht schon fast ins rötliche über – die orangefarbenen Reflexe und die leichte Viskosität, mit der sich der Rum im Glas bewegt, sorgen für einen insgesamt wirklich tollen optischen Eindruck.

Hält man das Glas an die Nase, riecht man zunächst den typisch kubanischen Stil, leicht, nur dezent fruchtig, süßlich, alkoholisch, ohne große Tiefe. Beim Santisima Trinidad 15 kommt eine gewisse Nussigkeit dazu, viel Vanille, Toffee, Butterscotch und Gewürze aus der Weihnachtsbäckerei, insbesondere Kardamom.

Im Antrunk wirkt er überraschend süß und schwer, die selbst durchgeführte Zuckermessung ergibt grob 14g/L, das erklärt das. Im Verlauf nimmt die Süße dann ab und wird unterfüttert durch eine sehr würzige Kardamom- und Nelkennote, die das Geschmacksbild ab dann prägen. Schön breit und voll liegt er im Mund, sehr gefällig und rund, ohne wirkliche Komplexität, mild und dabei doch nicht zu bequem – da könnte etwas mehr Spannung aufgebaut werden. 40,7% Alkoholgehalt sind letztlich leider zuwenig dafür, der Hersteller hält sich dabei an den maximalen Bottling Proof von 41%, wie in kubanischen Rumgesetzen festgelegt (ja, es gibt eine Möglichkeit, dem auszuweichen, aber das muss man ja nicht nutzen).

Ron Santisima Trinidad de Cuba 15 Años Glas

Pfeffrig und aromatisch ist dann der Abgang, hier geht dem Rum sehr deutlich die Luft aus, das Volumen schwindet und macht einem alkoholischen Feuerhauch mit Kribbeln auf der Zungenspitze Platz. Der Nachhall ist noch mit viel Gewürzen versehen, aber im Endeffekt etwas leer im Vergleich zum süßschweren Antrunk.

Das ist insgesamt sehr trinkbar und unterhaltsam, ein Rum, den man sehr schön abends vor sich hin schlürfen kann, auch gern mehrere Gläser, ohne dass einem dabei langweilig wird. Kopf und der Gaumen werden nicht überanstrengt, aber auch nicht unterfordert oder beleidigt – der Ron Santisima Trinidad 15 hat das, was sich der Kenner von leichtem Rum erwartet, und was dem Anfänger sicherlich auch gefallen wird. Ich gebe zu, die Gewürzkomponente ist so stark und speziell rumuntypisch, dass ich im Stillen eine leichte Aromatisierung vermute, ohne dies aber belegen zu können.

Entsprechend ist er auch eine Wohltat in Cocktails, die nach leichtem Rum verlangen – oft nutzt man da dann Produkte, die komplett ohne Charakter sind. Der Santisima Trinidad 15 eignet sich für Cocktails wie den La Florida nahezu perfekt. Das Ergebnis ist ein würzig-aromatischer, schwersüßer und dabei trotzdem seltsamerweise leichter Drink.

La Florida


La Florida
2 oz Rum
¾ oz Limettensaft
½ oz Crème de Cacao
¼ oz süßer Wermut
1 Teelöffel Grenadine
Auf Eis shaken.
[Rezept nach unbekannt]


Äußerst attraktiv finde ich die Präsentation – insbesondere, wenn man die beiden Flaschen der Marke nebeneinander betrachtet. Die grundsätzlich Flaschenform ist ähnlich massiv und schwer, aber nicht gleich, die des Fünfzehner ist deutlich schlanker und höher als die des in der Einleitung schon erwähnten Siebener. Das Etikett ist sehr hübsch, schwungvoll und dabei immer noch elegant zurückhaltend ohne die flashige Plumpheit vieler anderer Rums. Der geformte Korken im wuchtigen Flaschenhals tut sein übriges dazu

Ron Santisima Trinidad de Cuba 7 Años und 15 Años

Wie man auf dem Foto mit dem Glas sieht, habe ich die Flasche schon fast leer. Das ist schon eine Art von Auszeichnung, denn nicht viele Rums kann ich so unbeschwert und ohne eintretende Langeweile und Wunsch nach Abwechslung trinken wie den Ron Santisima Trinidad de Cuba 15 Años. Ich würde wirklich gern eine ungesüßte Variante davon probieren – die Süßung ist der einzige Wermutstropfen in einem ansonsten wirklich schönen Rum, der mir viel Freude bereitet hat. Die Vergangenheitsform schon deswegen, weil ich davon ausgehe, dass zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels die Flasche vollständig geleert sein wird.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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