In einem vorherigen Beitrag hatte ich ein Video eingebettet, in dem die Maisernte in Amerika gezeigt wird. Das ist uns, bis auf die Dimensionen, nicht fremd; Mähdrescher kennen wir auch gut hierzulande. Auch die Ernte von Gerste, Weizen und selbst Zuckerrohr können wir uns gut optisch vorstellen. Doch wie sieht es mit dem Grundstoff von Tequila und Mezcal aus, der Agave? Wer schonmal eine ausgewachsene Agave gesehen hat, weiß, dass die harten, dicken Blätter, versehen mit Dornen, nicht wirklich erntefreundlich sind. Für die Ernte einer Agave muss nicht einfach, wie bei den anderen erwähnten Pflanzen, die gesamte Sprossachse abgetrennt und eingesammelt werden, was gut maschinisiert für mehrere Pflanzen gleichzeitig durchgeführt werden kann, oder der Baum solange gerüttelt werden, bis das Obst von allein herabfällt. Bei der wehrhaften Agave werden die Blätter abgehackt und nur der innere Kern, die sogenannte piña, für die Weiterverabeitung gesammelt. Bis heute ist dieser Erntevorgang ein manueller; experimentelle Maschinisierung hat sich (noch) nicht durchgesetzt, selbst in der industriellen Produktion von Tequila.
Dem hart arbeitenden Agavenernter, spanisch jimador, zu Ehren, der mit seiner Erfahrung und speziellen Technik diese anstrengende Aufgabe im Schweiße seines Angesichts verrichtet, hat man den hier nun vorgestellten Tequila aus dem Hause Herradura El Jimador getauft – eine seltene, wahre Ausnahme zu den sonst bei Spirituosenerzeugern so beliebten Hintergrundgeschichten, die meisten davon moderne Legenden, geschrieben zur Verkaufssteigerung (ich hoffe, ich zerstöre hier keine romantischen Träume von Whiskey- und Rumfreunden).
Die Farbe ist sehr blass, wie bei Reposados üblich, die nur unterjährig in einem Fass zur Reifung verweilen; die Nase mild und sehr süß, mit Anklängen von Frucht und einem minimalen Hauch von Reinigungsmitteln. Nicht übermäßig ansprechend.
Im Mund ist der Tequila dann ölig, eher trocken, mit spürbarem Alkoholbrennen. Die Agavenfrucht ist zunächst klar dominierend, aber nicht überwältigend. Insgesamt ein eher zurückhaltender Tequila was die Aromen angeht, zart, fein und leicht, trotz des schnell einsetzenden Feuers. Im recht kurzen Abgang ist der El Jimador dann noch trockener, die Süße bleibt aber angenehm lange im Mund, und ein Anflug von Frucht dazu. Er hat etwas Vodkacharakter – kein überwältigender Tequila, aber ein guter Basisstoff, mit dem man was anfangen kann.
Gerade Tequila ist eine tolle Basisspirituose für Cocktails mit Kräutern, Gemüse und Obst. Ein Beispiel für ersteres ist der hocharomatische Tequila Sage Smash, bei dem der El Jimador ein gutes Fundament für die ätherischen Öle von Salbei legt.
Tequila Sage Smash
2 oz Tequila Reposado (z.B. El Jimador Reposado)
¾ oz Limettensaft
½ oz Agavensirup
6 große gemuddelte Blätter Salbei
…in einem Glas mit Himalajasalzkruste servieren.
[Rezept leicht modifiziert nach Erik Adkins]
Serviert in einem Glas mit Himalajasalzkruste ein kräuterig-süßer Drink, der dem Charakter des Tequila entgegenkommt.
Neben Kräutern ist auch Obst ein guter Spielpartner für Tequila. Überall bekommt man sie – halbgefrorene Fruchtmargaritas. Besonders beliebt ist die Erdbeermargarita; persönlich noch lieber mag ich allerdings eine mit frischen Zutaten statt Saftkonzentraten hergestellte Pineapple Margarita, die zeigt, dass Ananas und Tequila eine perfekte Kombo sind.
Pineapple Margarita
1½ oz El Jimador Tequila Reposado
1½ oz Triple Sec (z.B. Le Favori)
1 oz Zitronensaft
1 Prise Salz
½ oz Zuckersirup
Alle Zutaten gut shaken.
Dann eine kleine Babyananas stückeln…
…diese zusammen mit Crushed Ice mit dem Pürierstab pürieren…
…und mit dem Rest vermengen
[Rezept nach unbekannt]
Die Flasche gefällt in ihrer ungewohnten, eckigen Form; und auch das Etikett mit der hübschen Illustration überzeugt. Auf ihr sieht man einen jimador, der mit dem typischen Werkzeug, das man auch heute noch benutzt, wie auf dem Eingangsvideo zu sehen, eine Agavenpflanze auf die piña, das Herz, reduziert.
Insgesamt ein gutes Tequila-Paket: Für mich war es der erste 100%-Agave-Tequila, den ich probiert hatte, und er eröffnete damit eine neue Welt und zeigte mir, wie Tequila wirklich schmecken kann, im Vergleich zu den recht grausigen Mixtos (also Tequilas, die nicht zu 100% aus Agavenzucker destilliert werden), die ich vorher nur kannte. Gerade weil der Preis nur wirklich unwesentlich über dem von Mixtos liegt sollte jedem die Entscheidung leicht fallen, welcher Tequila als nächstes in den Warenkorb wandert, wenn man etwas preisgünstiges sucht – der El Jimador ist ein solider 100%-Agave-Tequila für Anfänger.
Moin, ich als große Tequila Trinkerin kann neben dem el Jimador noch den Sauza Hornitos (https://www.conalco.de/sauza-tequila-hornitos-reposado-0-7l-38-vol) empfehlen. Leider gibt es dem im Supermarkt nicht so häufig. Bei Real kann man Glück haben.
Viele Grüße Hanna
Ja, den Hornitos hatte ich hier auch schon besprochen. Die Situation für deutsche Tequilafreunde bessert sich langsam aber unaufhaltsam!
Ich war lange Fan vom El Jimador. Aber seit die Sierra Antiguo Plata & Antiguo Anejo auf dem Markt sind, komm ich davon nicht mehr weg. Der Antiguo Plata ist einfach wie für meine Zunge gemacht.