Das Reinheitsgebot zelebriert seinen 500. Geburtstag. Für mich kein wirklicher Grund zu feiern, denn das Reinheitsgebot ist ein sehr zwiespältiges Thema. Von den Verfechtern als Protektor des deutschen Qualitätsbiers gefeiert und eisern verteidigt, sehen etwas weniger nostalgische, innovative Brauer dieses Gebot, heutzutage in Form der Bierverordnung eingebettet ins Lebensmittelgesetz, inzwischen eigentlich mehr als industriefreundlichen Bremsklotz, der die Produktion uralter, traditioneller Bierstile, die Zusatzstoffe verwenden, erschwert, und die Weiterentwicklung von Bierstilen und die Berufsfreiheit einschränkt; gleichzeitig erlaubt es aber der Industrie, Biermischgetränke in fast beliebiger Form zusammenzupanschen, ohne Furcht vor Repressalien.
Beim Trinken des Duckstein Rotblondes Original fragt sich vielleicht der eine oder andere Fan dieses Gebots, inwieweit die Verwendung von Buchenholzspänen in der Produktion nicht eigentlich dem Reinheitsgebot wiederspricht, das ja nur Wasser, Gerste und Hopfen erlaubt. Nun sagt das Reinheitsgebot nichts über die Lagerung aus; ursprünglich wurde das Duckstein, wie viele Biere, wohl in Holzfässern gelagert und nahm daher seinen Buchenholzcharakter an. All dies ähnelt der Situation bei Spirituosen wie Whisky, der ja auch keine Aromatisierung in der Herstellung erlaubt, die in der Lagerung entstehenden Fassaromen aber unverzichtbar zum endgültigen Geschmackserlebnis dazugehören, und wo auch gern mit unterschiedlichen Aromen aus Fässern gespielt wird, die vorher Bourbon, Sherry, Portwein oder Madeira enthielten. Die Umstellung von Fässern auf die Verwendung von Buchenholzspänen beim Duckstein ist aber wahrscheinlich eine Gratwanderung (bei schottischem Whisky würde hier von der Scotch Whisky Association sicherlich eingegriffen, die schon „inner staves“ ablehnte).
Zu welchem Bierstil kann man das Duckstein eigentlich zuordnen? Auch wenn deutsches, obergäriges Bier heutzutage außerhalb der Craftbeerszene einen schweren Stand hat, würde ich, Wikipedia folgend, das Duckstein, das sich zwar selbst nicht als Altbier bezeichnet, vom degustatorischen Eindruck her am ehesten in diese Kategorie einsortieren.
Was erwartet man von einem Bier, das sich „rotblondes Original“ nennt? Genau so etwas, was man hier zu sehen bekommt. Pariser Rot, kräftige Farbe, schöne Reflexe. Zunächst bekommt man einen dicken Schaum, der dann aber schnell abbaut, nach einer Weile bleibt nur noch eine Art Schaumtonsur übrig.
Ein würziger Geruch verströmt, malzig, etwas nussig, etwas metallisch, leichte Röstaromen – erinnernd an Porter. Klar würziger als das Alt, das ich zur Zeit als einziges zum Vergleich habe: Diebels. Liegt das an der Buchenholzreifung?
Auch geschmacklich hat das Duckstein etwas porterhaftiges, doch lang nicht so dicht und kompromisslos. Mehr eine Mischung aus Porter und Schwarzbier: helle Seele in rotem Gewand. Im Mund ist es also erstmal süß und mild, mit zurückgenommener Bittere, dabei aber gleichzeitig mit sehr ausgeprägter Frische und Rezenz. Im Abgang wird es dann sehr trocken, würzig, stärker bitter; ein herrlicher Geschmacksbogen. Ich lehne mich etwas aus dem Fenster: Das könnte mein Lieblingsbier überhaupt werden.
Ich bin ein großer Fan von hübsch anzusehenden Flaschen – und das Duckstein ist in einer wirklich spektakulären Flasche abgefüllt, eine der schönsten Bierflaschen, die ich kenne, wenn nicht sogar die schönste. Ein eingelassenes Wappen, eine schwungvolle Form, ein gelungen designtes Etikett; und schließlich ein Zusatzetikett am Kronkorken mit Chargennummer.
Selbstverständlich ist so ein Bier auch in einem Cocktail gut unterzubringen. Ich habe mir für dieses Bier den Gentleman’s Shandy ausgesucht, der im Original nach Red Ale verlangt – und das „rotblonde“ Duckstein passt da dann eben hervorragend. Die erkennbare Schichtung gelingt recht einfach, und ist sehr stabil – ein wunderschöner Effekt, wenn das rote Bier über der gelblichen Ginmixtur wabert, gekrönt von festem, weißem Eiklarschaum.
Gentleman’s Shandy
¾ oz Gin (z.B. Beefeater London Dry Gin)
¾ oz Zuckersirup
¾ oz Zitronensaft
1 kleines Eiweiß
…mit etwas Ginger Beer (z.B. Fever-Tree) aufgießen…
…und dann wiederum mit Duckstein Rotblondem Original aufgießen.
Der einzige Knackpunkt für den Massenerfolg könnte der Preis sein; knapp über 2€ pro halbem Liter ist leicht gehobenes, aber ganz klar noch nicht abgehobenes Niveau, doch der unschlüssige Bierkäufer könnte sich davon abgeschreckt fühlen. Persönlich finde ich jedoch, dass dieses Bier jeden Cent des Preises auch wirklich wert ist, da gibt es ganz andere Kandidaten, die im Zuge der Craftbierbewegung mitschwimmen, deutlich teurer sind und dabei an das Duckstein in keiner Form heranreichen können.
Fazit: Ein tolles Bier mit toller Präsentation. Zugreifen wird empfohlen, gern auch im praktischen Vierer-Karton-Tragerl (ich liebe dieses süße und dabei so praktische österreichisch-bayerische Wort, und musste es daher einfach in diesen Artikel mitaufnehmen), denn wer das Duckstein Rotblonde Original einmal probiert hat, wird mehr davon wollen!
wirklich toller Blog :) macht weiter so <3
Vielen Dank für die netten Worte!