Eher durchschnittliche Freiwurfquote – The Brooklyn Brewery Brooklyn Lager

Brooklyn Lager Titel

Es gibt so ein paar Konsolenspiele, die mich bis heute verfolgen. Zusammen mit meinem Nachbarn und meinem Cousin habe ich als Jugendlicher unendlich viele Stunden damit zugebracht, Sportspiele zu zocken – das Eishockeyspiel EA Hockey und dessen Nachfolger und das Basketballspiel NBA ’97 und Epigonen führten zu dicker Hornhaut auf Daumen und einer damit einhergehenden Begeisterung für diese US-amerikanischen Sportarten. Ich konnte damals einen Großteil der Mannschaftskader von Dutzenden von Eishockey- und Basketballteams aus dem Kopf hersagen, mit Stärken und Schwächen der Spieler, zumindest so, wie sie in diesen Spielen abgebildet waren. Irgendwann hat sich das Interesse dann wieder verloren, und ich habe aufgehört, diese Sportligen weiter zu verfolgen.

Während der Recherche zum The Brooklyn Brewery Brooklyn Lager, das ich hier vorstellen wollte, bin ich dann entgeistert darüber gestolpert, dass Brooklyn, also der New Yorker Stadtteil, in dem dieses Bier erwarteterweise hergestellt wird, nun ein NBA-Basketball-Team hat! Schon seit der Saison 2011/2012 gibt es die New Jersey Nets, wie ich sie aus meiner „aktiven Zeit“ kannte, nicht mehr, und sie haben ein neues Zuhause in Brooklyn gefunden. Amerikanische Sportmannschaften sind notorisch wanderlustig, da wird schnell mal das Team von einer Stadt in eine tausende Kilometer entfernte andere Stadt verlegt, wenn die Kohle stimmt; einen Lokalpatriotismus, wie man ihn von deutschen Fußballmanschaften kennt, sollte man sich in den USA also nicht zulegen.

Genug der Nostalgie für ein Team, das offensichtlich eh nie wirklich erfolgreich und/oder übermäßig beliebt war. Gottseidank hat Brooklyn aber außer einem neumodischen Basketballteam auch eine deutlich ältere Brauerei zu bieten (naja, immerhin seit 1987), die das bereits angesprochene Brooklyn Lager herstellt, das ich mir nun fernab seiner Heimat ins Glas gieße, um den Umzugsschock zu verdauen.

Ein wirklich wunderbar fruchtiger Geruch beim Eingießen. Grapefruit, Ananas, Orange – der Hopfen in diesem Bier gibt alles, was Aromahopfen zu geben hat. Dazu kommt ein Hintergrundrauschen von Bierhefe. Zum Träumen. Farblich dunkel, Bernstein oder Kupfer, mit schöner Perlage und einer, wenn auch sehr dünnen, so dennoch bis zum Schluss anhaltenden Schaumschicht.

The Brooklyn Brewery Brooklyn Lager

Süßlich im Mund, etwas dumpf und schal, aber doch mit assertiver Würze. Geruchlich nähert sich das Brooklyn Lager an ein IPA an, geschmacklich nimmt es trotz des Hopfens (Hallertauer Mittelfrüh, Saphir, Cascade) abstand davon: eine spürbare Bitterkeit ist im Mund vorhanden, die aber durch die Malzmitte (Pilsener Malz, Karamellmalz, Münchner Malz) ausgeglichen wird; so bleibt auch die Fruchtigkeit des Hopfens lange am Gaumen, nicht dessen Bitterkeit. Eine leichte blumige Note ist auch vorhanden, aber auch ein kleiner Fehlgeschmack und -geruch, erinnernd an Plastik, der mich etwas stört. Der Abgang ist kurz und neutral, trocken und mit, wie gesagt, einigem an Frucht – und die Bitterkeit taucht am Ende plötzlich wieder auf, und ist dann sogar etwas penetrant streng.

Ist das ein Gourmetbier? Hm, ich weiß nicht, dazu ist es für meinen Geschmack deutlich zu unrund und zwar charakterstark, aber gleichzeitig auch zu wechselhaft – es punktet für mich ganz klar hauptsächlich über den fantastischen Geruch. Gleich ein paar geschmackliche Eigenschaften lassen mich dann aber etwas an der Note abziehen, doch im großen und ganzen betrachtet ist das Brooklyn Lager gerade für Hopfenfreunde hochinteressant. Es ist ein feiner Essensbegleiter im Glas, oder am Grill aus der Flasche. Es sollte aber gut gekühlt sein, um seine positiven Eigenschaften ideal ausspielen zu können.

Wer auf der Suche nach guten Bieren für Biercocktails ist, kann aber unbesehen zugreifen; oft ist es so, dass alles, was eine Spirituose oder ein Bier für einen Purkonsum etwas schwierig macht (dabei rede ich nicht über schlechte Qualität, sondern spitze Ecken und scharfe Kanten), in einem Cocktail, wo sich mehrere Zutaten das Bett teilen müssen, sehr erwünscht ist. Im Pass the Buck beispielsweise braucht es ein fruchtiges Bier, das mit Whiskey und Amaro gut klarkommt, und nicht gegen sie ankämpft.

Pass the Buck


Pass the Buck
1 oz Rye Whiskey (z.B. Rittenhouse Rye BiB)
1 oz Brooklyn Lager
½ oz Amaro (z.B. Fernet Branca)
¾ oz Zitronensaft
½ oz Ahornsirup


Importiert wird das Brooklyn Lager von BraufactuM, dabei mit einem hübschen Briefmarkenstil-Aufkleber versehen. Auf dem Etikett steht „strong beer“ – mit 5,2% ist das vielleicht für Miller-Trinker ein Starkbier, für den deutschen Konsumenten eher Durchschnitt. Dank der neuen, sehr aufwändigen aber gelungenen Verbreitungspolitik von BraufactuM ist dieses amerikanische Bier heutzutage in jedem größeren Supermarkt in den entsprechenden Kühlschränken zu finden. Man muss es also nicht groß suchen, was man über das eine oder andere amerikanische Sportfranchise nicht wirklich behaupten kann.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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