Oh, wie oft habe ich schon erzählt, dass ich kein großer Vodka-Freund bin. Warum eigentlich verwehre ich mich so dieser einen speziellen Spirituose, wo ich doch sonst alles trinke, von Gin über Whiskey über Tequila über Rum bis zu Wermut und Sherry? Ich verschmähe doch auch nicht Bier, Champagner, Genever, Liköre, Bitter oder Absinthe! Auch Portwein, Brandy, Cognac, Mezcal und Pisco kann ich gut leiden. Selbst Grappa, Armagnac, Scotch und Grüntee trinke ich mit viel Genuss! Was macht den Vodka für mich so wenig ansprechend? Ich stelle hier zur bildhaften Erklärung einfach mal einen typischen Whisky-Trinker und einen typischen Vodka-Trinker vor.
Der Whisky-Freund…
…und der Vodka-Freund!
Ich hoffe, es wurde klar, warum ich schon aus rein kulturellen Gründen dem Whisky (und allen oben aufgezählten anderen Genießerspirituosen) zugeneigter bin als dem Vodka. Wie üblich bei mir ist dies natürlich sehr polemisch und undifferenziert formuliert, und ich habe die Videos absichtlich polarisierend gewählt. Denn natürlich gibt es Qualitätsunterschiede bei Vodka, und es gibt auch Vodkas für Genießer. Und da ich für meine Heimbar selbstverständlich einen guten Vodka benötige, probiere ich, wenn eine Flasche zuneige geht, immer eine neue Sorte aus, um diesen Genießervodka vielleicht mal zu finden – der neuste Versuch dazu war der Green Mark Vodka.
Perfekt klar, ohne jede Trübung oder Färbung, wie man es von einem guten Vodka erwartet, steht der Green Mark in der Flasche. Nach dem Eingießen in ein Verkostungsglas fällt einem ein Geruch nach Desinfektionsmittel und Ethanol auf, ein Touch von Anis. Überhaupt nicht stechend oder beißend, viel weniger als viele Rums oder Whiskeys, die ich kenne. Etwas kräuterig, erinnernd an Gin.
Sehr ölig liegt er im Mund, bequem, sehr süß und rund. Nach Geschmack kann man lang suchen; ich erahne mehr, als ich schmecke, eine entfernte Fruchtigkeit, etwas Anis. Im Abgang eine milde Schärfe, die schnell wieder verschwindet. Nachklang gibt es nicht, in keiner Form; nach 20 Sekunden ist es, als hätte man nichts getrunken. Für russischen Vodka ein Qualitätsmerkmal.
Kaum zu glauben, dass diese Spirituose 40% Alkohol hat; man schmeckt und spürt praktisch nichts davon. Rein und klar, ohne Fuselstoffe, die billigen Vodka oft zu einer Katergarantie machen. Ich kann mir gut vorstellen, diesen Vodka langsam pur zu trinken, bei Zimmertemperatur oder auf Eis.
Die allermeisten der Cocktailrezepte, die nach nichtaromatisiertem Vodka verlangen, tun dies, weil sie den Alkoholgehalt pushen wollen, ohne die Geschmacksstoffe eines fassgereiften Schnapses verarbeiten zu müssen. In Getränken wie dem Moscow Mule oder dem Cosmopolitan sollen die scharfen Gemüse- bzw. sauren Fruchtkomponenten im Vordergrund stehen, nicht die Spirituose. Für solche Rezepte kann ich mir kaum besseren Vodka wünschen als den Green Mark. Wer mir jetzt mit Zitronenvodka kommt, kann sich das sparen – er reibe einfach etwas Zitronenschale mit ins Glas. Mir kommt kein nicht selbst aromatisierter Vodka ins Haus.
Cosmopolitan
1 oz Green Mark Vodka
½ oz Triple Sec (z.B. Le Favori)
½ oz Cranberry-Saft
½ oz Limettensaft
1 Spritzer Cranberry-Sirup
Die Präsentation ist sehr gelungen; grünes Etikett mit großteils kyrillischem Text, Pappmedaillon an einer Schnur um den Hals, maschinell aufgedruckter Flaschennummer. Ein sehr ungewöhnlicher, so noch nie gesehener Plastikstöpsel, flach fast wie ein Kronkorken, verschließt die Flasche.
Der Green Mark wird, auch aufgrund eines ausgesprochen guten Preisleistungsverhältnisses, denn die Flasche bekommt man für rund 10€, zu meinem neuen Hausvodka und verdrängt den Smirnoff, der im Vergleich weniger aromatisch und dabei gleich teuer ist, und darüberhinaus nur 37.5% aufweist. Ich meine, die 2.5% machen durchaus einen Unterschied, das gilt für alle Spirituosen. Daher noch ein Appell am Schluss: Hersteller, ich bitte Euch! Füllt nichts mehr unter 40%, je nach Spirituose besser sogar 45% ab! Будем здоровы!
2 Kommentare zu „Будем здоровы! Green Mark Vodka“