Der eine oder andere kennt das. Im Urlaub entdeckt man eine Speise oder ein Getränk, das wunderbar schmeckt, und den Genießer begeistert. Man nimmt ein Exemplar davon mit, oder besorgt es sich zu Hause übers Internet, und ist dann irgendwie enttäuscht, weil es irgendwie anders schmeckt, meist eine nachteilige Änderung erfahren hat. Mir geht es beispielsweise so mit dem griechischen Lager Mythos.
Ich habe das Bier in Griechenland immer sehr gern getrunken, frisch aus dem Kühlschrank, in gefrosteten Krügen. Ein wirklich tolles Erlebnis, das ich jedem empfehle. Zufällig habe ich dann vor kurzem im Bierregal eines Supermarkts ein paar Flaschen davon entdeckt, für den gemäßigten Preis von 1,40€. Habe ich damit ein Instant-Griechenland zu Hause auf dem Sofa?
Die Verkostung beginnt schonmal sehr vielversprechend. Sehr kräftige Perlage beim Eingießen, schöne Schaumkrone, viel Kohlensäure. Schöne goldblonde Farbe, und ein Lager-typischer Geruch, hell und eher dünn, leicht hefig, etwas metallisch.
Der Geschmack kommt sehr leicht und ungehopft daher, überraschend leicht für 5% Alkohol, mit sehr milder Bitterkeit; minimale Säure ist erkennbar, dann aber vielleicht etwas dumpf im sehr kurzen Abgang. Keine Frage besteht über den Erfrischungsfaktor, der ausgezeichnet ist, was das Mythos zu einem idealen Begleiter zum Essen macht. Da es seine Perlage lange behält, ist es auch nicht zwischen den Bissen abgestanden.
Etikettenlesen gehört inzwischen zur Grundaufgabe eines Biergourmets, denn man findet immer wieder erschreckendes, so wie hier: Glukosesirup als Zutat. Tut das wirklich Not, Mythos? Ich bin beim besten Willen kein Freund eines Reinheitsgebots, doch solche Zusätze sind meist der industriellen Herstellung und einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüber dem Produkt geschuldet. Es ist halt einfacher (und vor allem billiger!), die Mängel im Bier mit Zucker auszugleichen, als sich bereits in der Produktion mehr Mühe zu geben.
Interessant: Ich habe eben gesehen, dass in der Zutatenliste beim Onlineversandhändler Amazon der Glukosesirup, der zugesetzt wird, ausgelassen, und statt dessen auf das angeblich eingehaltene deutsche Reinheitsgebot verwiesen wird – man muss dort scheinbar erst die Flasche kaufen, um in der Zutatenliste auf der Rückseite nachzulesen, dass das genauso ein Mythos ist wie der Name des Biers schon suggeriert. Vielleicht hat der Vertreiber zuviel von seinem eigenen Bier getrunken?
Mein Fazit: Ein sehr einfaches Bier mit nur wenig Aromen, mit Zusatzstoffen, die ich nicht schätze.
Ja, das ist halt genau der Urlaubseffekt bei solchen Bierspezialitäten. Man trinkt sie in der kretischen Taverne mit Blick aufs Meer, an einem heißen Tag, wo einem die Zusatzstoffe egal sind und die Hitze die Aromen verstärkt. Im kühlen, nasskalten Deutschland ist der Charme eher begrenzt, und das Urlaubserlebnis zumindest hier nicht reproduzierbar – zu leicht und eindimensional ist das Mythos, es hat viel zu wenig Charakter. Meine Lehre: Griechisches Bier trinkt man in Griechenland, nicht hier, und freut sich stattdessen lieber auf den nächsten Aufenthalt dort.
Hach das leckere Mythos… Erste Getränk damals nach (stressiger) Ankunft in Griechenland …für mich immernoch ein leckeres „Frauenbier“ auch gerne im Lidl in Dosen gekauft zu „Griechenland Wochen) ,da mir mittlerweile kein Jever mehr schmeckt (oder ichs nicht vertrage) und ich deshalb notgedrungen zu Berliner Pilsener wechseln musste ,bin ich richtig froh das es manchmal Mythos, auch ohne Urlaub in Griechenland, zu kaufen gibt.
Danke für die dennoch treffende Bewertung :-)
Gruß Sabrina