Hohoho! Und ne Buddel voll… Bier! Wir Fans von Piraten mussten uns bisher mit Tafia, Rum und anderem Hochprozentigem rumschlagen, und konnten uns nicht mit Landratten-Getränken wie Bier vergnügen. Es wurde Zeit, dass eine Brauerei sich endlich erbarmt und ein Piratenbier herstellt. Wer könnte einer norddeutschen Brauerei aus der Hansestadt Stralsund dann besser Pate stehen als Klaus Störtebeker, der der Hanse so manche schlaflose Nacht auf See bereitete? Das Störtebeker Whisky-Bier ist eines der neuen Produkte des Herstellers, gebraut mit britischem Whisky-Malz.
Die Farbe ist hübsches Hennarot, das sehr gut im Glas wirkt. Im Glas ist schon nach wenigen Sekunden kein Schaum mehr vorhanden; die kräftige Kohlensäure sorgt dafür, dass das Bier dennoch erfrischend kitzelt.
Geruch ist ebenso praktisch keiner erkennbar, vielleicht eine kleine metallische Note. Sehr süß und malzig ist dann der Geschmack, und mit einem leichten Hopfen nur wenig bitter, minimal fruchtig ist es, und hat eine schwache Säure. Insgesamt finde ich enttäuschend wenig Körper und Dichte, für ein Bier mit 9% und der Vermarktung als Whiskybier ist das recht schwach.
Der Geschmack ist tatsächlich deutlich rauchig, ich empfinde ihn aber als nicht wirklich angenehm. Er geht mehr in die Richtung eines speckigen Rauchs, der zum Räuchern eingesetzt wird. Schwarzwälder Schinken mag ich eigentlich, aber wenn man den Geruch auf ein Bier überträgt, hält sich meine Begeisterung stark in Grenzen. Den torfigen Rauch eines Whiskys, oder Whiskyaromen, finde ich hier nicht. Bei jedem Schluck denke ich an geräucherten Hering – vielleicht ist die Etikettenillustration kein Vitalienbrüder-Schiff, sondern ein Fischkutter?
Erneut, alle Kritikpunkte, die ich auch bei einem anderen Piratenbier, dem Hornbeer Caribbean Stout, äußerte, sind auch hier zu finden: Eine Halbliterflasche ist zu groß für ein Spezialitätenbier, den Zuckerzusatz, immerhin auf dem Etikett ausgewiesen, finde ich zumindest fragwürdig. Leider hat das Störtebeker Whisky-Bier keinen der positiven Punkte, die ich beim Caribbean Stout fand. In Mixology 5/2015 wurde es gelobt, unter anderem ein Kaufgrund für mich, aber das bin ich inzwischen gewohnt bei diesem Magazin, dass unsere Geschmacksmeinungen sehr oft weit auseinander gehen.
Nun habe ich noch 3 Flaschen dieses Biers, gekauft im 4-Flaschen-Paket, für 7€, von denen ich fast sicher bin, sie selbst nicht zu trinken; das überzeugt mich davon, nie wieder Gebinde zu kaufen, sondern nur noch Einzelflaschen, wenn ich das Produkt nicht kenne. Ich werde die Flaschen wahrscheinlich an Kollegen als Probe verschenken – vielleicht findet sich da einer, der dieses Bier mehr zu schätzen weiß als ich. Und vielleicht entdeckt dann ein mutiger Bierkolumbus darunter auch den namensgebenden Whisky, den ich nicht finden konnte auf meiner Expedition.
Nachtrag 06.11.2015: Keiner der Beschenkten konnte meine Meinung widerlegen. Leider stimmten alle darin überein, dass dieses Bier eher nicht erneut ins Glas kommt. „Die eingeschlafenen Füße eines schottischen Bierbrauers“ war ein Kommentar über den Geschmack. Ich stimme zu.
2 Kommentare zu „Die Vitalienbrüder trinken kein Pils – Störtebeker Whisky-Bier“