Ich trinke ganz gern Rum. Ich trinke auch ganz gern Bier. Wenn nun ein Produkt daherkommt, das von sich behauptet, ein Rumstout zu sein, und so das beste aus beiden Welten miteinander zu vermählen, werde ich aufmerksam. Ich kann mir das gut vorstellen – bei Biercocktails funktioniert die Heirat von Gerstensaft mit hochgeistiger Spirituose oft sehr gut; warum sollte nicht ein Tröpfchen Rum in einem Bier dem Gemisch einen, je nach verwendeter Rumsorte, rauchigen, süßen oder aromatischen Twist geben können? Das Hornbeer Caribbean Rumstout verspricht auf jeden Fall eine neue Erfahrung für den Stout-gewohnten Trinker.
Viele Biere machen ein helles „gluckgluckgluck“ beim Einschenken. Dieses Imperial Stout macht dagegen „plockplockplock“, es sieht aus und fühlt sich an, als ob Teer bröckchenweise ins Glas schlabbert. Unglaublich dick, fest und pechschwarz. Ein Geruch nach Honig verbreitet sich, und die für Stouts üblichen Aromen nach Malz und Röstung.
Ich traue mich, von der schwarzen Brühe einen ersten Schluck zu nehmen. Ein starksüßer Ansatz beginnt, dann aber kommt schnell eine salzige, rauchige Komponente dazu; vollcremig und dicht kalfatert das Bier die Mundplanken aus.
Selbst für die Verhältnisse eines Imperial Stouts ist das Rumstout des dänischen Herstellers Hornbeer ultramalzig. Man erkennt zusätzlich die Würzigkeit der Fasseiche, mit der das Bier gereift wurde – den Rum, der dem Bier seinen Namen gibt, schmecke ich allerdings nicht wirklich heraus. Wahrscheinlich ist er nur ein kleiner Baustein in der Gesamtaromatik. Mit 85 IBU, einem exorbitanten Wert, der nur dank des Malzes erträglich ist, ist das Bier auch entsprechend bitter-hopfig, und weist einen trotz der süßen Malzigkeit recht trockenen Abgang auf.
Bei einem dermaßen strengen Bier wundere ich mich etwas, dass sowas in einer Halbliterflasche verkauft wird. Das ist eigentlich viel zu viel für eine Biersitzung für eine Person, und mit 10% Alkoholgehalt auch etwas, das man in einer solchen Menge nicht am Stück trinken sollte; ich präferiere bei Spezialitätenbieren eigentlich den Drittelliter, daher habe ich mir nur die Hälfte eingegossen und den Rest am nächsten Tag konsumiert (positiv: gut wiederverschlossen hält sich die Qualität mindestens bis zum nächsten Tag). Und wenn wir schon am Meckern sind, stört mich etwas, dass Zucker als Zutat zugesetzt wird. Immerhin wird der Zucker auf dem Etikett ausgezeichnet, doch die Frage stellt sich, warum das sein muss in einem Bier.
Das Caribbean Rumstout sprang mir schon in der Auslage eines Spezialitätengeschäfts ins Auge, hauptsächlich wegen der hübschen Etikettenillustration des dicken, zahnlosen, holzbeinigen, hakenhandigen Klischeepiraten, der mit der Laterne das Rumfass entdeckt, während sein Schiff im Hintergrund untergeht. Alle Produkte des Herstellers sind mit ähnlichen, charmanten, verrückten Bildern ausgestattet und sorgen für einen Anreiz, sich auch die anderen Biere von Hornbeer anzuschauen (besonders die Black Magic Woman hat es mir angetan). Was ich natürlich tun werde, sobald ich den Stout-Teerklumpen in meinem Magen verdaut habe.
Ein Kommentar zu “Das dichtet jeden Magen ab – Hornbeer Caribbean Rumstout”