Bermuda ist ein wichtiges Finanzzentrum – also haben die Einwohner guten Grund, sich in der Finanzkrise ab und an einen hinter die Binde zu kippen. Mit dem vielleicht bekanntesten Exportprodukt der Inselgruppe ist das dann aber auch ein Genuss, der so manche Baisse vergessen macht: Gosling’s Black Seal-Rum, abgefüllt in einer etwas langweiligen Flasche, die allerdings durch ein witziges Logo, das mit dem Namen wortspielt („seal“ für „Siegel“ und „Robbe“), stark aufgewertet wird.
Ich rieche unter anderem Lebkuchen und Lakritze, ein traumhaftes Bouquet; passend zur sehr dunklen, rötlich-bräunlichen Farbe. Im Mund sind dann übliche Rumaromen vorherrschend – Vanille, ein bisschen Eiche, Karamell. Das Highlight für mich ist dann aber ein recht kurzer, extrem trockener, überraschend bitterer Abgang. Mir persönlich gefällt das sehr – ich finde diese so beliebten, ultrasüßen Dessertrums ein bisschen langweilig. Da schlägt die schwarze Robbe von Gosling genau in die richtige Kerbe bei mir.
Ich trinke diesen Rum gern pur, doch ist er auch ein exzellenter Mixer, der eine interessante Note in Cocktails einbringt. Ich empfehle mal nicht den Signatur-Cocktail dieses Rums, den Dark’n Stormy, das wäre ein bisschen einfach. Dieser gewürzreiche Rum ist auch in einem Jungle Bird gut aufgehoben.
Jungle Bird
1 1/2 oz Gosling’s Black Seal Rum
2 oz Ananassaft
1/2 oz Campari
1/2 oz Limettensaft
1/2 oz Zuckersirup
Tatsächlich habe ich für diesen Drink alle Zutaten bis auf den Campari im Shaker auf Eis geschüttelt, bis dieser herrliche Schaum, der rein natürlich aus dem Ananassaft kommt, entstand – und dann einen meiner selbstgemachten Campari-Eiswürfel darin schmelzen lassen. Wie üblich ein toller Effekt – erst ist der Drink süß und fruchtig, durch Ananassaft und Rum, und mit zunehmender Trinkdauer wird er immer bitterer. Im Foto erkennt man, wenn man genau hinschaut, die große rote Eiskugel im Drink.
Ein toller, dunkler, stürmischer Rum, der andere, sehr viel teurere und exklusivere Rums mit großen Namen weit hinter sich lässt – wenn man spannende, expressive Rums mag, die nicht nur süß sind. Dass trotzdem 11g/l Zucker zugesetzt werden, ist aber ein Makel, den ich gern ausgemerzt sehen würde.
Wie bei allen meinen Spirituosenrezensionen hoffe ich, Hinweise geben zu können, dass Sie nicht mehr, sondern besser trinken – trotz meines übermütigen Rezensionstitels.
3 Kommentare zu „Nach dem dritten Glas balanciere ich auch Fässer auf der Nase – Gosling’s Black Seal Rum“