Es ist die besinnliche Zeit vor Weihnachten, die Supermärkte sind voll von Menschen, die sich mit Waren eindecken, da bekommt man einen Eindruck davon, wie sich die Höhlenmenschen früher noch schnell ein Mammut geschlachtet und es zur Festtagswurst zerkleinert haben, damit man zum Fest nicht mehr vor die Tür muss. Mir geht das alles furchtbar auf die Nerven, ich hasse Weihnachten, ich gebe es gern zu, und bin immer froh, wenn Januar ist und das ganze kommerzielle, hektische, stressige, oberflächliche und pseudofröhliche Treiben rum ist. Was nicht heißt, dass ich nicht ein paar der Festtagsprodukte, die zum Beispiel Brauereien herausbringen, doch mitnehme – neulich erst zum Beispiel das Weltenburger Kloster Winter-Traum Märzen. Weltenburger mag ich seit sehr langer Zeit, ich habe über deren Biere schonmal einen Sammelartikel geschrieben, und das untergärige, mit Spezialmalzen (Helles Gerstenmalz, dunkles Gerstenmalz) und 3 Hopfensorten (Herkules, Perle, Tradition) eingebraute Bier mit 5,4% Alkoholgehalt war da schon sehr knapp angesprochen – nun bekommt es einen Sonderplatz hier. Es wird jährlich ab August gebraut und ist dann im Herbst verfügbar, schon vor dem Winter offensichtlich. Bei mir ist es nun im Glas!
Das Bier ist kristallklar, mit einer schönen, kräftigen Bernsteinfarbe, durch die man die vielen winzigen aufsteigenden Perlchen des Mousseux erkennen kann. Sie füttern den Schaum, der sehr feinblasig auf dem Bier steht, ausdauernd, dicht und cremig.
Die Nase nimmt sofort die starke Malzigkeit wahr, leicht nussig, die mich an ein Altbier erinnert. Getreidenoten werden durch eine leichte Rostigkeit ergänzt, und der eingesetzte Bitterhopfen macht das ganze komplett. Ein sehr angenehmer Duft, das Winter-Traum ist sicherlich ein Bier, an dem man schnuppern kann, ohne dass hier wirklich viel Komplexität vorhanden wäre; es fühlt sich einfach rund und gut an, Malz und Hopfen sind echt gut verbunden. Ein Hauch von Kaffeepulver, minimalste Röstnoten, und ganz im Hintergrund auch noch etwas getrocknete Frucht, vielleicht Pflaumen, ohne dass die Frische des Biers beeinträchtigt wird.
Auch die Textur gefällt ähnlich: Das fühlt sich cremig an, ohne schwer zu wirken, ist deutlich malzbetont, ohne zu süß zu sein, und leicht hopfigherb, ohne sich durch Aromahopfen aufzudrängen. Es passt einfach ineinander. Ja, ein bisschen mehr Körper könnte ich mir wünschen, und vielleicht ein bisschen mehr Variabilität in den vorhandenen Geschmäckern, doch das Winter-Traum liefert in anderen Aspekten dafür ab. Der Abgang ist mittellang, mildherb im Rachen, und hinterlässt ein angenehmes Mundgefühl.
Ein Bier, das weniger über Komplexität punktet, dafür über eine enorme Drinkability, das läuft echt rund durch den Mund und macht richtig Spaß dabei. Ich stelle mir vor, dass das Winter-Traum zu einem üppigen Essen, gerade zu Weihnachten, ein idealer Begleiter ist und den Aromen der Speisenfolge eine gute Leinwand bietet. Ein paar Flaschen davon sind bei mir bereits im Kühlschrank!
