Bier am Freitag – Brasserie du Bocq Gauloise Fruits Rouge

Brasserie du Bocq Gauloise Fruits Rouge Titel

Ich trinke gerne das Blanche de Namur, und dachte, als ich neulich in einem französischen Supermarkt ein anderes Bier aus derselben Brauerei fand, dass hier vielleicht etwas ähnlich unterhaltsames gemacht wird. Das Brasserie du Bocq Gauloise Fruits Rouge ist mit Weizen- und Gerstenmalz gebraut und mit 8,2% Alkoholgehalt überraschend stark für ein Fruchtbier, normalerweise sind die deutlich milder, ich bin gespannt, was das in der Sensorik ausmacht. Erstmal muss ich aber über die Zutatenliste hinwegkommen – „mit natürlichen Aromen roter Früchte“, ein erster Stolperstein ist natürlich immer, wenn Aromen statt echten Fruchtzutaten eingesetzt werden. Zucker und Süßungsmittel sind beide gelistet, das zweite Problem. Immerhin ist auch echter Saft drin, mindestens 5,9% Holundersaftkonzentrat. Trotzdem gehe ich skeptisch in die Verkostung, würde mich gerne positiv überraschen lassen!

Brasserie du Bocq Gauloise Fruits Rouge

Rote Früchte, das glaubt man direkt, wenn man sich das Bier eingießt. Ein wunderbares, opalisierendes Rubinrot findet sich im Glas, mit einem schön dazu passenden roséfarbenem Schaum, der zunächst sehr dick, später weiterhin ausdauernd und dann sehr feinfluffig stehen bleibt.

Von der Nase eines Fruchtbiers erwarte ich das, was ich hier beim Bocq Gauloise Fruits Rouge finde – kräftige Aromen roter Früchte, Beeren natürlich zuvorderst, der Holundersaft dominiert dabei gewiss, aber ich meine auch Himbeeren und Johannisbeeren herauszuriechen, einfach als Seitennoten. Eine leichte Herbe deutet auf das Basisbier hin, aber das ist wirklich nur eine Idee.

Im Mund kommt dann erste Ernüchterung auf, da ist die Natürlichkeit irgendwie dahin: die Frucht schmeckt künstlicher, als man das vom Geruch her vermutet hätte, auch sehr viel eindimensionaler und oberflächlicher. Dazu kommt die starke Süßung, die die Komplexität zusätzlich plattmacht. Weiß die Textur initial noch zu gefallen mit einer schönen Cremigkeit, gliedert sich dies zusammen mit der Pappsüße dann auch in ein eher klebrig-langweiliges Gesamtbild ein. Ja, der Beerensaft liefert noch etwas Säure, durchaus, und auch das Bier ein bisschen Würze, aber der übermäßige Zucker überdeckt am Ende alles, was an Spannung dagewesen sein könnte. Der extrem kurze, völlig belanglose Abgang bestätigt diese Eindrücke.

Ja, so ein Beispiel dafür, dass man Fruchtbier auch können muss. Das Bocq Gauloise Fruits Rouge reiht sich eher in die Sektion der Fruchtbiere ein, bei denen man einfach merkt, dass Natürlichkeit der zentrale Qualitätspunkt eines solchen Stils ist – und hier verliert das Gauloise auf aller Linie. Schade drum, vom Geruch her hatte ich mir viel mehr versprochen.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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