Wiederbelebung eines Rums – Ron Huasteco Potosí Reserva 8 Extra Añejo

Ron Huasteco Potosí Reserva 8 Extra Añejo Titel

Mexikanischer Rum war lange Zeit kein Thema, höchstens die Fabrikanlagen, die Bacardí in Mexiko betrieb für ihren Klaren waren dem ein oder anderen ein Begriff. Dabei gibt es in Mexiko durchaus eine Tradition für Rum, natürlich, wie sollte es auch anders sein – es wachsen dort ja nicht nur Agaven, sondern auch eine große Menge an Zuckerrohr. Es ist mit über 55 Millionen Tonnen aktuell sogar der sechstgrößte Produzent der Welt. Ich hatte bereits über beispielsweise Paranubes berichtet, das war mein erster wichtiger Kontakt mit mexikanischem Rum, und den in dem verlinkten Artikel angesprochenen La Charanda hatte ich inzwischen auch Kontakt. Es gibt so viel zu entdecken in dem Land! Während meines Aufenthalts dort, als ich Juror für México Selection by CMB 2024 war, probierte ich viele mexikanische Spirituosen, darunter auch Rums; und an einem Tag verschlug mich das Rahmenprogramm sogar zu einem Rumhersteller.

Über den Besuch dort erzähle ich ganz unten noch ein bisschen, und zeige auch passende Bilder. Natürlich habe ich mir eine Flasche des Flaggschiffs des Brenners, des Ron Huasteco Potosí Reserva 8 Extra Añejo, mit nach Hause gebracht, diesbezüglich bin ich ja durchaus kauffreudig. Der Rum wird seit 1938 in der Brennerei Destilería Ron Huasteco Potosí gebrannt, die in Ciudad Valles im Süden des Bundesstaats liegt. Sie hat eine wandlungsvolle Geschichte, mit mehreren Naturkatastrophen, Umzügen und finanziellen Problemen, die sie beinahe zur Stilllegung gezwungen hätten. Große Investitionen, vom Bundesstaat und vom Staat, erlaubten es der Destillerie 2019, wieder positiver in die Zukunft zu blicken, und man ist weiterhin stolz darauf, in den 70er Jahren als „zweitbester Rum der Welt“ bezeichnet worden zu sein (die Frage nach dem erstbesten wird natürlich nicht beantwortet). Der Rum, den ich heute vorstelle, wurde dort 8 Jahre lang in beinahe tropischem Klima in der Region Huasteca Potosina gereift. Mal schauen, was ich da mitgebracht habe!

Ron Huasteco Potosí Reserva 8 Extra Añejo

8 Jahre Reifung, da darf die Farbe schon etwas kräftiger sein, und diesbezüglich wird man hier nicht enttäuscht. Pariser Rot, mit bernsteinfarbenen Lichtreflexen, das gefällt; eine gewisse, aber nicht wirklich starke Viskosität sieht man beim Schwenken. Entsprechend hält sich der Rum auch zurück, was das Glaswandverhalten angeht, eher nur leichte Beinchen bilden sich.

Die Nase ist typisch für die leichte Art von Rum, die man vor einer Weile als „spanish style“ bezeichnet hatte; da drängt sich nichts auf oder überwältigt einen mit anspruchsvoller Aromatik, nein, hier ist es eher leichtkörperig, was nicht heißen soll, dass es langweilig ist; man spürt eine gewisse Eleganz, die ich fein finde. Aromatisch hat man richtig viel Kokosfleisch, Toffee, leicht gebräuntes Karamell, Milchschokolade und Nougat, ganz offensichtlich geht es damit in die süße und kakaoige Richtung. Da ist man durchaus interessiert, wie es am Gaumen weitergeht!

Ron Huasteco Potosí Reserva 8 Extra Añejo Glas

Die Textur fühlt sich gut an, der Ron Huasteco Potosí Reserva 8 legt sich erstmal sehr angenehm weich und durchaus geschmeidig an den Gaumen. Direkt kommen auch die Aromen von Kokos, Nougat und Milchschokolade an, im Antrunk wirkt er auch recht süß, ohne dabei künstlich oder pappig zu erscheinen, eine Hydrometer-Messung meinerseits hat ergeben, dass hier keine Süßung erfolgte. Erst im späten Verlauf, und dann besonders im Abgang, wechselt die Struktur und wird leicht trocken, mit ein bisschen schwarzpfeffrigem Feuer und sehr feiner, eleganter Würze. Es fehlt mir ein bisschen an Körper und Volumen, das ist sicher den etwas mageren 38% Alkoholgehalt geschuldet, dennoch hat man ein rundes und weiches Mundgefühl, das sich toll präsentiert, wenn man sich darauf einlässt. Der Abgang ist herb und warm, im Nachklang geben sich nochmal das Nougat und das Kokosfleisch die Ehre, mit einer respektablen Länge und Struktur.

Für die Rumfreunde, die ihre Rums gern dicht und esterig, wuchtig und schwer haben, ist der Ron Huasteco Potosí Reserva 8 Extra Añejo wahrscheinlich nichts, da mache ich mir keine Hoffnungen, die von der leichten Eleganz und süßherben Charakteristik so eines Rums zu überzeugen. Wer aber etwas probieren will, das sich wirklich fein und sauber strukturiert zeigt, mit viel Charme, der darf sich ruhig in mexikanische Hände begeben und diesen Rum erkunden.


Was würde besser passen zu einem solchen Rum als ein Highball, in diesem Fall sogar mit durchaus angemessenen Namen: den Añejo Highball hatte ich vor Urzeiten im Buch einer Bartenderlegende, Dale DeGroff, gefunden, und bis heute ist er ein Drink, der sich immer wieder in mein Glas schleicht, einfach, weil er so unkompliziert ist und sowohl erfrischt als auch aromatisch was mitbringt. Gerade im Sommer trinkt sich sowas einfach herrlich.

Añejo Highball Cocktail

Añejo Highball
1½oz / 45ml gereifter Rum
½oz / 15ml Orangenlikör
¼oz / 7ml Limettensaft
2 Spritzer Angostura Bitters
Auf Eis shaken. Aufgießen mit 2oz / 60ml Ginger Beer.

[Rezept leicht adaptiert nach Dale DeGroff]


Die Flasche ist wirklich hübsch anzuschauen – das Design, ins Glas gegossen, zeigt ein Fass und den Namensschriftzug. Grünglas wirkt schön in diesem Fall, und auf einen Kunststoffkorken wurde ein schöner Holzdeckel mit dem eingeritzten Maskottchen gesetzt. Das Etikett ist passend zur Region gestaltet, und auch wenn ich sonst über Papageien auf Rumlabels meckere, hier fühlt er sich nicht kitschig an.

Während México Selection by CMB waren wir eines mittags zu einem kleinen Event bei Ron Huasteco Potosí eingeladen, und konnten die Niederlassung in der Stadt besuchen. Dort wird kein Rum gebrannt, das geschieht in der viel südlicher gelegenen Region La Huasteca, dennoch ist das ein schöner Ort, an dem man gut essen und trinken kann. Jeder Gang wurde mit einem Cocktail aus einem Rum serviert.

Man sieht, der Rum ist flexibel einsetzbar, und ich träume heute noch von diesem großartigen mexikanischen Essen, mit dem ich in dieser tollen Woche in San Luis Potosí versorgt wurde. Darum ist ein Schluck dieses Rums auch immer eine kleine, nostalgische Reise dorthin zurück. Ich freue mich unglaublich darauf, Mexiko dieses Jahr wiederzusehen.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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