Am 24. Mai 2025 findet die dritte Iteration des Armagnac Festival statt – eine Veranstaltung, die ich vollumfänglich unterstütze. Es ist begeisternd zu sehen, was ein paar Leute, die sich für Armagnac einsetzen, in drei Jahren auf dem deutschen Markt geleistet haben. Nicht nur sorgen sie für höchstwertiges Material, das vorher nur schwer verfügbar war, nein, sie machen Armagnac auch visibel und leisten Aufklärungsarbeit. Wer an diesem Wochenende Zeit und Lust hat, sollte in Stuttgart-Untertürkheim vorbeischauen, soviele tolle Weinbrände sieht man sonst nirgends auf einem Haufen in Deutschland! Ich würde mich jedenfalls freuen, den einen oder anderen Leser meines Blogs dort vielleicht zu treffen.
Unter den Ausstellern ist auch die Domaine Tariquet, und wer sich schonmal gedanklich darauf vorbereiten will, für den fische ich in meinem alten Backlog passend dazu einen Armagnac heraus, den ich schon vor mehr als 7 Jahren beschrieben hatte: den Château du Tariquet VSOP Armagnac. Tariquet ist auch heute noch voll aktuell, auch wenn auf heutigen Abfüllungen wohl eben eher „Domaine Tariquet“ steht; tatsächlich sind die Südwestfranzosen sogar ein Dauerbrenner für diese Kategorie, dazu ein Seriengoldmedaillengewinner beim Internationalen Spirituosenwettbewerb ISW, was erwartet man anders von einem Haus, das seit 1683 in der Region Bas-Armagnac in einem holzbefeuerten Armagnac-Alambik diesen älteren Cousin des Cognacs brennt. Für den VSOP-Blend werden die Rebsorten Ugni Blanc und Baco im groben Verhältnis von 3:2 genutzt. Zwischen 5 und 7 Jahren werden die Einzeldestillate in Eichenholzfässern gereift und dann sorgsam vermischt mit 40% abgefüllt.

Eine helle aber kräftige, orangene Farbe liegt sehr elegant im Glas – das Etikett legt Wert darauf, dass diese Farbe „naturelle“ ist. Die Flüssigkeit bewegt sich leicht und ohne Schwere, und Beine am Glasrand entsprechend schnell abwärts.
Der Geruch ist schon die ganze Zeit, während ich die Farbe beurteile und dabei das Glas bewege, präsent. Dunkle Frucht, Pflaumen, reife Pfirsiche, Ananas und grüne Bananen kombinieren sich mit einer hintergründigen Nussigkeit, einer gewissen Rotweinhaftigkeit und einem Anflug von Rancio. Etwas Ethanol liegt in der Luft.
Der erste Antrunk ist superweich und cremig, voll und breit. Die Balance zwischen initialer Süße und im Verlauf entstehender Würzigkeit gefällt mir. Die Banane-Pfirsich-Fruchtigkeit überträgt sich von der Nase in den Mund; eine pfeffrig-heiße Komponente entsteht dazu. Die gefühlte Breite überträgt sich nicht in eine entsprechende Tiefe, der Château de Tariquet VSOP spielt fast ausschließlich im oberen Klangregister. Es könnte stören, dass eine milde Seifigkeit über der Würze liegt, etwas, was ich bei vielen Weinbränden finde.
Der Abgang ist heiß und feurig, mit etwas Schwefel und gefühltem Brummen. Mittellang, die Fruchtnoten und eine sehr attraktive Blumigkeit hängen noch etwas nach. Insgesamt ein rundes Gefühl mit Charakter, etwas, das Armagnac vielen anderen Weinbränden für meinen persönlichen Geschmack voraus hat – hier ist neben der Abgerundetheit eben auch etwas Feuer und Wildheit, was ich sehr genieße.
Einen VSOP-Armagnac kann man wunderbar in Cocktails verbauen, die Kraft macht jeden Weinbrand-Drink direkt etwas aromatischer und wuchtiger, ohne die Eleganz dabei aufzugeben. Besichtigen kann man diesen Effekt im Champs-Élysées, normalerweise gemacht mit Cognac, aber Armagnac punktet hier einfach noch etwas mehr.

Champs-Élysées
60ml Armagnac VSOP
15ml Chartreuse Verte
20ml Zitronensaft
5ml Zuckersirup
1 Spritzer Angostura
Auf Eis shaken.
[Rezept nach Nina Toye & Arthur H. Adair]
Karton und Design wissen in ihrer Art sehr zu gefallen, man bekommt das Gefühl eines traditionellen Brandes, der nicht mit flashigem Blabla auf sich aufmerksam machen muss.
Wie gesagt, man muss nicht nur mir glauben, wenn man einen guten Armagnac zu einem guten Preis kaufen will. Ich zitiere nur ein paar Auszeichnungen beim ISW, bei dem ich auch 2025 just vor ein paar Tagen wieder Juror war, für andere Produkte dieser Domaine: „Spirituose des Jahres 2022 international“ (Domaine Tariquet Pure Folle Blanche 8 ans), „Bas-Armagnac des Jahres 2023“ (Domaine Tariquet Plant de Graisse 18 ans), „Bas-Armagnac des Jahres 2024“ (Domaine Tariquet Plant de Graisse 18 ans). Das Haus weiß offensichtlich, was es tut. Der VSOP ist ein toller, preislich total leistbarer Einstieg in eine großartige Kategorie.