German Whisky Award 2025 – The Nine Springs Single Malt Whisky Acacia Cask

The Nine Springs Single Malt Whisky Acacia Cask Titel

Es gibt unterschiedliche Arten von Juroren bei Spirituosenwettbewerben. Da sind einerseits die Tiefenexperten, die von einer Kategorie wahnsinnig viel verstehen und langjährige Erfahrung damit haben. Andererseits gibt es die Breitenexperten, die nicht so tief in eine einzelne Kategorie eindringen, andererseits dafür in vielen Kategorien ein gewisses Wissen mitbringen. Ich persönlich zähle mich zu zweiterer Gruppe, umso erfreuter war ich, als ich die Einladung erhielt, für ein speziell dem deutschen Whisky gewidmetes Event als Juror zu begleiten: den German Whisky Award 2025, der in der Whiskywelt Burg Scharfenstein in Thüringen stattfand. Meine Gegenüber in meiner Jury, Peter „Pit“ Krause und Philipp Schwarz, werden sich wahrscheinlich selbst eher in die T-Experten einordnen, neben mir saß noch Ulric Nijs, der eher wie ich in der Breite verortet ist. Aber das finde ich gut: eine Mischung aus beiden Gruppen macht so eine Bewertung gleich viel spannender, kompatibler und relevanter für den Endkunden.

Nach der Arbeit, die wirklich anstrengend war (100 Whiskys in 2 Tagen bewerten und beschreiben!), gab es noch eine Führung durch die Whiskywelt und die Burg Scharfenstein, ein wirklich sehenswerter Ort; und dort konnte ich im angeschlossenen Shop nicht widerstehen, mir eine Flasche als Erinnerung mitzunehmen, natürlich von der hauseigenen Brennerei No. 9 Distillery, eine interessant klingende Abfüllung: The Nine Springs Single Malt Whisky Acacia Cask habe ich gewählt. Dabei handelt es sich um einen Whisky, vor Ort in Leinefelde-Worbis gebrannt, der dann für 6 Jahre ins Ex-Bourbon- und Ex-Bordeaux-Fass gelegt wurde und am Ende ein einjähriges Finish im Akazienholzfass erhielt, bevor er auf 48% eingestellt und abgefüllt wird. Akazie scheint ein Holz zu sein, dass die Struktur des Fassinhalts strafft und verlängert, sowohl würzige als auch süßliche Noten einfügt, für unterschiedliche Belegungen findet man unterschiedliche Beschreibungen, Weißwein wird bauchiger, Rotwein erhält ein klareres Tanningerüst, und was mit Whisky passiert, finden wir nun einfach gemeinsam heraus!

The Nine Springs Single Malt Whisky Acacia Cask

Man holt die Flasche aus dem Karton und ist erstmal leicht verzückt – farblich ist das ein durchgängiges Erlebnis. Karton, Etiketten, Korken und Flascheninhalt passen perfekt zusammen, das tut dem sonst oft geschundenen Ästhetenauge gut. Im Glas bleibt der Whisky ähnlich terracottafarben, mit Lichtreflexen zwischen orange und gelb. Die Konsistenz wirkt ölig aber lebendig, schwenkt sich sehr angenehm und es ist schön, diesen fetten Film an der Glaswand bei der vielgestaltigen Auflösung zu beobachten.

In der Nase bekommt man ein sehr mildes Initialbild präsentiert – leicht nussig, leicht weinig, süß mit viel Honig und Nougat. Man ahnt hier bereits die Interaktion der drei Fässer, die der Whisky durchlaufen hat. Vanillig und zimtig von der Bourbonbelegung, fruchtig und minimalst schweflig vom Bourdeaux, und vielleicht ist die Honignote von der Akazie. Dabei wirkt der Nine Springs nicht wirklich altersgemütlich, da sind würzige Nebentöne da, die mich etwas an Kardamom erinnern, eine gewisse Anis-Frische finde ich auch, die fast in Lakritz übergeht. Das Basismaterial aus Getreide ist spürbar, aber nicht dominant, wunderbar integriert mit dem Holz und seinen Vorbelegungen. Etwas Melone, etwas Aprikose, etwas Birne, noch mehr Banane – die Komplexität ist vorhanden, drängt sich aber nicht auf.

The Nine Springs Single Malt Whisky Acacia Cask Glas

Ein sehr milder, feiner Antrunk beginnt das Gaumenerlebnis, die Textur ist leicht, angenehm breit, aber nicht wirklich tief, mit einer sehr sauberen und klaren Struktur, die ein durchgängiges Wohlfühlmundgefühl mit sich bringt. Initial kommen Honigmet, Vollmilch mit Kakaopulver und Oolongtee im zweiten Aufguss vor, bevor sich deutlich beerige Aromen nach vorne drängen, Holunderbeere und Brombeere, weiterhin süßlich veranlagt, ohne Säurespitzen. Eine wirklich elegante Wärme beginnt sich auszubreiten, nur ganz mild pikant, Rosenpaprikaschärfe vielleicht, zusammen mit einem vorsichtigen Brummen aus dem Holz. Im Abgang spürt man eine edle Bittere im Rachen, sich sorgsam aufbauende Trockenheit ohne Astringenz, und eine mentholische Kühle. Im Nachhall zeigt sich Getreide zusammen mit einer leisen Floralität, die mit etwas Grünschnitt einhergeht.

Pure Eleganz, Kraft ohne Protzerei, Feinheit ohne Schwäche, subtil und handwerklich perfekt gemacht. Der The Nine Springs Single Malt Whisky Acacia Cask ist ein Whisky auf Weltniveau, für jenen Genießer perfekt geeignet, der die Komplexität in der Sanftheit zu suchen und finden bereit ist.


Die Rezepte aus dem Dead Rabbit Grocery and Grog Drinks Manual sind oft hübsch zu lesen, aber nur schwer nachbaubar, wenn man nicht die Lust oder Möglichkeit hat, die vielen Zutaten selbst herzustellen. Beim Whisky Fix à la Stuart hält sich das vergleichsweise noch in Grenzen; um so spannender ist es dann für mich, statt dem Blended Scotch, den die beiden nutzen, einen deutschen Whisky heranzuziehen. Ein faszinierender, herbsaurer, sich entwickelnder Drink – zuerst schmeckt man Ananas, dann kommt der Whisky, und am Ende klingt der Aquavit nach.

Whisky Fix a la Stuart Cocktail

Whisky Fix à la Stuart
1½oz / 45ml Scotch
¾oz / 23ml Fino Sherry
¾oz / 23ml Aquavit
½oz / 15ml Zitronensaft
¾oz / 23ml Ananas-Cordial
3 Spritzer Kamillentinktur
Auf Eis shaken. In eine Schale mit einem Stück cracked ice abseihen und mit Muskatnuss bestreuen.

[Rezept nach Jack McGarry]


Zur Flasche – eine heutzutage durchaus konventionelle Form, Halbliterformat, mit einem Echtkorken und elegant gestaltetem Etikett und einem in der Farbe passenden Geschenkkarton. Die Details darauf sind etwas schlecht lesbar, gold auf hellbraun ist keine sehr kontrastreiche Farbwahl, und die Schrift ist recht klein, das ist nichts für meine aufkommende Altersweitsicht, auch wenn die Farbe natürlich, wie oben geschrieben, gut passt.

German Whisky Award 2025

Ich gebe hier nun noch ein paar Eindrücke von der Burg Scharfenstein, dem Event und dem großartigen Essen, das im angeschlossenen Hotel- und Restaurantbetrieb serviert wurde, wieder; wer mal ein entspanntes Wochenende mit Burgflair und trotzdem moderner Ausstattung erleben will, ist hier richtig, da kann man sich echt wohlfühlen: Bernd Ehbrecht und Martin Henning sind großartige Gastgeber, das Team funktioniert wie ein Uhrwerk.

Eine der Entdeckungen, die regionale Erfolgsmarke Neunspringe Cola, habe ich auch mitgebracht und schon getrunken, leider ist die für mich im Saarland nur über sehr teure Onlineshops verfügbar, sonst wäre das meine Hauscola geworden. Und ja, ein kleiner Schock für die Puristen am Schluss des Artikels, man kann sie extrem gut mit dem Nine Springs Single Malt und ein paar Eiswürfeln vermischen, wenn einem nach einem Longdrink mit Stil ist, da kommt Qualität auf beiden Ebenen zusammen. Muss man aber nicht, beides sind für sich tolle Genussmittel, die mir viel Spaß bereitet haben.

Inzwischen sind übrigens auch die Ergebnisse des Wettbewerbs bekannt, und tatsächlich hat ein Schwesterprodukt des hier besprochenen Whiskys, der The Nine Springs Peated Breeze Marsala Cask Strength, den Haupttitel gewonnen. Man sieht, die Juroren waren sich recht einig, dass hier bei The Nine Springs tolle Produkte entstehen. Der German Whisky Award 2025, auf jeder Ebene ein großer Erfolg!

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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