Mhoba Pure Single Sugarcane Juice French Cask Rum Select Reserve war eine der Spirituosen des Jahres 2020 für mich, da gab es keine Zweifel. Neulich erst hatte ich im Rahmen des VSGB-Projekts eine Kleinflasche des Mhoba 2017 FAQ Plastic Pure Single Rum probiert. Beide reiften in französischer Eiche, Ex-Rotweinfässer wurden genutzt. Für den nun zu besprechenden Mhoba Rum WR10 Select Single Cask for Kirsch Import hat man auf anderes Holz und eine andere Vorbelegung zurückgegriffen: das namensgebende Fass mit der Nummer WR10 bestand aus amerikanischer Eiche und enthielt zuvor Bourbon, genauer gesagt Woodford Reserve. 2019 wurde der fermentierte Zuckerrohrsaft der Sorte Nkomazi in einer Pot Still destilliert, 2023 dann das Fass von Kirsch Import selektiert und der Inhalt in 252 Flaschen abgefüllt. Unverdünnt, nicht gefärbt, gezuckert oder kühlfiltriert – da freut sich der Kenner, und ich bin schon gespannt, was der Rum zu mir im Glas sagen wird.
So ein frisches Fass aus amerikanischer Eiche gibt ordentlich Farbe ab, und auch wenn ein Großteil davon natürlich an die Vorbelegung des Bourbons ging, bleibt auch im Second-Fill noch genug Färbekraft übrig, was man an dem leuchtenden Terracotta sieht. Schwenkschwere erwarte ich bei einem Cask-Strength von 63,5% schon, und ich werde nicht enttäuscht, attraktiv viskos bewegt sich die Flüssigkeit im Glas.
Mhoba ist so ein Rum, den man durchaus wiedererkennt. Die Mischung aus quietschigen Estern, die reife Ananas, Mango und auch viel Zimt hervorbringen, und vanillig-cremiger Süße hat schon einen ganz eigenen Charakter. Auch wenn der Rum im „Agricole-Stil“ (so der Pressetext, hier hat jemand aufgepasst und die Wortwahl gut getroffen) gemacht ist, verwechselt man ihn eher nicht mit einem Agricole aus Martinique oder Guadeloupe, der Rum zeigt eher sensorische Verwandschaft mit Clairin aus Haiti. Frisch und rund zugleich, eine gewisse Portion Spearmint klingt mit, und eine winzige Spur tanninischer Lack, das hat was Erwachsenes, ohne wirklich bequem zu sein.
Am Gaumen und auf der Zunge liegt der Rum im Antrunk erstmal extrem weich und mild, richtig fettsüß und schwer, mit voller Textur, sehr überraschend für den hohen Alkoholgehalt, da wurde echt sauber gearbeitet. Ester blitzen kurz auf, das „quietschige“ Element, wie ich es gern nenne, das an getragene Sportschuhe erinnert, ist nur eine Sekunde da, macht dann Platz für viel tropische, reife Frucht. Würze kommt dazu, ein Anflug von Salzigkeit, durchaus schon maritim wirkend, und dann beginnt die Zunge sich zu wärmen, leicht zu prickeln, wie von ganz mildem schwarzem Pfeffer. Vanille und ein Hauch Zimt deuten auf das Bourbonfass hin. Lang, sehr mild und weich klingt der Rum dann aus, ohne uns je gepiekst zu haben, mit viel Tuttifrutti und süßem, karamellig-buttrigem Shortbread.
Sehr hübsch, unerwartet süßmild, dadurch aber auch extrem trinkig und schmeichelnd. Der Rum passt gut zu dem Woodford-Fass, muss ich sagen, und Kirsch hat ganze Arbeit bei der Auswahl geleistet, das ist wirklich ein rundes Produkt. Sehr empfehlenswert für Freunde starken Rums!
Offenlegung: Ich danke Kirsch Import für die kosten- und bedingungslose Zusendung eines Samples dieses Rums.
