And it burns, burns, burns – Fireball Liqueur Blended with Cinnamon and Whisky

Fireball Titel

Unsere Zunge schmeckt 5 Geschmacksrichtungen – süß, sauer, bitter, salzig und umami. Schärfe dagegen ist kein Geschmackseindruck, sondern eine Reizung und wird durch andere Rezeptoren wahrgenommen, die uns vor Schmerzen warnen. Manche mögen scharfes Essen sehr gern, andere können es nicht vertragen, auf jeden Fall kennt es jeder; in Getränken ist Schärfe allerdings ein sehr ungewohntes Element, höchstens starke Minze ist verbreitet. Spirituosen oder Liköre, die auf Schärfe setzen, sind daher eher rar gesät.

Iznogud-tetedeturc-tropfort

Eine der bekanntesten dieser schmalen Kategorie ist mit Sicherheit Fireball Liqueur Blended with Cinnamon and Whisky. Insbesondere in den USA ist dieser Likör weit verbreitet und sehr beliebt, man hört oft von Studentenparties, die durch Fireball außer Kontrolle geraten und in großem Katzenjammer für alle Beteiligten enden. Kein besonders guter Ruf eilt ihm voraus, aber ein lauter Ruf – daher will ich meine eigene Erfahrung damit machen, ohne mir aber die Birne wegzuballern, ich bin mir sicher, das ergäbe einen ekligen Kater, bei all dem billigen Sprit und Zucker, der, ohne zuviel vorwegnehmen zu wollen, ganz sicher im Fireball enthalten ist.

Der Feuerball ist eigentlich mit großer Sicherheit stark künstlich gefärbt, aber immerhin hat man einen passenden, goldenen Farbton für die Zimtkonnotation gefunden, mit senfgelben Reflexen. Recht dünn für einen Likör, hinterlässt aber trotzdem Beine im Glas.

Fireball Flasche

Ich halte die Nase ins Glas. Ja, das ist Zimt. Und Zimt. Und Zimt. Da springt einem sofort die Kindheitserinnerung an den roten Wrigleys-Kaugummi in den Sinn; Big Red heißt er, und man kann ihn heute noch kaufen. Die Ähnlichkeit ist höchst verblüffend und witzig – ich glaube jeder, der einmal am Fireball riecht und den Kaugummi kennt, wird sofort diese Erinnerung in sich wecken. Daneben ist ein leicht fruchtiger Ton, nach Rot- oder Portwein. Und, wenn man tief riecht, kommt noch eine ganz helle Alkoholnote zum Vorschein, die mentholisch wirkt, aber nicht sticht.

Vorsichtig lege ich mir einen Schluck auf die Zunge. Autsch, ist das süß. das belegt die Zunge, den ganzen Gaumen. Whisky? Wo soll da Whisky sein? Selbst Drambuie oder Boxing Hares ist nicht dermaßen süß. Durch die Süße kommen kaum Aromen durch, bis zum Abgang. Hier kommt zum Vorschein, dass Zimt, trotz unserer üblichen Verwendung in Süßspeisen, eigentlich ein recht scharfes Zeug ist. Da kribbelt und brennt es, dass es eine wahre Freude ist, und den feuerspuckenden Flammendämon auf dem Etikett zur Ehre gereicht. Am Ende bleibt ein mildes Brennen im Mund, Zimtaromen und die pappige Süße, und das länger, als mir lieb ist. Das ist eine Effektspirituose, nicht so elaboriert und spannend wie beispielsweise Faradaí, der auf ähnliche Weise wirkt, aber doch rein auf den Effekt ausgelegt. Und auf die, die Zimt mögen.


Pur brauch ich das wirklich nicht, gar nicht mal wegen dem Zimt oder der tatsächlichen Aromatik, sondern wegen der superklebrigen Süße, die mir das Schlucken schwer macht. Auch in Cocktails findet sich selten Verwendung dafür; interessant ist zumindest der Holden Caufield [sic!], der Fireball mit anderen starksüßen Zutaten kombiniert und als Dessertdrink seinen pappigen Charme hat.

Holden Caufield

Holden Caufield
1 oz Fireball Whisky
1 oz Amaretto
2 oz Orangensaft

½ oz Zitronensaft
½ oz Zuckersirup
Auf Eis shaken.
[Rezept nach unbekannt]


Arcus, die auch den hervorragenden Linie Aquavit herstellen, haben damit einen Selbstläufer im Angebot, der sich trotz seiner offensichtlichen Mängel für Genießer verkauft wie geschnitten Brot. Um ehrlich zu sein finde ich die Gestaltung der Flasche, mit dem scheinbar eingebrannten Loch im Rücketikett, durch das man den feuerspeienden Teufel des Vorderetiketts sehen kann, ganz toll gelungen. Aktuell gibt es auch eine „Collector’s Edition“ (ein irgendwie absurder Gedanke bei dieser Art Spirituose), die noch bunter auf auffälliger gestaltet ist.

Das verleitet dann vielleicht den Hersteller aber zu weiteren, fast schon unlauteren Schritten: Aktuell läuft in den USA eine Klage gegen die Konzernmutter The Sazerac Company, weil sie eine Variante auf den Markt gebracht haben, die praktisch keinen Whiskey mehr enthält, sondern ein „malt beverage“ mit halbiertem Alkoholgehalt (16,5%) ist – also sowas wie ein früher auch hierzulande sehr beliebtes Alkopop. Die Etiketten sind für meinen Geschmack diesbezüglich definitiv verbrauchertäuschend gestaltet, man kann die zwei kaum auseinanderhalten, ich wünsche den Klägern viel Glück.

Ich habe den Fireball aus Interesse gekauft, weil ich wissen wollte, was die Beliebtheit ausmacht. Nach dem Probieren kann ich mir vorstellen, was sehr anspruchslose Trinker damit anfangen können, doch bei mir steht sie nun, immer noch zu vier Fünfteln gefüllt, im Regal und sammelt Staub. Ich werde sie auf der nächsten Feier, zu der ich eingeladen werde, als Mitbringsel mitnehmen und beobachten, was passiert.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

2 Kommentare zu „And it burns, burns, burns – Fireball Liqueur Blended with Cinnamon and Whisky

  1. Der Big Red wird leider seit 2022 nicht mehr hergestellt. Als Mentholhasser einen anderen scharfen Kaugummi zu finden ist fast unmöglich. Der Likör klingt ja interessant, hat aber den großen Nachteil das man ihn nicht Morgens auf dem Weg zur Arbeit am Steuer konsumieren kann…….

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..