Armagnac am Freitag – Grape of the Art Fontan 1996 Armagnac

Grape of the Art Fontan 1996 Armagnac Titel

462 Flaschen. Das ist eine sehr übersichtliche Menge, würde ich sagen – manche Whiskyhersteller stoßen das wahrscheinlich in einer Stunde aus, beim Grape of the Art Fontan 1996 Armagnac ist das die gesamte Menge dieser Abfüllung. Die Ugni Blanc des Maison Fontan aus der Region Bas-Armagnac werden nach der Fermentation in einem klassischen Alambic Armagnacais einfach gebrannt und liegt dann für 26 Jahre im Eichenfass, in einem trockenen Lagerhaus, ich liebe diese kleinen Details, die Grape of the Art immer mitliefert. Im Oktober 2023 wurden dann eben diese 462 Flaschen in Fassstärke, hier bedeutet das einen Alkoholgehalt von 55,1%, abgefüllt.

Grape of the Art Fontan 1996 Armagnac

Manchmal verliebt man sich in eine Spirituose allein aufgrund ihres Aussehens, auch wenn man das als Profi nicht tun sollte. Hier komme ich dem trotzdem sehr nahe, das strahlende, warme Pariser Rot des Fontan ist schlicht zu charmant. Im Glas wirkt das passend lebendig mit einem nur leicht viskosen Schwenkverhalten, das in einem attraktiven Gittermuster aus Beinchen endet.

Die Nase ist kurz verwirrt – ist das nicht ein spanischer Brandy? Im zweiten Schnuppern wird der Armagnac typischer, bleibt aber für mich irgendwie in der Mitte zwischen diesen Kategorien. So richtig viel getrocknetes Obst findet sich da, getrocknete Aprikosen und Pflaumen, weiße Rosinen und gedörrte Apfelscheiben. Ein Ticken Vanille gibt Schwere, etwas Karotte erinnert mich an Bourbon, und ein minimalster Anflug von Lack erzeugt noch sehr erwachsene Komplexität. Insgesamt wirkt der Fontan dann aber doch frisch und klar, etwas Orangenzeste und ein Hauch von Anis sind dafür verantwortlich.

Der Antrunk ist sehr weich, mild, und fast schon zurückhaltend, süßlich und mit sehr üppiger Textur. Drei, vier Sekunden Zeit nimmt sich der Fontan im Mund, bevor er seinen Mantel ablegt und dann angenehme Würze zeigt, perfekte Süßsauerbalance, mit gut gewählter Bittere und Trockenheit. Letztere nimmt immer mehr zu, geht auf Astringenz zu, ohne sie wirklich hart zu treffen. Aprikosen und Pflaumen sind nun sehr präsent, ebenso wie die Rosinen, und im späteren Verlauf erblühen noch Jasmin und Veilchen, immer eingebettet in die herbsüße Trockenfrucht. Eine späte mentholische Note frischt den Gaumen auf, bildet ein angenehmes Gegenstück zur würzigen, mit Chiliaspekten versehenen Wärme, die den Rachen hinunterrinnt.

Das ist ein richtig edles Getränk, in dem alles wunderbar harmoniert, aber nicht bequem oder langweilig wird. Armagnactypische Kraft und die hier zwar durchaus gezähmte, aber im Rückblick klar erkennbare Wildheit machen den Fontan für mich großartig spannend. Ich freue mich darauf, den Rest des Samples ganz in Ruhe ohne Verkostungsstress genießen zu können.

Offenlegung: Ich danke Grape of the Art für die kosten- und bedingungslose Zusendung dieses Samples.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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