Bier am Freitag – Brewfist The Bad Sentenza Barrel Aged Imperial Chocolate Coffee Stout

Brewfist The Bad - Sentenza Barrel Aged Imperial Chocolate Coffee Stout Titel

Ein komplexer Name für ein komplexes Bier: Das Brewfist The Bad Sentenza Barrel Aged Imperial Chocolate Coffee Stout hat viel zu bieten, bevor man es probiert hat. „The Bad“ ist eine Homage an die Italowestern, insbesondere natürlich „The Good, the Bad, and the Ugly“ mit Clint Eastwood. „Sentenza“ ist in dem Film „der Böse“, gespielt von Lee Van Cleef (er ist auch stilisiert auf dem Etikett abgebildet). Das Basisbier ist dann natürlich das Spaghetti Western, auch aus dem Hause Brewfist, das mit einem ordentlichen Set an Malzen ausgestattet ist: Pale, Hafer, Carafa Special, DRC, Crystal, Chocolate und „geröstete Gerste“ sind aufgeführt. Magnum ist dagegen als einziger Hopfen eingesetzt. Nach der dreimonatigen Fassreifung in Ex-Laphroaig-Fässern wird das Bier noch mit Kaffee und Kakaobohnen aromatisiert, was sich dann auch in der Stilbezeichnung äußert. Mit imperialen 8,7% Alkoholgehalt ist es auch diesbezüglich gut versorgt. Ich ahne schon voraus, dass das hier kein aromatisches Leichtgewicht sein wird!

Brewfist The Bad - Sentenza Barrel Aged Imperial Chocolate Coffee Stout

Der Stil lässt mich nichts anderes erwarten als die espressoähnliche, fast schon ins schwärzliche übergehende Farbe, und auch die schwer schwappende Textur beim Eingießen. Ein haselnussbrauner Schaum entsteht ganz kurz, bleibt nur als Tonsur und feinster Flaum in einer großen Insel erhalten.

Manche Fassreifungen riecht man kaum, hier ist das klar anders – die drei Laphroaigfassmonate äußert sich deutlichst, die medizinischen, mineralischen und maritimen Noten des Islay-Whiskys liegen über allen anderen Eindrücken. Erst lang danach kommt das schwere, dunkle Röstmalz, und dann danach die Aromatisierung mit Kakao und Kaffee. Eine sehr komplexe Nase, vielschichtig mit sich freudig abwechselnden Eindrücken. Ein bisschen nasses Holz kommt auch noch vor – ich könnte an dem Bier echt richtig lang schnuppern.

Im Mund ist das alles auch vorhanden, aber noch viel runder ineinander verflochten, die einzelnen Komponenten, die ich aufgezählt hatte, sind hier nun schwerer voneinander abgrenzbar. Was nichts schlechtes ist, im Gegenteil, so hat man ein Bier, das seine Komplexität in einer absolut verrundeten Form anbietet, unterstützt von einer richtig fetten Textur, die sich an den Gaumen legt, ohne sirupartig schwer zu werden: Rezenz bleibt vorhanden, auch durch eine milde Säure, die auf der Zunge prickelt. Sehr schöne, expressive Fruchttöne von Trockenobst kommen vor. Angenehm salzig, angenehm bitter. Der Abgang ist lang, deutlich vom Kakao gesteuert, mit feinem Espressopulvernachhall.

Black and Yellow Cocktail

Puh, das ist eine Granate, ein extrem ausdrucksstarkes, wuchtiges, schweres Bier, das sich dennoch mit frischen Aspekten aufhellt. Irre komplex, wahnsinnig unterhaltsam, ein Bier, mit dem man einen Dialog sowohl über Semiotik als auch Bronson-Western führen kann. Vielleicht sogar beides zur gleichen Zeit. Einen Schluck davon hab ich mir für einen links abgebildeten Black and Yellow aufgehoben (für das Rezept siehe meine Cocktailrezeptseite), darin glänzt das Sentenza nochmal ein bisschen anders.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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