Eigentlich bespreche ich viel zu wenige Weizenbiere hier, im Vergleich dazu, wie gern ich die mag und wie oft ich die trinke, zumindest. Allerdings ist die Bandbreite an verschiedenen Marken bei mir eingeschränkt, ich habe ein paar Favoriten, die trinke ich sehr oft, und da dachte ich mir, das muss mal ausgeweitet werden mit weiteren klassischen Weissbieren, aber auch verrückten Varianten. Schneider Weisse ist ja bekannt dafür, experimentierfreudig zu sein, und das zeigen sie auch mit dem Schneider Weisse LoveBeer. Es ist in Zusammenarbeit mit der Neu-Volksmusik-Gruppe LaBrassBanda entstanden – ich kenne deren Musik nicht und habe auch wenig Spaß an diesem Musikstil im Allgemeinen, das soll mich aber nicht davon abhalten, das Bier zu probieren und mir die Melodien im Kopf dazu selbst auszudenken.
Ein klassischer Weißbierlook begrüßt uns, safrangelbes, volltrübes Bier, weder filtriert noch pasteurisiert. Der Schaum ist etwas dünner als erwartet, doch immerhin dafür sehr feinblasig und ausdauernd, das kommt ab und zu einfach auch durchs Eingießen zu Unterschieden.
Nicht mehr ganz so klassisch ist die Nase, hier merkt man schon sehr deutlich die Aromahopfenbeigaben, Hallertauer Tradition und Herkules machen das LoveBeer zu keiner Hopfenbombe, verschieben die Aromatik aber schon erkennbar weg vom traditionellen Nelken- oder Bananeneindruck, hin zu fruchtigeren, herberen Tönen. Beerig und grasig wirkt es, mit Ansätzen von Sommerheu.
Das Mundgefühl ist wieder voll getroffen, weich und voll legt sich der Weizen an den Gaumen, kauig und trinkig zugleich, das ist einfach diese Textur, die ich an gut gemachten Hefeweizen so mag. Etwas Nelken scheinen noch durch, der Hopfen gibt einen Ticken, aber nur einen Ticken an zusätzlicher Bittere (20 IBU immerhin!), und sorgt für eine freche Abwechslung mit einer schönen Kante, die aber noch abgerundet ist, es besteht nie die Gefahr, hier ins ale-ige abzugleiten. Der Abgang ist mittellang, die Rezenz gut, im Nachklang wirken die heuigen Noten des Hopfen nochmal extra lang nach, das finde ich sehr apart.
Ein gelungener Twist auf das Weizen, wie man es in- und auswendig schon kennt. Diese Spur zusätzliche Herbe und leicht gewandelte Aromatik, ohne den Stil zu verletzen, ist wirklich gut gemacht. Auch wenn ich mit der Musik nichts anfangen kann, das Bier mag ich.
