Peruanische Blumenwiesen – Barsol Pisco Mosto Verde Italia

Barsol Pisco Mosto Verde Italia Titel

Manchmal tut es mir fast leid, wenn ich einen Artikel über eine nicht alltägliche Spirituose hier schreibe, und am Schluss dann zugeben muss, dass es entweder sehr schwer wird, eine Marke davon nach Hause zu holen und selbst nachzuvollziehen, was ich hier beschreibe, oder gar unmöglich. Für heute gelobe ich, dass das nicht so sein wird! Pisco ist sicherlich noch nicht so verbreitet hierzulande, dass man diesen südamerikanischen Weinbrand überall sehen würde, doch als Marke ist Barsol in Deutschland gut etabliert, darum muss man sich auch nicht übermäßig anstrengen, deren Brände käuflich erwerben zu können, und das gilt schon eine ganze Weile; vor gefühlt sehr langer Zeit hatte ich bereits den Barsol Quebranta hier besprochen, jetzt, wo ich drüber nachdenke, ist das sogar einer der Artikel, die ich erst auf Amazon als Rezension geschrieben hatte und dann, als ich diesen Blog gestartet hatte, hierher übertragen habe (entsprechend sieht der Artikel auch aus, und die Fotos, das ist praktisch Blogarchäologie).

Jetzt wenden wir uns der Gegenwart und damit dem Barsol Pisco Mosto Verde Italia zu. Über die hyperregulierte Herstellungsweise eines peruanischen Pisco hatte ich bereits in mehreren früheren Artikeln geschrieben, ich fasse hier darum nur kurz zusammen: wenige erlaubte Rebsorten (hier eben Italia), Destillieren auf einen engen Zielalkoholkorridor hin (hier hat man 41,8% getroffen), keine Verdünnung mit Wasser, keine sonstigen Zusätze, keine Fassreifung. Die Bodega San Isidro ist der Herstellungsort, die Trauben der namensgebenden Rebsorte Uva Italia stammen aus der Region Ica, zu der als unterhaltsames Detail auch die Hafenstadt Pisco gehört. Für die Piscovariante des Mosto Verde wird die Fermentation des Mosts zu einem gewissen Zeitpunkt unterbrochen, so dass Fruchtsüße zusätzlich erhalten bleibt und im Endprodukt erkennbar sein sollte – prüfen wir das mal.

Barsol Pisco Mosto Verde Italia

Kristallklar, ohne Fehler oder Einschlüsse, zeigt sich der Pisco im Glas. Beim Schwenken wirkt er schwer, bleibt aber lebendig, und legt sich dann leicht an die Glaswand, von wo er extrem träge, ja eigentlich schon widerwillig, wieder abläuft.

In der Nase präsentiert der Brand sich sehr fruchtig, das ist ein ganzer Obstkorb aus weißen Trauben, rotem Apfel, nicht ganz reifen Pfirsichen, Quitte und Feigen. Sehr apart, und eine gewisse herbe Grünheit verhindert, dass die Aromatik komplett ins Gemütliche, Saftartige kippt und dadurch langweilt. Frisch und luftig ist dieser Duft dadurch, mit klar floralen Noten von Rosen, Geranien und Nelken (den Blumen, nicht dem Gewürz), ohne dabei parfümiert zu erscheinen. Da ist auch ein Ticken Plastik, der aus dieser Kombination von Blume und Gras entsteht, aber nicht auf eine unangenehme Weise. Schließlich empfinde ich eine gewisse Fleischigkeit, die aber nur schwer greif- oder beschreibbar wäre.

Barsol Pisco Mosto Verde Italia Glas

Die Textur, die sich direkt im Antrunk an den Gaumen legt, ist ähnlich vielgestaltig – da ist durchaus eine weiche, milde Seite, die schmeichelt; gleichzeitig wirkt aber von Anfang an eine helle und mineralische Frische dagegen, die leicht die Zunge kitzelt. Im Verlauf wird der Brand würziger, packender, ohne dabei aber feurig oder scharf zu werden. Von der initialen Frucht entwickelt sich mit der Zeit auch am Gaumen diese Blumenwiese, die regelrecht aufblüht, und dann beständig im ganzen Mundraum haftet. Später klingen noch Trauben und Feigen dazu, gerade reif, mit natürlicher Süße und feinen, dezenten, mildherben Aromen, ohne sich vorzudrängen. Der Abgang ist sehr lang, der Nachhall bleibt viele Minuten aktiv und lebendig, und klingt dann ganz langsam ab, mit milder Trockenheit und nur einer Idee von Astringenz.

Da fragt man sich schon, warum Pisco in Deutschland so ein Schattendasein fristet, wenn man für vergleichsweise geringes Geld so einen höchstaromatischen, spannenden Brand bekommen kann. Das grenzt sich durchaus von einem europäischen Obstbrand ab, hat seine eigene Typizität, und gefällt mir extrem. Mosto Verde ist natürlich noch etwas Besonderes auch innerhalb der Piscokategorie, wer starke Aromen mag, sollte sich diese Peruaner (zum Beispiel auch den Pisco Portón Mosto Verde Torontél mit einer anderen Traubenart) definitiv anschauen.


Diese starke Aromatik des Mosto Verde Italia zeigt sich besonders schön in einem Drink wie dem Peru Negro. Ein wirklich rundes Bild entsteht, die Zutaten spielen wunderbar zusammen, die Xocolatl Bitters und der Amaro geben etwas süße Tiefe und würzige Schwere dazu – und trotzdem erkennt man noch die blühende Leichtigkeit und Floralität des Pisco. Ein richtig attraktiver Aperitif!

Peru Negro Cocktail

Peru Negro
1oz / 30ml Pisco
1oz / 30ml Aperol
1oz / 30ml süßer Wermut
½oz / 15ml Amaro
2 Spritzer Bittermens Xocolatl Mole Bitters
Auf Eis rühren.

[Rezept nach Brother Cleve]


Die Flasche in Amphorenform weiß mit vielen ins Glas eingelassenen Details aufzuwarten, dazu kommt ein Echtkorken mit einem Holzstöpsel oben drauf – das weiß durchaus zu gefallen, und liegt auch gut in der Hand. Die Farbgebung der Etiketten passt dazu, hier wurde ein sehr hübsches Farbschema gewählt, das dem Auge schmeichelt.

Ich rate jedem, sich Pisco im Allgemeinen mal anzusehen, das ist ein wunderbarer Brand, der dazu im Vergleich zu seinen französischen Weinbrandkollegen, wie gesagt, auch preislich viel leistbarer ist, selbst in höchsten Qualitätsstufen. Mit dem Barsol Mosto Verde Italia bekommt man für wenig Geld ganz enorme Leistung, egal, was man mit der Flasche macht – warum nicht mal, statt dem üblichen müden Whiskygeschenk zum 50. Geburtstag eines Freundes, etwas Exotischeres mit Gefallgarantie kaufen?

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.