Wer trinkt eigentlich Ginger Ale? Ich probiere zwischendurch immer wieder mal Dinge, die ich vor zig Jahren das letzte mal getrunken hatte, und suche so nach spannenden Getränken aus alter Zeit, die man schlicht nur vergessen hatte. Doch bei den klassischen Ginger Ales der großen Hersteller frage ich mich schon – dieses pappsüße, klebrige, künstlich schmeckende Zeug ist doch nun wirklich aus der Zeit gefallen, sogar als Filler in einem Longdrink würde ich das ungern einsetzen. Bei der Auswahl der Probierprodukte fiel mir dann ein Produkt in die Hände, das mit der Limonade gar nichts zu tun hat, sondern ein „echtes Ginger Ale“ ist: das Hitachino Nest Real Ginger Ale, das in Japan von der Kiuchi Brewery hergestellt wird. Es wird als Bier gebraut, beim Brauen wird Ingwer eingesetzt, zusammen mit den Malzen Pale, Munich, Crystal und Chocolate, und den Hopfen Perle, Styrian Golding und Chinook. Bei üppigen 8% Alkoholgehalt sollte man es wirklich nicht mit einer Kinderlimo verwechseln, auch wenn das Etikett das Potenzial dazu bietet!

Im Glas ist die Verwechselungsgefahr dann schnell gebannt, denn statt dem blassgelben Ton eines Ginger Ales findet man hier eine sehr dunkle Färbung, naturtrüb, mit deutlich sichtbaren Partikeln – vielleicht vom Einsatz des Ingwers. Die leichte, aktive Perlage schafft es nicht, Schaum auf Dauer zu erzeugen.
Der Geruch ist leicht säuerlich, man hat Anklänge von Honig, ansonst bleibt es aber, ehrlich gesagt, fast neutral für die Nase. Am Gaumen kommen dann doch irgendwie vorsichtige Limoreminiszenzen auf, süß ist das Hitachino Nest jedenfalls im gesamten Verlauf, mit Honigaromen zu Beginn und einem begleitenden sehr cremigen Mundgefühl. Ein bisschen Colageschmack ist präsenter als sehr dezente Hopfen- und Malzaromen, ein durchaus eher schwerer Gesamteindruck – es fühlt sich an wie ein aromatisch leichter Doppelbock, würde ich sagen. Über einen Mangel an Rezenz und Frische braucht man sich aber sicher nicht beklagen. Im Abgang taucht dann endlich der Ingwer auf, sowohl geschmacklich als auf vom Effekt her – sehr milde Schärfe ist angenehm, am eher kurzen Ende kippt das Bier dann aber wieder leicht ins Pappige.
Ein nettes Bierchen für Zwischendurch, die Rezenz rettet es vor der frappanten Aromenärme. Immerhin, es ist durchaus etwas Exotisches, und unterhält damit schon eine Weile. Auf die Dauer braucht man es aber sicher nicht.