Was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Eine pseudophilosophische Frage, die ich mir neulich unter anderem Umständen, aber mit derselben Konsequenz, stellte. Bei einem Besuch meines lokalen Edeka-Markts in der Mainzer Straße in Saarbrücken blieb mein Blick an einem neuen Bier, das der diesbezüglich sehr rührige Marktbetreiber ins Sortiment aufgenommen hatte, hängen: das Super Bock hat so einen Namen, unter dem ich mir nichts richtig vorstellen konnte, und das schlicht deswegen in meinem Wägelchen landete – zunächst in der „Mini“-Variante. Zurück zum Henne-Ei-Problem: ein paar Wochen später machte ich eine Reise nach Lissabon, und merkte schnell, dass das Super Bock dort allgegenwärtig ist; ich kannte das portugiesische Bier also lustigerweise schon, bevor ich dorthin flog, und hatte es vor der Reise dennoch überhaupt nicht auf dem Schirm. Und so holte ich mir nach der Rückkehr ziemlich direkt dann auch das Sechsertragerl in größeren Flaschen.
Kristallklares Kupfer landet beim Eingießen im Glas, es zischt dabei leise. Die Schaumkrone wechselt von einem fluffigen Häubchen, wenn man es vom Fass erhält, zu einer flacheren, grobblasigen Haube, wenn man es sich zuhause selbst aus der Flasche serviert, und diese ist dann auch schnell fast komplett verschwunden. Der Geruch ist getreidig, herb, mit fruchtigen Anflügen, aber höchstens das; ein bisschen Floralität scheint durch, in Kombination hat man fast etwas hubbabubbaartiges, nicht unangenehm, vor allem, weil sich das alles im Minimalstbereich abspielt. Das Getreide dominiert klar in einem insgesamt relativ zurückhaltended Geruchsbild.
Im Mund erkennt man direkt, wie eine gewisse Süße entsteht, die sich am Gaumen ausbreitet, die Textur ist passend weich und cremig, ohne dabei schwer zu werden. Rezenz ist üppig da, entstehend aus guter Karbonisierung und dazukommender, milder Säure. Ein Bier, das man kalt trinkt, das unterstützt dies noch. Geschmacklich muss man ähnlich suchen wie in der Nase, klare Gerstedominanz lässt nur minimalsten anderen Komponenten Raum. Der Abgang ist dann kurz, frisch, leicht.



Wie so oft gilt, dass man Urlaubserlebnisse nicht mit nach Hause transportieren kann. Man sollte es auch meist nicht einmal probieren, insbesondere bei Bier klappt das höchstselten in meiner Erfahrung. Während meines erwähnten Städteausflugs nach Lissabon (eine grandiose Stadt, ich rate jedem, dort einmal hinzufahren!) war das Super Bock ein ständiger Begleiter, es löschte den Durst vom ständigen Hoch und Runter in dieser hügeligen Metropole, war Erfrischer in der warmen Januarsonne in Belém, klärte den Gaumen bei den portugiesischen Tapas. Diese Erinnerungen sollte man behalten, und sie nicht dadurch mindern, dass man sie zuhause nachstellen will. Es funktioniert schlicht nicht – in Lissabon trinke ich das Super Bock extrem gerne, in Saarbrücken lasse ich es gern stehen.