Ich habe eine tolle Idee und will etwas auf den Markt bringen, habe aber selbst nicht die nötigen Geldmittel dafür? Früher bedeutete das Klinkenputzen bei Banken und möglichen Investoren. Gerade letztere wollen dann natürlich einen nicht unerheblichen Anteil am eventuellen Erfolg haben, erstere sind oft zurückhaltend und halten sich zurück, in verrückte Ideen auszuzahlen. Die moderne Lösung für dieses Problem? Crowdfunding. Allerlei Geschäftsideen, die im normalen harten Finanzleben kaum eine Chance hätten, werden durch normale Menschen mit Kleinstbeiträgen gesponsert, die einfach die Idee toll finden und mit gewissen Goodies dafür belohnt werden.
Ich hatte vor einer Weile bei so einer Crowdfunding-Initiative auf der Plattform startnext teilgenommen: „Princesa Isabel Cachaça – Rum aus Brasilien“ hieß die, und es ging darum, einem deutschen Unternehmen den Import dieser brasilianischen Zuckerrohrsaftspirituose (über das Wort „Rum“ im Titel gehe ich einfach mal geflissentlich hinweg) zu ermöglichen. Und das Projekt war dann auch erfolgreich – so kam ich in den Besitz meiner Belohnung dafür, einer Flasche der Princesa Isabel Cachaça Armazenada em Jaqueira. Hergestellt wird sie im brasilianischen Bundesstaat Espirito Santo, wo in der Stadt Linhares die Produktionsstätte Fazenda Tupã beheimatet ist. Der Name ist lang, aber eigentlich nicht kompliziert: „armazenada“ ist der Begriff für „in Holzbehältern aufbewahrt“, Dauer und Fassgröße sind dabei nicht bestimmt. „Jaqueira“ ist die Art des Holzes des Fasses – hier ruhte die Cachaça also in einem Fass aus dem Holz eines Jackfruchtbaums, laut einem Pressetext für ein Jahr. Ich prüfe nun mal, ob sich meine Investition gelohnt hat.
Die Farbe passt jedenfalls schonmal zur gelben Jackfrucht – ein sehr helles, aber kräftiges Sonnenblumengelb. Viskosität ist durchaus vorhanden, die Cachaça bewegt sich zwar lebhaft und flüssig, aber doch mit leichtem Schwappen und hinterlässt dann einen Film mit sehr träge ablaufenden Tropfenspitzen.
Die Nase ist sehr typisch für Cachaça, voller Zuckerrohrsaft, einem Korb exotischer, unreifer Früchte, leichter grüne Grasigkeit und milder Gewürze. Riecht man die Jackfrucht heraus? Natürlich nicht, der Brand kam ja nur mit dem Holz des Baums, nicht mit der Frucht selbst, in Kontakt. Selbst wenn, ich könnte es nur nicht zuordnen und benennen, denn ich bin mit diesem Obst nicht wirklich vertraut – eine Bildungslücke, ich weiß, aber ein Beweis dafür, dass man nur riechen kann, was man kennt. Das wird natürlich irgendwann nachgeholt.
Superweich und cremig im Antrunk, fast schon ölig schwer – die Konsistenz ist beeindruckend dick. Die Süße des Beginns bleibt zwar erhalten, wird aber im Verlauf durch pikante Gewürze und Ingwerschärfe und -aromen aufgefrischt. Viel Zuckerrohr und Frucht dominiert alles, Birne, Quitte, dazu etwas Zimt und Vanille. Ein Eindruck von Kokosnussfleisch. Später noch etwas Salzigkeit, und eine beeindruckende, vollmundige Bittere. Ingesamt eine tolle Breite und Wucht mit sehr viel Körper. 40% Alkoholgehalt sind angenehm spürbar, ohne aufdringlich zu werden. Der Abgang ist kurz und rostig – doch ein hübscher blumig-fruchtiger Nachhall entsteht aus einer kurzen aromatischen Lücke heraus, ein sehr ungewohnter Effekt, und hängt dann eine ganze Weile nach.
Eine sehr schwere, volle, aromatische und rund wirkende Cachaça, mit einem Bums aus Frucht und Gewürz, die mich ehrlich begeistert. Allein schon das Mundgefühl ist grandios, und wer Cachaça mag, muss auf diese hier einen Blick werfen.
Im Caneflower werden all die Dinge durch Zutaten betont, die ich in der Princesa Isabel sehr mag – die blütige Komponente durch Holunderblütenlikör, die Bittere durch Aperol, die Frucht durch Zitronenöl aus der Zeste.
Caneflower
1½ oz Cachaça
¾ oz Aperol
½ oz Holunderblütenlikör
Auf Eis rühren. Mit großer Zitronenzeste absprühen.
[Rezept nach Jeffrey Morgenthaler]
Die Flasche an sich ist unauffällig, um so schöner ist das Etikett gestaltet. Die Fazenda dekoriert alle ihre Cachaças mit Vogelarten ihrer Heimat, hier sieht man den hübschen blauen Saíra-azul. Das ist eine gelungene Idee, und professionell ausgeführt – man erkennt daran, dass hier eine Brennerei mit Erfahrung und auch einem gewissen Anspruch am Werk ist.
Ich freue mich, dass ich einen kleinen Teil dazu beitragen konnte, diese sehr attraktive Spirituose nach Deutschland zu holen. Ich hoffe auch, dass das Unternehmen weitermacht damit, und weitere Produkte dieses Brenners importiert – denn auch wenn Deutschland für Cachaça einer der größten Märkte ist, so sind es eher nicht die hochklassigen, wertigen Cachaças, die hierzulande massig konsumiert werden. Die Waage etwas hin zur Qualitätscachaça zu neigen, das ist eine tolle Arbeit, die es zu unterstützen gilt.
Ein Kommentar zu “Brasilianische Prinzessin – Princesa Isabel Cachaça Armazenada em Jaqueira”
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