Kurz und bündig – Velier Royal Navy Very Old Rum

Velier Royal Navy Very Old Rum Titel

Velier ist ein Vorreiter, was Transparenz bei Rum angeht. Das Etikett des Velier Royal Navy Very Old Rum ist dafür ein Beispiel. Darauf findet man alles in klarer Sprache, was den echten Rumfreund interessiert. Die einzelnen Blendbestandteile werden aufgelistet (Trinidad, Caroni, 20 Jahre Tropenreifung; Guyana, Demerara, 15 Jahre Kontinentalreifung; Jamaica, Pure Single Rums, mehr als 12 Jahre Tropenreifung). Das gewichtete Alter, in diesem Fall also 17,42 Jahre. Zu guter letzt noch Ort des Blending und der Abfüllung – Schottland. Es ist so angenehm, so ein Etikett zu lesen, auf dem nicht mit Marketingluftschlössern und den abgeschmackten Piraten und anderen Fantasiepersonen geschwurbelt wird, sondern handfeste Informationen geliefert werden. Doch was ist mit dem Rum selbst?

Velier Royal Navy Very Old Rum

Dunkles, kräftiges Terracotta, mit orangefarbenen Anklängen. Ungefärbt ist er laut Deklaration, das gefällt mir als Zusatzverweigerer jeder Art. Im Glas scheint der Velier Royal Navy Very Old Rum leicht, bewegt sich ohne Mühe oder Schwere. Dabei entstehen äußerst viele, sehr eng aneinanderliegende, langsam ablaufende Beine. Beim langsamen Schwenken verbreitet sich auch der Geruch über das Glas hinaus. Sehr prägnant, mit vielen teerigen, schmutzigen Noten, darunter schwere Frucht aus Banane, überreifer Ananas und ebensolchem Pfirsich, Rosinen. Etwas Portwein, vielleicht Amarone. Darunter wiederum Malz, Melasse und richtig viel Vanille. Für mich persönlich archetypisch Rum – ein Wunschduft für einen Lufterfrischer. Ein leichtes Beissen in der Nase warnt davor, die Nase zu tief ins Glas zu halten.

Sehr trocken im Antrunk, sehr schokoladig, dunkelmarzpanig, bitterorangenfruchtig. Trotz der Trockenheit dominiert eine natürliche Süße, die allerdings nicht den feurig-wilden Charakter übertönt. Milde Ester, einiges an Fusel, viel Hefe, manch einer wird sich daran stören; doch das ist Rum, nicht die breitgeklatschte, zermantschte Solera-Eintagsfliege auf der Muggeplätsch, sondern die stolze Hornisse, die sich wehrt. Da gibt es viel zu entdecken, der Blend aus Jamaica, Guyana und Trinidad ist deutlich in all seinen Komponenten erkenn- und erforschbar. Diese Komplexität geht aber keineswegs zu Lasten der Trinkbarkeit, selbst die hohe Alkoholstärke von 57,18% (Navy Strength eben) ist zwar deutlich spürbar, aber klasse eingebunden. Der Abgang ist glühend heiß, lang, effektvoll. Fuselnoten hängen lange nach. Die Wärme klingt dafür umso langsamer ab. Es bleibt eine schwere Süße am Gaumen.

Ein wirklich höchstattraktiver Rum für Leute, die echten Rumgeschmack mögen. Hier findet sich ein wirklicher Querschnitt durch die britischen Rumkolonien, mit allem, was ihn auszeichnet, und ihn für mich zum quintessenziellen Rumgeschmack macht. Natürliche Süße, natürliches Feuer, natürliche Aromatik – ein Rumfeuerwerk, wie ich es liebe. Der Preis des Velier Royal Navy Very Old Rum ist letztlich das einzige, was mich abhält, diesen Rum bedingungslos jedem zu empfehlen – wer es sich aber leisten kann, sollte sich eine Flasche davon in die Hausbar holen. Denn eines ist klar: Wert ist er es.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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