Ach, jeder Heimbarbesitzer kennt das Phänomen – man hat ein Dutzend Bitters aller Art im Regal, aber benutzen tut man letztenendes immer nur 3 oder 4 davon. Angostura ist und bleibt der Platzhirsch, daneben hat man Peychaud’s und Orange Bitters. Man sieht hier: 2 der 3 Hauptbitter erwähne ich als Markennamen, den dritten nur als Kategorie. Während Angostura und Peychaud’s einfach einzigartig in ihrem Effekt sind, da gibt es nur wenig echte und gut erhältliche Alternativen, hat man bei Orange Bitters eine gewisse Wahlfreiheit. Zum Beispiel die hier vorgestellten Regans‘ Orange Bitters No. 6. Die Bartenderlegende Gary Regan hat sie in einem auf dem Rücketikett dargestellten Prozess ausgetüftelt.
Diese Bitters sind überraschend hell in der Farbe, Safran bis Ocker. Gibt man einen Tropfen auf ein Stück Papier, entsteht kein erkennbarer Fleck. Das ist schon ein Unterschied zu den anderen Bittern, die ich kenne, die sehr dunkel wirken. Der Geruch ist dann aber wieder typisch für Bitters – sehr würzig, dunkel, aromatisch, sehr kräuterlastig. Underberg kennt man ja in Deutschland gut, diese Orange Bitters riechen fast identisch, nur zitruslastiger. Orangenschale schimmert deutlich durch.
Der pure Geschmack ist unerwartet; nicht die starke Bittere, die trägt das Produkt ja im Namen. Es ist die wirklich sehr prägnante Bitterorangenschale, die alles trägt, aber die Aromatik ist vielschichtiger: Kardamom, Anis, Nelken, Piment. Gerade Nelken klingen lange nach, die Zunge bleibt etwas betäubt. 45% Alkoholgehalt bringen die Kraft mit, sich im Cocktail dann durchzusetzen.
Natürlich trinkt man das nicht pur, es schadet aber nicht, die Aromatik eines Produkts zu kennen, das man sonst recht gedankenlos einem Rezept folgend einsetzt. Für mich ist klar – das sind ohne Frage meine Hausorangenbitter.
Ein Kommentar zu “Kurz und bündig – Regans‘ Orange Bitters No. 6”