Die glorreichen Sieben – 7 Ginger Beers im Vergleich

Ginger Beer Sorten

Die Qualität zählt. Ein einfaches Motto, das einen in der Welt der Spirituosen und Cocktails wirklich weiterbringt. Dabei geht es gerade bei Cocktails und Longdrinks nicht nur um die Qualität der alkoholischen Zutaten, nein, auch die Filler, Säfte und Limonaden, die bei einem Longdrink schließlich bis zu 75% ausmachen können, sollten diesem Motto unterworfen werden. Manchmal kann man das gut selbst allein für sich beurteilen; manchmal will man aber auch wissen, ob der eigene Geschmack nicht durch irgendwelche Vorlieben oder Marketingmittel des Produkts beeinflusst wird. In solchen Fällen hilft eine Blindverkostung, die ich vor kurzem mit einem beliebten Filler, nämlich Ginger Beer (also einer heutzutage alkoholfreien Ingwerlimonade), organisiert hatte.

Ginger Beer Sorten

Entsprechend habe ich mich mal in den lokalen Supermärkten umgesehen und das gekauft, was da war: Je eine Flasche/Dose von Aqua Monaco Hot Monaco, Bundaberg Ginger Brew, Fentimans Botanically Brewed Ginger Beer, Fever-Tree Ginger Beer, Gosling’s Ginger Beer, Old Jamaica Ginger Beer und Thomas Henry Spicy Ginger. Preislich liegen alle zwischen 1€ und 3€.

Für die Blindverkostung habe ich mir für jeden Tester einen Verkostungsbogen erstellt und ausgedruckt, in den man die verschiedenen zu bewertenden Kriterien mit einer Zahl von 1 bis 10 bewerten kann. Die Kriterien, die ich mir für die Ginger-Beer-Verkostung ausgedacht habe, sind Farbe, Geruch, Sprudeligkeit, Ingweraroma, Schärfe, Süße und Gesamteindruck. Ich hoffe damit das gesamte Spektrum an Sinneseindrücken, die man bei einem solchen Getränk haben kann, abzudecken.

Verkostungsbogen

Darüber hinaus möchte ich eine Gewichtung vornehmen. Persönlich sind für mich bei einem Ingwerbier zwei Dinge besonders wichtig – der Geschmack nach Ingwer (wozu sonst ein Ingwerbier?), und die Schärfe (für mich persönlich das, was ein Ginger Beer von einem Ginger Ale unterscheidet und deswegen relevanter ist). Daher werden diese Kriterien doppelt so stark gewichtet wie die anderen. Der Gesamteindruck ist das, was ingesamt schwer in Worte zu fassen ist; vielleicht sticht ein Ginger Beer in einzelnen Kriterien sehr positiv hervor, ist aber vom Gesamteindruck her unausgewogen. Auch dieser Gesamteindruck zählt bei der Auswertung doppelt.

Man benötigt schließlich noch klare (damit man die Farbe beurteilen kann), kleine Plastikbecher – für alle Proben dieselben, damit man nicht aus dem Behältnis auf den Inhalt schließen kann. Ein unabhängiger Helfer füllt vor dem Test die Ingwerbiere in die Becher und stellt sie auf einer entsprechend markierten Fläche ab, von der sich die Tester jeweils ein Becherchen greifen können.

Blindverkostung Vorbereitung

Und schon kann es losgehen! So mancher Verkoster wünscht sich vielleicht eine stille, kontemplative Umgebung, in der er seine Sinneseindrücke sammeln und konsolidieren kann; bei uns ist so eine Verkostung eine lautstarke Angelegenheit! Diskussion beginnen schon beim ersten Sample, Vergleichsgeschmäcker werden laut ausgerufen, auf den Blättern herumgekritzelt und erste Vorlieben direkt kommuniziert. 5 Verkoster nehmen an dieser außergewöhnlichen Runde teil – darunter Ingwerliebhaber, aber auch Leute, die sonst mit Ingwer nicht viel am Hut haben, und Ingwerlimonade hier zum ersten Mal tranken.

Blindverkostung im Gange

Nachdem die Verkostungen abgeschlossen sind, werden die Bögen eingesammelt. Vor der Auswertung der statistischen Daten wird nun bekannt gegeben, welches Ginger Beer sich hinter welchem Buchstaben verborgen hatte. In diesem Fall war die Zuordnung folgendermaßen:

A – Aqua Monaco Hot Monaco
B – Old Jamaica Ginger Beer
C – Gosling’s Ginger Beer
D – Fentimans Botanically Brewed Ginger Beer
E – Thomas Henry Spicy Ginger
F – Bundaberg Ginger Brew
G – Fever-Tree Ginger Beer

Blindverkostung Auflösung

Für die statistische Auswertung habe ich mir ein Excel-Sheet zusammengebastelt, das die Einzelwerte aufnimmt und zu einem Gesamtwert für jede Ingwerlimonade aggregiert. Dieses Excel-Sheet kann später auch mit Statistik-Tools visuell ausgewertet werden. Das Endergebnis beinhaltete für mich persönlich, der alle Ginger Beers schon kannte, keine großen Überraschungen. Spannend ist, dass zwischen Platz 1 und Platz 6 fast 100 Punkte liegen. Hier die Endwertung:

337 Punkte, Platz 1

Fever-Tree Ginger Beer
Fever-Tree Ginger Beer
301 Punkte, Platz 2

Aqua Monaco Hot Monaco
Aqua Monaco Hot Monaco
270 Punkte, Platz 3

Thomas Henry Spicy Ginger
Thomas Henry Spicy Ginger
263 Punkte, Platz 4

Bundaberg Ginger Brew
Bundaberg Ginger Brew
253 Punkte, Platz 5

Old Jamaica Ginger Beer
Old Jamaica Ginger Beer
245 Punkte, Platz 6

Gosling's Ginger Beer
Gosling’s Ginger Beer
 Außer Wertung

Fentimans Botanically Brewed Ginger Beer
Fentimans Botanically Brewed Ginger Beer

Das Fentimans Botanically Brewed Ginger Beer musste aus der Wertung genommen werden, da sich erst bei der Verkostung herausstellte, dass die Flasche das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits lange überschritten hatte – mit überraschend deutlichen Negativfolgen beim Geschmack. Dies ist aber auch eine interessante Lehre aus diesem Test: Frische ist bei dieser Art von Produkt durchaus wichtig, trotz all der Konservierungsstoffe.

Nicht mitaufgenommen in die Testkriterien wurden andere Aspekte, die für mich sehr relevant sind; da man zumindest den Zuckergehalt und Brennwert aber objektiv messen kann, wäre das für die Tester eh schlecht subjektiv zu beurteilen gewesen. Hier die entsprechenden Werte, entnommen der Dosen- bzw. Flaschenbeschriftung, soweit vorhanden (Werte jeweils pro 100ml); dazu ausgewählte relevante Zutaten aus der Zutatenliste. Schön zu sehen, dass der Geschmackssieger auch was die Inhaltsstoffe angeht gut punktet.

Aqua Monaco Hot Monaco
53kcal, 13g Zucker
Ingwerkonzentrat, natürliches Ingweraroma, E330, E414

Bundaberg Ginger Brew
45kcal, 10.8g Zucker
Ingwerwurzel, Aromen, E202, E211, Ascorbinsäure (=E300?), Hefe

Fentimans Botanically Brewed Ginger Beer
38kcal, 9.4g Zucker
fermentierter Ingwerwurzelextrakt, Glukosesirup, Birnensaftkonzentrat, natürliche Aromen (Ingwer, Zitrone, Capsicum [die Schärfe dieses Produkts kommt also zumindest zum Teil nicht aus dem Ingwer!]), Kaliumtartrate, E330, Kräuterinfusionen

Fever-Tree Ginger Beer
44kcal, 10g Zucker
Ingwerwurzel, natürliches Aroma, Säuerungsmittel, Ascorbinsäure (=E300?)

Gosling’s Ginger Beer
52kcal, 12.9g Zucker
E330, E414, E445, Aromen, E202, E211

Old Jamaica Ginger Beer
61kcal, 15.2g Zucker
E330, E414, Quillajaextrakt, Aroma, Ingwerwurzelextrakt, Aroma, Natriumbenzoat

Thomas Henry Spicy Ginger
59kcal, 14g Zucker
natürliches Ingweraroma, andere natürliche Aromen, E330, E414, E445

 

Ich trinke Ginger Beer ganz gern hin und wieder, gut gekühlt, pur; der Haupteinsatzzweck ist aber natürlich als Zutat in Cocktails und Longdrinks. Daher wird mit dem Tagessieger, dem Fever-Tree Ginger Beer, ein Ginger-Beer-lastiger Cocktail gemischt: Der Chucktown Sunrise. Letztlich kann man darüber streiten, ob eine Cocktailzutat nicht zumindest teilweise andere Eigenschaften aufweisen sollte als ein Getränk, das man pur trinkt; ich werde während des Genießens dieses Cocktails darüber brüten.

Chucktown Sunrise


Chucktown Sunrise
1 oz Bourbon (z.B. Bulleit Bourbon)
¼ oz Limettensaft
…aufgießen mit 3 oz Ginger Beer (z.B. Fever-Tree Ginger Beer)
…und mit 1 Spritzer Grenadine garnieren


Für mich persönlich ist das Ergebnis dieses Tests, dass ich mich bestätigt fühle in meiner privaten Vorliebe; das Fever-Tree ist nicht zu süß und enthält wenig Zusatzstoffe, es ist gut scharf, günstig, leicht und in kleinen Flaschengrößen erhältlich. Dennoch werde ich weiterhin nicht ausschließlich den Testsieger kaufen und verwenden; Diversität ist für mich wichtig, und Monokulturen sind schlecht. Abwechslung ist wichtig, und keins der an diesem Test teilnehmenden Produkte ist wirklich schlecht – es lebe die Vielfalt!

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

5 Kommentare zu „Die glorreichen Sieben – 7 Ginger Beers im Vergleich

    1. Ha! Der Konsens war, dass das Old Jamaica einfach viel zu süß ist. Insgesamt ist interessant, dass deutsche Marken vorne liegen (bis auf den Sieger); vielleicht ist es einfach der deutsche Gaumen, der bei Ginger Beer eher trockenere, weniger süße Produkte bevorzugt, während die Australier und Jamaikaner sich eher dem süßen Produkt hingeben… aber das ist reine vorurteilsbehaftete Mutmaßung. :)

    2. Doch das kann sein! Old Jamaica ist ein derart schlechtes süßes Ginger Beer.. Muss dich leider enttäuschen, es scheint als dass du wirklich noch nie etwas Gutes aus der Ginger Beer Welt gesehen hast ;)

  1. Klasse Test – hast Du dir wirklich Arbeit gemacht. Und spiegelt auch fast meine Geschmäcker wieder. Wobei mir das Old Jamaica viel zu süß ist und das Thomas Henry schon übertrieben scharf. Hängt aber auch damit zusammen, das Thomas Henry zumindest früher mit Chilli nachgeholfen haben soll. Und dass das Gosslings so weit hinten liegt, fand es damals ganz lecker, aber nur einmal getrunken.

    1. Zumindest im Fentimans ist auch Capsicum enthalten. Ich empfinde das als Täuschung – entweder kommt die Schärfe aus dem Ingwer, oder halt nicht. Ein Produkt, das ein scharfes Gewürz im Titel trägt, mit Drittmitteln künstlich zu schärfen… nein, danke. Das Fentimans ist deswegen für mich gestorben.

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