Die Bierrevolution ist in vollem Gange. Inzwischen erreichen ausländische Bierspezialitäten, die man früher mühevoll organisieren musste, selbst die großen Supermarktketten, ein Zeichen dafür, dass genügend Interesse vom Verbraucher an Alternativen zu den üblichen deutschen Massenbiersorten wie Pils und Export besteht. Und die großen deutschen Hersteller nehmen diesen Faden auf und stellen selbst Varietäten her, wie es der thüringische Brauer Köstritzer mit seinem Witbier tut. Nach den eher schlechten Erfahrungen, die ich mit halbherzigen Experimenten anderer deutscher Hersteller gemacht hatte, bin ich aber erstmal skeptisch, wenn ein urbelgisches Produkt wie ein Witbier so plötzlich aus deutschen Kesseln träufelt.
Bei einem Witbier erwarte ich mir im Glas eine trübe, helle Farbe, und das ist beim Köstritzer schonmal auch direkt gegeben. Vom optischen Eindruck her könnte man es für ein Hefeweizen halten.
Positiv überrascht ein sehr angenehmer Geruch, und ein aromatisch sehr ähnlich gelagerter Geschmack zu Beginn; fruchtig, hell, bitter. Dann doch überhaupt nicht wie ein Hefeweizen, mehr wie ein belgisches Blonde. Man erkennt die Orangenschale; man ahnt den Koriander, typische Zusätze in belgischen Witbieren, die der deutsche Hersteller laut Etikett auch einsetzt. Dieses Bier macht wirklich Spaß.
Schnell abgestanden ist es dann aber; die letzten Schlucke, nach ca. 20 Minuten, schmecken nur noch hefig, schal und leer. Eine ähnliche Erfahrung mache ich inzwischen mit einigen Bieren, vor allem Pale Ales. Eventuell muss ich die Biere einfach schneller trinken, obwohl mir das widerstrebt; vielleicht habe ich auch, wie auf dem ersten Foto erkennbar, ein bisschen zu optimistisch schnell eingegossen – ist ein vorsichtigeres Eingießen empfehlenswert?
Die zweite Flasche, zwei Wochen später, habe ich dann direkt so getrunken, ohne Glas; da ist das Mundgefühl was die Perlage angeht, etwas besser, doch die schnell einsetzende Schalheit ist auch hier gegeben. Es liegt also am Bier, nicht am Eingießen. Ein Bier für Schnelltrinker also.
Mir gefällt die hübsche, elegante, schwungvolle Flasche außerordentlich, davon können sich die meisten Hersteller eine Scheibe abschneiden mit ihren langweiligen Standardflaschen. Man sieht hier: Man kann alles falsch machen, wie Beck’s, oder alles richtig, wie Köstritzer. Ich hoffe, die Branche hält sich für die Zukunft eher an letzteres Vorbild.
Ein Kommentar zu “Von Belgien nach Thüringen – Köstritzer Witbier”