In einem meiner Allzeit-Lieblingsbücher, einem der vier großen Klassiker der chinesischen Literatur aus dem 16. Jahrhundert, der Reise nach Westen (西遊記 xiyouji), spielt die chinesische Göttin der Gnade Guanyin eine wichtige Rolle. Sie ist es, die erkennt, dass die weite, gefährliche Reise, die Mönch Sanzang auf sich nehmen will, um buddhistische Schriftrollen aus Indien nach China zu bringen, nur mit Hilfe gewitzter und mächtiger Begleiter zu schaffen ist – der wichtigste davon ist Sun Wukong, der Affenkönig, eine der großen ikonischen Figuren der chinesischen Kultur und Literatur.
Zwar wird Guanyin immer mit ihrer zarten, gnadenvollen Art assoziiert und ist als Boddhisattva als Hilfe für geplagte Menschen ein oft genutzter Ansprechpartner, doch, wie man in der Reise nach Westen sieht, kann sie auch anders: Sie setzt dem widerborstigen Affenkönig den Kopfreif auf, durch den er kontrollierbar wird, und ist recht streng. Eisern, sozusagen. Womit wir beim Namen dieses Tees wären: Tie Guanyin (铁观音), die eiserne Guanyin.
Tie Guanyin ist auch einer der klassischen, großen Tees Chinas. Als Oolong-Tee, also einem halboxidierten (früher sagte man „fermentierten„) Mittelding zwischen unoxidiertem Grüntee und stark oxidiertem Schwarztee, bietet er das beste aus zwei Welten. Die holzig-grasigen Noten eines Grüntees, seine Frische und Blumigkeit, wird ergänzt durch den Körper, das Volumen und die süße Malzigkeit eines Schwarztees.
Wenn man sich den Tea Pavilion Tie Guan Yin anschaut, ist er erstmal unansehnlich: Kleine, braungraue Brocken, fest gerollt. Man glaubt kaum, dass es sich um Tee handelt.
Natürlich wickelt sich der Tee beim Brühen auf, und expandiert. Wie üblich bei Tea Pavilion ist die Blattqualität sehr gut; es sind große, ganze Blätter, wie man auf dem Foto sieht, mit dem 20ct-Stück als Vergleichsgröße.
Nachdem der Tee kurz gezogen hat, gieße ich ihn aus der Yixing-Kanne in den Gaiwan um, wo man die attraktive blassgoldene Farbe, fast ein Tick grünlich, schön genießen kann. Trotz des metallischen Namensbestandteil des Tees ist der Geruch dann allerdings eher süß- und pflanzlich.
Sehr süß im Mund, weich, leicht pflanzlich, leicht bitter im Mund, im Abgang trocken. Ein erfrischendes und gleichzeitig vollmundiges Erlebnis. Ein Tee, den man, wie alle Qualitätstees aus China, nicht mehr süßen muss.
Einen Tee dieser Qualitätsstufe kann man leicht 3-5 mal aufbrühen; das Preisleistungsverhältnis, das eh schon sehr gut ist, muss daher noch zusätzlich aus dieser Sicht bewertet werden. Für Tees gilt, was für alle Genusswaren gilt: Lieber etwas weniger, dafür höhere Qualität. Bei den Berlinern von Tea Pavilion bin ich in Bezug auf letzteres noch nie enttäuscht worden; und die kleinen Aromabeutel mit geringer Füllmenge sorgen dafür, dass der Tee lange sein einmaliges Aroma behält.
Den großartigen Trickfilm vom Aufstand im Himmel kennst Du bestimmt:
Entsprechend wünsche ich mir ein Rezension über Reisschnaps für wildgewordene Affenkönige!
In der Tat kenne und liebe ich diesen Film (habe ihn auf DVD), und auch diverse andere Filme dieser Art. Reisschnaps ist bisher nicht auf meiner Liste, da ich mich zur Zeit mehr mit Mexiko, Kentucky und Jamaica befasse; es ist aber nur eine Frage der Zeit, versprochen!
Gibt es die DVD in Deutschland?
Ich hatte sie damals aus China importiert. Ist wahrscheinlich ein illegaler Bootleg, denn das Cover war mit einem Laserdrucker gedruckt.