Es ist eine Faustregel, dass Spirituosen, die in Holz reifen, mit zunehmendem Alter immer weicher, aromatischer und weniger beißend werden. Durch die Durchlässigkeit des Fasses verdunstet der gröbste Alkohol, gleichzeitig findet ein Filterungsprozess mit dem Fassholz statt und schließlich gibt ein Holzfass auch noch Aromastoffe des vorher darin enthaltenen Geists oder zumindest der Baumart an die Spirituose ab. So entsteht mit der Zeit ein rundes Ergebnis, das sich im Falle des Herradura Añejo wirklich sehen lassen kann.Nichts von dem, was der Supermarkttequila-gewohnte Trinker an Tequila normalerweise fürchtet, findet sich hier, im Gegenteil: Eine erfrischende Fruchtigkeit, dazu zarte Gewürznoten und die Eiche, die man sonst von Bourbons kennt, verbunden mit der mit dieser Holzart immer gewohnten leichten Vanille, sorgen für ein wunderbares Geruchsspektrum.
Geschmacklich erkennt man ganz klar die fruchtige Agave, aber kein bisschen der sonst oft im Verbund laufenden Metalligkeit. Auch wenn die blassgoldene Flüssigkeit vielleicht einen dunklen Geschmack erwarten lässt, ist dieser gereifte Tequila eher frisch und leicht, ohne Lösungsmittelnoten oder Alkoholbrennen. Ein wirklich angenehmes, duftiges und erfrischendes Mundgefühl machen diesen Tequila für mich zum König der gereiften Tequilas.
Die Agavennote lässt entsprechend dann auch den Cocktail All the King’s Men wunderbar leuchtend im Mund strahlen. In dieser Form, bin ich sicher, schmeckt Tequila jedem und jeder.
All the King’s Men
1½ oz Herradura Añejo
½ oz Amaro (z.B. Fernet Branca, oder Averna, wenn man es süßer mag)
½ oz Tawny Port
1 oz Zitronensaft
1 Barlöffel Agavensirup
1 oz Ginger Beer (z.B. Thomas Henry Spicy Ginger)
Die Flasche an sich weiß durchaus zu gefallen, besonders das im Glas eingesetzte Hufeisenlogo, mit einem passenden aufgeklebten Etikett, zeugt von Detailverliebtheit. Der Plastikschraubverschluss dagegen – naja, man kann nicht alles haben.
Ein wirklich hervorragender Tequila, mit dem man selbst eingefleischteste Agavenschnaps-Hasser bekehren kann.
Dieser Tequila schmeckt in der Tat ganz anders als wir es aus einem gewöhnlichen Supermarkt oder einer x-beliebigen Bar gewohnt sind. So schade, dass die meisten mit Tequila falsche Entscheidungen mit bitterem Nachgeschmack verbinden. Danke für das tolle Rezept, das werde ich ausprobieren, habe gerade einen fabelhaften Herradura Selección Suprema Extra Añejo zuhause (direkt aus Mexico natürlich) :)
„habe gerade einen fabelhaften Herradura Selección Suprema Extra Añejo zuhause (direkt aus Mexico natürlich)“
*vor neid grün werdend* Importierst Du selbst, oder hast Du jemand, der Dir das mitbringt? Die Tequila-Situation in Deutschland ist zwar im Begriff besser zu werden, aber insgesamt immer noch sehr unzufriedenstellend.
Oh nein, nicht grün werden! Ich hab sehr enge Freunde in Mexico, die sehr gern so tolle Dinge mitbringen :) Aber am besten schmeckt er natürlich auf der anderen Seite des Atlantiks ;)
Freut mich, dass mein Lieblingstequila hier so gut wegkommt :)