Die vier namengebenden Getreidesorten sind bei dem Koval Four Grain Single Barrel Whiskey Hafer, gemälzte Gerste, Roggen und Weizen. Bis auf den Hafer erstmal nichts wirklich ungewöhnliches; viele Bourbons verwenden neben Mais noch Gerste und Weizen (wie Maker’s Mark) oder Gerste und Roggen (wie Basil Hayden’s), doch selten findet man alle drei auf einmal in einer mashbill. Wenn dann noch ein für den Whiskeyfreund praktisch unbekanntes Getreide, der Hafer, dazukommt, ist das schonmal per se spannend und muss dringend verkostet werden.
Geruchlich erinnert der Four Grain deutlich eher an Jack Daniel’s Old No. 7 als an einen Bourbon oder Rye. Die beworbene Bananennote ist klar erkennbar – kommt sie vom Hafer? Noch grünliche Banane, würde ich sogar sagen, es ist eine minimale Grasigkeit mit in der Nase. Eine deutliche, aber nicht unangenehme Alkoholnote bringt die Nasenhärchen zum zittern.
Im Mund auf der Zunge erstmal ein paar Sekunden sehr süß und weich, bis plötzlich die Bombe platzt und der Whiskey seine 47% freisetzt – dann explodiert er am Gaumen, mit sehr viel Würze, Holz und Eiche, und einem in seiner Plötzlichkeit sehr überraschenden Alkoholbrennen. Speichelfluss versucht, die geschockten Aromaknospen wieder zu beruhigen, was ihm auch recht schnell gelingt – und die betörende Süße kommt zurück und verbleibt eine respektable Weile in den Backentaschen, am Zahnfleisch und im Rachen. Ein leichtes Kitzeln bleibt ebenso zurück.
Ein außergewöhnliches Mundgefühl. Ich kann mir vorstellen, dass das manchen zu drastisch ist; auch der wirklich hochinteressante Wechsel zwischen Süße und Würze ist bestimmt nicht jedermanns Sache – ich finde das alles großartig. Das ist ein Whiskey, der alles hat – runde Süße, deftige Schärfe, tiefe Würze, und diese Eigenschaften wie ein Daumenkino vor einem aufblättert.
Eine etwas blasse, senfgelbe Farbe kommt in den kleinen 0,1l-Fläschchen etwas wenig zur Geltung. Etikett und Aufmachung sind zurückhaltend; auf dem Rückseitenetikett steht die Fassnummer, eine Pflichtangabe bei Single-Barrel-Abfüllungen (meine Abfüllung stammt aus Fass #411).
Auch für den Four Grain gilt der griffige Marketingspruch der Koval-Distillerie, der eigentlich fast alles zusammenfasst, was man über deren Bio-Whiskeys wissen muss.
Small Batch. Single Barrel. Unfiltered. Heart cut. Organic.
So sieht für mich die Zukunft des Whiskeys aus. Wenn einem dieser Whiskey schmeckt, kann man übrigens auch mal einen Blick auf die anderen Sorten der Koval-Distillerie werfen, wie den Millet Whiskey, oder den Single Barrel Bourbon.
2 Kommentare zu „Vier Körner sollt ihr sein – Koval Four Grain Single Barrel Whiskey“