Zunächst – der Havana Club Añejo 3 Años ist nur im erweiterten Sinne ein weißer Rum, wie sein Name schon eigentlich klarstellt, obwohl er meistens wie ein Weißrum verwendet wird. Das erkennt man auch, wenn man ihn gegen das Licht hält: eine leichte, hellblonde Farbe deutet die 3 Jahre an, die er im Fass lag.
Die Nase ist fruchtig, aber auch sehr dumpf, klar erkennbar sind die jungen Rumaromen nach Gras. Schön: praktisch kein Alkohol ist riechbar. Leider kann sich die durchaus ansprechende Fruchtigkeit nicht im Geschmack fortsetzen. Scharf, grasig, pfeffrig, zunächst nur mäßig süß, leichte Vanille; im äußerst kurzen Abgang dann setzt sich die Süße doch durch, und auch ein Hauch der Fruchtigkeit. Ebenso schnell, wie man ihn runterschluckt, ist der Mund wieder frei – kaum etwas bleibt zurück. Ein junger Kubaner, wie er im Buche steht, mit Ecken und Kanten.
Der vielleicht bekannteste Rum in Deutschland wird meiner Schätzung nach zu 95% als Mixrum verwendet, und das, so muss ich sagen, wohl zu recht. Die Aromen sind zwar nett, aber der Rum hat keinerlei Volumen oder Komplexität und ist als „Sipping“-Rum daher ungeeignet (wer sich dafür interessiert, werfe einen Blick auf den großen Bruder dieses Rums, der 7 Jahre gereift ist). Und nur von der angenehmen Milde kann man als Gourmet nicht leben. Dennoch steht auch bei mir immer eine Flasche im Regal, meist eher sogar mehrere, die meist keine lange Lebensdauer haben. Wer aber mal wissen will, wie richtig guter weißer Rum schmecken kann, probiere den Brugal Titanium oder den El Dorado 3 Years – das ist dann aber schon eine andere Welt und mehrere Dimensionen bessere Qualität.
Ich spare mir hier mein übliches Cocktailrezept, denn der Havana Club 3 passt überall, wo weißer Rum gefragt ist; in Longdrinks wie dem Cuba Libre ebenso wie in Cocktails wie einem einfachen Daiquiri. Ein Gebrauchsrum für den alltäglichen Einsatz, ohne großen Anspruch – aber auch ohne Allüren oder prätenziöses Getue und, ohne jede Frage, sicherlich um Klassen besser als die Discounterrums.
Die US-Amerikaner, die diesen Rum aufgrund des Embargos immer noch nicht kaufen können, schlecken sich aber die Finger nach ihm. So unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein: Vielleicht würden wir in Deutschland diesen Rum auch anders sehen, wenn er nicht in jedem Supermarkt und an jeder Tankstelle erhältlich wäre. Eine unbegrenzte Erhältlichkeit hat auch ihre negativen Seiten.
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