Saugkraftverstärker gesucht – Montecristo Open Junior

Kubanische Zigarren haben einen fast schon mythischen Ruf, sie gelten als die besten der Welt. Früher war das wahrscheinlich so, in modernen Zeiten haben andere Länder, insbesondere Nicaragua und die Dominikanische Republik, deutlich aufgeholt, und in manchen Bereichen Kuba vielleicht schon überholt. Das US-Embargo auf kubanische Produkte sorgt dafür, dass der riesige US-Markt bedient werden muss, und die Amerikaner sind nicht weniger anspruchsvoll als die Europäer, wenn es um einen guten „smoke“ geht – da wird entsprechend in Alternativen investiert.

montecristoopenjunior-tubo

Der heutige „smoke“ ist aber nun doch ein moderner Vertreter aus einem der beliebtesten kubanischen Zigarrenhäuser, eine Montecristo Open Junior, erhältlich im Einzeltubo. Schon sehr schnell nach dem Anzünden fallen mir erstmal die Negativpunkte auf. Sehr fester Zugwiderstand, der auch mit abnehmender Länge nicht abnimmt – die Zigarre ist zu fest gestopft, gerade am Mundstück. Tatsächlich scheint Montecristo ein Problem mit der Herstellung zu haben; in einigen Onlineforen habe ich die Beschwerde gelesen, dass sie zu fest oder zu lose gerollt ist, während andere die perfekte Dichte loben. Das ist halt die Schwierigkeit bei Zigarren, die „hecho a mano“, handgerollt, sind – eine gleichbleibende Qualität ist schwierig einzuhalten. Durch Tasten findet man die Unregelmäßigkeiten; in der Mitte ist mein Exemplar weicher als am Anfang und am Ende.

Ein ähnliches Symptom ist schiefer Abbrand. Leider brennt die Open Junior nicht gerade ab, wie man es von guten Zigarren erwartet.

montecristoopenjunior-abbrand

Und wenn wir schon dabei sind, zu meckern: Die Zigarre bringt, vielleicht wegen der strengen Stopfung, nur ein sehr geringes, klar unbefriedigendes Rauchvolumen hervor. Die Asche ist dann sehr locker und lose – fällt ab und auf die Hose. Dazu ist sie mir ein mal beim Rauchen ausgegangen.

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Nun aber genug der Kritik. Die kleine Montecristo im Trabuco-Format hat auch etwas zu ihrer Verteidigung aufzubringen, denn optisch ist sie sehr ansprechend, weist ein wunderbar glattes, feinadriges Deckblatt auf, sowie einen angenehmen Kaltgeruch.

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Der Geschmack ist fein, hocharomatisch, würzig und dabei trotzdem sehr mild, hat kaum unerwünschte Teer- oder Störnoten. Das geringe Rauchvolumen lässt leider nur einen dünneren Geschmack zu, als es möglich wäre; ich glaube, ein weniger dicht gerolltes Exemplar würde mich zu Begeisterungsstürmen hinreißen. Der hervorragende Geschmack wird komplettiert durch praktisch keine Schärfe oder Pfeffrigkeit, selbst nicht im letzten Drittel, in dem andere milde Zigarren gern mal ein bisschen Power zulegen. Etwas über eine halbe Stunde Vergnügen bietet sie.

Der Tubo ist stabil, und hat als besonderes Schmankerl ein innenliegendes Zedernholzblatt, das wohl dem Aroma- und Feuchtigkeitsschutz dient. Ein sehr nettes Detail, ebenso wie die doppelte Banderole.

Für den Preis von über 7€ gibt es allerdings in der Gesamtbetrachtung klar bessere Zigarren was die Raucheigenschaften angeht. Eventuell ist es, wie eingangs angesprochen, auch nur mein Exemplar – gerne werde ich der Montecristo Open Junior noch eine zweite Chance geben, denn der Geschmack überzeugt mich schon.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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