Eine Handvoll Wörter im Deutschen haben eine arabische Wurzel, und aus gegebenem Anlass zeige ich euch heute eins: „Sirup“. Der Ursprung ist شراب, latinisiert šarāb, mit der Bedeutung „Trank“. Für mich als studierten Linguisten sind die Sprachentwicklungen spannend, ich gebe mich aber keiner Illusion hin, dass Leser eines Spirituosenblogs sich dafür interessieren, darum bleiben wir beim Wort, wechseln aber den Kontext hin zu modernen Ausprägungen von dickflüssigen, konzentrierten Lösungen. Liber & Co. ist in Austin, Texas, beheimatet, dort wurde aus einem kleinen Startup seit 2011 ein nationales und später internationales Unternehmen, das sich auf besondere Craft-Sirups zum Einsatz in der Bar spezialisiert hat. Das Besondere an den Sirups ist eben, dass sie genau zugeschnitten sind auf die Bedürfnisse, die man als Cocktailfreund so hat, und die von den meisten kommerziellen Produkten nicht erfüllt werden, weil sie eher auf den Einsatz in Limonaden abzielen, und oft mit künstlichen und darum wenig spannenden Aromen arbeiten. Der Importeur Liquory bringt einen Teil deren Sortiments inzwischen nach Deutschland, und 5 Sirupe von Liber&Co. habe ich zugesandt bekommen, die ich hier nun vorstelle: Almond Orgeat Syrup, Caramelized Fig Syrup, Fiery Ginger Syrup, Demerara Gum Syrup und Real Grenadine.
Im Gegensatz zu meinen Spirituosenrezensionen mache ich für die Sirups keine detaillierten Tasting Notes, pur trinkt das eh niemand, darum ist das auch gar nicht interessant. Was macht man sonst damit? Natürlich ist bei mir der Hauptzweck der Einsatz in der Heimmixologie, entsprechend sind auch Rezepte auf der Rückseite der Flaschen angebracht. Für jeden Sirup habe ich aber einen zusätzlichen Cocktail ausgewählt, in dem der Sirup sich besonders präsentieren kann; dazu habe ich darauf geachtet, dass die Basissprituose für jeden Drink eine andere ist, um die Versatilität der Sirupe weiter zu betonen: Whisky, Rum, Cognac, Mezcal und Calvados sollen sozusagen als Leinwand dienen. Nicht immer muss der Sirup die Hauptrolle spielen; manchmal sind es die kleinen, spannenden Aromadetails, die er liefert, die einen Drink so speziell machen. Nun aber genug geredet, rein ins Mixen!
Orgeat ist eine beliebte Zutat insbesondere in Tiki-Drinks, der Mai Tai als herausragendes Beispiel. Doch auch in anderen Rezepten spielt Orgeat natürlich oft mit, wie im Bourbon Lift, einem Drink, bei dem man fast das Gefühl eines schönen Soufflé-Dessert hat. Für den Almond Orgeat Syrup werden Mandeln in Kalifornien zwischen August und Oktober maschinell vom Baum geschüttelt und auf dem Boden für 8-10 Tage sonnengetrocknet. Danach werden sie nach Bedarf geröstet und feingemahlen. Ganz stark nach Mandeln riecht der Sirup entsprechend, mit einem leichten Walnuss-Unterton. Und genau so kommt er auch am Gaumen an – Mandeln und Walnuss, dazu eine wirklich schöne Süßsauer-Balance, mehrdimensional und aromatisch sehr ansprechend.
Bourbon Lift
1½oz / 45ml Bourbon
½oz / 15ml Kaffeelikör
½oz / 15ml Sahne
½oz / 15ml Orgeat
Auf Eis shaken, dann mit Sprudel so aufgießen, dass sich eine Haube bildet. Mit Strohhalm servieren.
[Rezept nach Erik Adkins]
Feigensirup ist oft von eher rosaroter Farbe, die Karamellisierung hier macht den Sirup viel dunkler und brauner. Das stört mich nicht – selbst die kleine Menge des Sirups im Figgy Smalls macht ihn besonders. Zwei Sorten Feigen kommen für den Caramelized Fig Syrup zum Einsatz: Calimyrna und Black Mission heißen die Sorten, die in Kalifornien angebaut und dann handgeerntet werden; früh im Jahr von alten Zweigen, später im Jahr von jungen Zweigen. Der Duft erinnert wirklich stark an diese abgepackten, getrockneten Datteln, die man so kaufen kann, dazu eher im Untergrund halbgetrocknete Feigen. Im Geschmack überholen die Feigen dann die Datteln, schöne, kräftige Karamellnoten kommen dazu, die Fruchtigkeit wirkt trotz der Süße frisch und fein.
Figgy Smalls
2oz / 60ml Cognac
¾oz / 23ml Orangenlikör
½oz / 15ml Zitronensaft
½oz / 15ml Orangensaft
¼oz / 7ml Feigensirup
Auf Eis shaken, in ein Glas mit Vanillezucker-Rand abseihen und mit einem Salbeiblatt dekorieren.
[Rezept adaptiert nach Courtney Tietze]
Ingwersirup ist eine der Zutaten, die ich immer schon gern in Cocktails einsetze, ich mag Ingwer in jedem Zustand gern. Wenn er dann eine gleichberechtigte Rolle in einem Rezept spielt, wie im Mosquito, gefällt mir das um so mehr. Der Ingwer des Fiery Ginger Syrup weist Bioqualität auf und stammt aus Peru, wo er nachhaltig angebaut und von Hand geerntet wird. Und Ingwer springt einen geradezu an, wenn man die Sirupflasche öffnet, vollaromatisch und dicht; geschmacklich spürt man die krasse Wucht aus Ingwer, gepaart irgendwie verrückt mit einem Touch Eierlikör, und im Nachgang die namensgebende feurige Schärfe, nur leicht durch die Süße des Sirups eingebremst. Großartig!
Mosquito
1oz / 30ml Mezcal
1oz / 30ml Campari
1oz / 30ml Ingwersirup
1o / 30mlz Zitronensaft
[Rezept nach The Venetian Resort]
Demerara-Sirup ist dunkler, kräftiger, aromatischer als normaler Zuckersirup, und die dunkle Farbe hat ihren eigenen Charme in Drinks. Im Queen’s Park Swizzle sorgt er genau für diese Charakteristiken. Die zwei wichtigen Bestandteile des Demerara Gum Syrup sind, wie im Namen schon erkennbar ist, Zuckerrohr aus Guyana und Gummi Arabicum von Akazien aus Ländern südlich der Sahara. Der Geruch ist erstmal fruchtig, schwersüße Früchte wie Datteln oder kandierte Feigen scheinen durch, und auch im Geschmack wirkt das extrem dicht, krasssüß und dennoch nicht neutral, angenehm trockenfruchtig, im Anflug melassig. Zuckersirup hier mal als nicht zu unterschätzende Aromakomponente!
Queen’s Park Swizzle
2oz / 60ml gereifter Rum
1oz / 30ml Limettensaft
½oz / 15ml Demerara-Sirup
10 Blätter Minze
2 Spritzer Angostura Bitters
Minze mit Sirup und Saft im Shaker andrücken. Mit den restlichen Zutaten lange swizzlen. Mit Minze dekorieren.
[Rezept nach Queen’s Park Hotel]
Künstliche Grenadine ist knallrot, schmeckt überhaupt nicht mehr nach Granatapfel und ist oft eine der Zutaten, mit denen viel Schindluder getrieben wird. Nicht so bei dieser Grenadine, die natürliche Farbe und saubere Fruchtaromatik in den Pan American Clipper bringt. Die Granatäpfel für die Real Grenadine wachsen im San Joaquin Valley in Kalifornien, sie werden kalt verarbeitet, was wohl die Aromen und Farbe am besten bewahrt. In der Nase wirkt die Grenadine leicht laktisch, sehr fruchtig jedenfalls, was sich auch auf den Gaumen überträgt. Eine freche Säure spielt gegen die starke Sirupsüße an, hat aber nur kleine Chancen. Sauber und frisch, voluminös und dicht. Eine sehr schöne Grenadine.
Pan American Clipper
2oz / 60ml Calvados
¾oz / 23ml Limettensaft
½oz / 15ml Grenadine
2 Spritzer Absinthe
Auf Eis shaken. Mit einem Limettenrad dekorieren.
[Rezept nach Charles H. Baker]
Ich mag die kleinen, knuffigen 0,28l-Flaschen mit Schraubverschluss und dezent gestaltetem Etikett, das ist praktisch und platzsparend, und trotzdem charmant. Das Paket, in dem ich die Flaschen von Liquory bekommen habe, ist toll gemacht und zeigt den Inhalt sehr vorteilhaft, wie man sieht.



Ein paar der Sorten sind bei deutschen Versandhändlern (wie dem Rum Depot in Berlin) direkt sofort bestellbar, und wenn man diese Produkte mag, gibt es weitere Sorten: Tropical Passionfruit, Toasted Coconut, Lemon Lavender, Marion Blackberry, Raspberry Gum und Yakima Valley Peach. Eine wirklich große Spannbreite an Aromen, die man da vermixen kann, da ist eigentlich alles abgedeckt, was sogar der ambitionierte Heimmixologe auch für obskurere Cocktails brauchen könnte. Für meinen Teil werde ich mir bestimmt den Lavendelsirup noch anschauen, bisher habe ich sowas bei mir zuhause selbst gemacht; und weitere Sorten, die aktuell noch nicht in Deutschland verfügbar sind, wie der Sugarcane Kola Syrup, klingen auch verführerisch…
Offenlegung: Ich danke Liquory für die kosten- und bedingungslose Zusendung des Pakets mit den 5 Sirups.





