Einer der ganz frühen Cocktails, die ich hier auf meinem Blog gesammelt hatte, verlangte nach einem Fruchtbier als Zutat. Damals stand das Vanhonsebrouck Kasteel 8 Rouge in meinem Kühlschrank und wartete auf eine Verkostung, und die Synergie war gelungen. Seitdem ist viel Wasser den Fluss hinabgeflossen, und viel Bier meine Kehle; Zeit, die alte Verkostungsnotiz von damals etwas auf Vordermann zu bringen und das Bier hier endlich zu besprechen. Es handelt sich hierbei um ein Gemisch aus dem Kasteel Donker, einem malzbetonten belgischen Quadrupel, und einem Kirschlikör. Es wird noch laut Zutatenliste mit Kirschen und Gewürzen versetzt; die weitere Zutatenliste liest sich nicht so berauschend und begeisternd: Zucker und Süßstoff (Stevia), Kirscharomen. Da erwarte ich dann entsprechend Süße und überdeutlich ausgeprägte, oberflächliche Fruchtaromen – nun, ich will mein Urteil nicht präjudizieren, wie schon Indiana Jones so schön im Palast von Pankot sagte.
Fast blickdicht, die tiefrubinroten Reflexe sieht man auf dem Foto leider nicht so gut. Ich habe aus verschiedenen Perspektiven geknipst, aber es klappte nicht so gut, vielleicht kann man es erahnen. Der Schaum hat eine leicht rötlich-braune Färbung. Der Geruch orientiert sich, neben Kirschen, fast ausschließlich an Beeren: Himbeeren, Johannisbeeren, Brombeeren. Dazu riecht es auch schon süß, vielleicht etwas nach Honig.
Am Gaumen wird es dann ausgesprochen rezent, mit schöner Säure, im Untergrund aber fast schon paradox klebrig süß. Auch hier: Ausschließlich Fruchtaromen. Nicht einmal ein Anklang an „typisches“ Bier, erinnert mehr an Wein oder gespritztes Fruchtschorle. Sehr körpervoll, kein Wunder bei 8% Alkoholgehalt, und sehr beerig. Der Abgang ist lang und, wie soll man es anders erwarten, fruchtig, dazu leicht säuerlich.
Nun ja, es steht zwar das Wort „Bier“ auf der Flasche, aber man muss sich einfach klar darüber sein, dass es sich hier um ein Biermischgetränk handelt, nichtmal ein Fruchtbier, mehr etwas mit viel Laborerfahrung zusammengestelltes. Das muss per se nicht schlecht sein, und das Kasteel Rouge trinkt sich ja auch nicht schlecht, aber irgendwie wirkt es halt künstlich.
