Kräuter, Kaffee und Pflaume – Zwack Unicum, Unicum Szilva und Unicum Barista

Zwack Unicum, Unicum Szilva und Unicum Barista Titel

Wenn man durch Budapest schlendert, findet sich an jeder Ecke irgendwie ein Hinweis auf den Kräuterlikör, der schon seit 230 Jahren in der Stadt gemacht und geschätzt wird – Zwack Unicum. Auch weit über die Stadt hinaus findet der besondere Likör seine Liebhaber, gerade in Deutschland ist er heutzutage eigentlich in jedem Markt mit etwas größerer Spirituosenauswahl zu finden. Vor ein paar Jahren hat Zwack sein Portfolio etwas erweitert, um zwei besonders aromatisierte Ausprägungen, die ich nun heute vorstellen will: Zwack Unicum, Unicum Szilva und Unicum Barista.

Zwack Unicum, Unicum Szilva und Unicum Barista

Der Likör wird auf Basis von 40 Kräutern hergestellt, natürlich nach geheimem Rezept, wie das so üblich ist in der Branche. 6 Monate wird er in Eichenfässern gereift, nachdem er zusammengestellt ist, und dann in die sehr auffälligen Kugelflaschen mit dem goldenen Kreuz auf rotem Grund abgefüllt. Davon gibt es auch kleinere Varianten, und diese hatte ich mir bei meinem letzten Budapesttrip mitgenommen.


Natürlich stelle ich erstmal die Eindrücke für das Basisprodukt vor, auch wenn das wahrscheinlich etwas ist, was viele bereits seit langem kennen. Farblich bietet das Zwack Unicum jedenfalls eine zunächst ein dunkelbraunes Mahagoni, fast schon Ebenholz, das beim Gegenlicht aber schöne rubinrote Lichtspiele bietet. Schöne Beine bilden sich beim Drehen des Glases.

Zwack Unicum Glas

Der typische Kräuterlikör-Geruch begrüßt uns dann, schon in der Nase herb und bitter, mit einer schwer festzumachenden Aromenzusammenstellung; kein Wunder, es sind doch wirklich viele Kräuter drin, siehe dazu ein paar Sätze und Bilder am Ende des Artikels. Ich rieche oberflächlich jedenfalls Süßholz und Enzian, Orangenzeste und etwas Anis, auf einem runden, schweren Frucht- und Kakaobett mit leichten Anklängen von geröstetem Kaffee und einem Anflug von Floralität. Eigentlich von allem etwas, und das ganze gut vermählt.

Die Textur wirkt zunächst weich und rund, schwer und dicht, präsentiert aber einen spannenden Verlauf am Gaumen hin zu würzig, säuerlich und mit leichter Schärfe, die die Zungenspitze kitzelt. Natürlich dominieren die herbvegetabilen Kräuteraromen, wurzelig-erdige Töne und dazu die bittere Zestigkeit. Man fühlt sich in ein Zwischending aus italienischem Amaro und einem deutschen Magenbitter versetzt, ich denke, das trifft den Eindruck am besten; die Süße, die alles begleitet, fällt überraschenderweise gar nicht so sehr auf. Der Abgang ist weiterhin knackig bitter und herb, mit leichter Astringenz, und einem chilihaften Feuer, das lange bleibt und den gesamten Mundraum angenehm wärmt.

Mir liegt das Unicum sehr, eben weil die Süße von anderen Faktoren mehr als aufgefangen wird und sich ein wirklich buntes Aromen- und Geschmacksspiel bietet. Das ist ein idealer Absacker nach dem Essen, oder ein toller Drink für Zwischendurch.


Eine Variante, die erst vor vergleichsweise kurzer Zeit auf den Markt gekommen ist, ist das Unicum Szilva. „Szilva“ ist das ungarische Wort für „Pflaume“, und das erklärt sich schnell, wenn man erfährt, dass ein Kräuterlikör hier die oben erwähnten 6 Monate in Eichenfässern zusammen mit getrockneten Pflaumen gelagert wurde. Farblich macht das jedenfalls keinen Unterschied, zumindest keinen, den ich erkennen könnte – sogar die rubinroten Lichtreflexe sind erhalten.

Zwack Unicum Szilva Glas

Die Nase dagegen ist doch etwas modifiziert, neben der schwerkräuterigen Amaro-Typizität findet sich hier tatsächlich etwas mehr dunklere Frucht, sehr reife Pflaumen eben, aber auch viel süße, vor Naturzucker klebrige Datteln. Brauner Kandiszucker kommt dazu, und ein Tick Toffee. Ja, insgesamt wirkt der Unicum Szilva sehr viel schwerer und süßer, soweit das die Nase eben wahrnehmen kann.

Aber auch im Mund merkt man den Unterschied. Im Antrunk ist erstmal wirklich die Süße da, sehr viel präsenter als beim Normalprodukt, und auch die Pflaumen und Datteln erscheinen direkt und ohne Umschweife. Deutlicher kommt auch interessanterweise die Bittere hervor, zusammen mit einem Anflug von Salzigkeit. Die Textur wirkt trotz der stärkeren Süße schmaler, und trotz des niedrigeren Alkoholgehalts von 34,5% scheint das Unicum Szilva etwas ethanolischer daherzukommen, was sich insbesondere im späteren Verlauf zeigt. Der Abgang ist dann kurz, bitter, mit einer hier nun schon fast pappig wirkenden Süße, die sich auf die Lippen legt, und einem oberflächlichen Feuer.

Aromatisch ist das durchaus unterhaltsam, die Struktur kann aber nicht mehr mithalten, was meines Erachtens am reduzierten Alkoholgehalt liegt, und der etwas überbordenden Süßbittere, die die Kräuteraromatik in den Hintergrund drängt. Schade; nett, aber nicht ans Original heranreichend.


Ein Blend aus Unicum und einem Extrakt aus 100%-Arabica-Kaffee, das ist Unicum Barista. Ein Teil des Kaffees stammt aus einer Plantage in Costa Rica, die von einem ungarischen Jungunternehmerteam geführt wird. Auch hier ist der Alkoholgehalt etwas reduziert auf 34,5%, und Unterschiede in Farbe oder Viskosität zum Original sind allerhöchstens Nuancen.

Zwack Unicum Barista

Sehr angenehm kommt direkt der milde aber expressive Kaffeeduft zum Vorschein, eher ganze geröstete Bohnen als gebrühter Kaffee, mit leichten Röstaromen und einem Anflug von Rauch. Das geht geruchlich wunderbar zusammen mit dem Kräuterbeet des Unicum, sehr erwachsen und ausgereift und etwas, an dem man eine Weile schnuppern kann.

Im Geschmack ist der Kaffee zunächst zurückgenommen, der Kräuterlikör lässt ihm erstmal wenig Raum, mit all den Eigenschaften, die oben bereits beschrieben wurden. Seine Besonderheit entwickelt sich beim Barista im Verlauf, wenn die gerösteten Bohnen sich langsam nach vorne arbeiten, deutlich würzig und sogar mit milder Chilischärfe. Die Textur bleibt weich, deutlich weniger süß als der Szilva, was ich sehr angenehm empfinde. Der Nachklang ist noch pikanter, hier schon recht scharf, im Zusammenspiel mit der Kaffeewürze hat man da ein ordentlich heißes Paket im Mund – die Vermählung klappt aber dennoch echt gut. Das trinkt sich angenehm, man muss aber mit der Kraft umgehen können. Gefällt mir!


Für Cocktails eignet sich das Unicum natürlich extrem, in vielerlei Form. Wer wirklich Spaß haben will, probiert eine ganz einfache Mixtur aus Unicum und Tonic, auf Eis, das erfrischt herrlich. Ein bisschen komplexer und schwerer wird es im Sneaky Pete #1, einem meiner absoluten Lieblingscocktails. Ich habe hier als Amaro Fernet Branca eingesetzt, und den Adriatico Amaretto, dazu den Unicum Barista – diese Kombination ist eine echte Wucht, das ist wie eine Faust ins Gesicht. Auf diese verrückte angenehme Weise.

Sneaky Pete #1 Cocktail

Sneaky Pete #1
¾oz / 23ml Zwack Unicum
¾oz / 23ml Amaro
¾oz / 23ml Amaretto
Auf Eis shaken, und in ein mit Eis gefülltes Glas abseihen.

Aufgießen mit Coca Cola.
[Rezept nach Chris Neustadt]


Die Flaschen sind natürlich toll gestaltet, mit dieser Kugelform sind sowohl die große Variante als auch die Kleinflasche ein Augenfänger. Es gibt sie auch in einem ungewöhnlichen Plastikgebinde, ein Foto ist im Folgenden zu sehen; erstmal gebe ich hier ein paar Bilder aus dem Unicum Ház wieder, das in Budapest steht. Es ist gleichzeitig Produktionsort des Likörs als auch ein Museum, und offen für Besucher. Ein schöner Besuch, wenn man eh mal in dieser besonderen Stadt ist!

In dem Museum gibt es auch einen Schaubereich, in dem ein Großteil der Kräuter, Gewürze und Wurzeln zu finde ist, die im Unicum eingesetzt werden. Zum Anfassen, Beschnuppern und Schmecken. Natürlich verlieren sie in dieser offenen Ausstellung deutlich an Aroma durch die lange Offenstehzeit, aber man bekommt doch einen Eindruck, was in dem Likör alles drin ist, und welche Zutat für welchen Aspekt verantwortlich ist. Sehr spannend und gut gemacht!

Unicum bleibt im Fazit für mich ein sehr schöner Kräuterlikör, der genug Eigenstellungsmerkmale hat, um einen Platz in einer Heimbar zu finden; der Barista hat darüber hinaus auch genug Spannung, um separat davon Aufmerksamkeit zu gewinnen. Wer die Heimatstadt des Likörs besucht, findet auch außerhalb der rein sensorischen Betrachtungsweise genug Motivation, ihn zu sich nach hause zu holen, da bin ich mir sicher.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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