Das „Grottenbier“ wurde um die Jahrtausendwende von Pierre Celis, dem bekannten Brauer bei Hoegaarden, erfunden. Der Name ist leicht erklärt, das Bier lagert 2 Monate bei konstant kühlen 11°C in den Höhlen zwischen Belgien und den Niederlanden. Nach der Übernahme der Biermarke zuerst durch St. Bernardus, dann später durch die Brouwerij Kazematten, die es heute noch nach dem gleichen Rezept in Ypres in Westflandern herstellt, bekam es seinen neuen Namen: das Brouwerij Kazematten Grotten Santé ist ein dunkles Ale („bruin“ steht auf dem Etikett), das mit Gewürzen eingebraut wird. Es hat schließlich 6,5% Alkoholgehalt. Höhlenreifung kenne ich ja bereits von Spirituosen, zum Beispiel dem DeCavo-Whisky von meinem Freund Klaus Wurm bei der Märkischen Spezialitätenbrennerei, darüber habe ich mal im BRANNT-Magazin vor ein paar Jahren einen Artikel geschrieben. Da bin ich gespannt, wie sich sowas auf Bier auswirkt!
Komplett blickdicht und lichtundurchlässig in einem sehr dunklen Espressobraun. Schaum zerfällt innerhalb einer Minute komplett, es bleiben nur kleine Einzelbläschen, die aus der Perlage stammen, kurz auf der Bieroberfläche erhalten.
Der Duft ist eine Mischung aus exotischer Frucht und laktischen Noten. Da kommt etwas Kiwi, Litschi und unreife Ananas vor, geht aber fast ins Grünliche über. Zitrustöne wechseln sich ab mit Sauermilch und mildem Apfelessig; man ahnt schon in der Nase, dass wir hier ein säuerlicheres Bier vor uns haben.
Und das bestätigt sich dann im Mund, das ist noch kein Sauerbier, aber ein Dubbel, das klar von der Säure und der Rezenz getrieben wird. Ein trockenes Mundgefühl kommt dazu, wird aber von einer feinen Süße etwas aufgefangen. Aromatisch geht es dann ein bisschen doch ins Malzige, mit Röstnoten und etwas der Farbe angemessenen Nuancen, vielleicht Ideen von Kaffee. Knackig bitter wird es gegen Ende, das frischt den Gaumen auf und hinterlässt einen kühlenden Hauch.
Sowas gefällt mir, das ist komplex aber süffig, und die wirklich erfrischende Rezenz aus Säure und Karbonisierung macht Spaß. Ein wunderbares Genussbier für den Sommer, oder als unaufgeregter Essensbegleiter, das funktioniert hier beides. Sehr schön!
